Boom und Crash Börsenboom der 90er: "Wir waren Helden"

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Eine Hand greift nach Gold Quelle: dpa

Die Finanzvertriebler, die ihm die teuren Fonds verkauft hatten, lassen sich am Telefon von ihren Assistentinnen verleugnen. Die Börse erholt sich, doch Fichter ist beschäftigt mit Anwälten und Klageschriften. Spät rafft er sich auf, sucht sich einen Berater. „Ich wusste, dass ich nicht weiter den Kopf in den Sand stecken konnte.“ Die Aufräumarbeiten dauern bis heute an. Der Anteil der geschlossenen Fonds soll sinken; der Immobilienanteil steigen. Den Rest will er auf Aktien,Anleihen, Gold und Rohstoffe verteilen.

Kein Volk von Aktionären

Breit streuen; Immobilien, Gold und Rohstoffe; keine undurchschaubaren Modelle mehr: Fichter ist mit seinem Geldanlage-Modell typisch. Ein Volk von Aktionären waren die Deutschen nur in den rauschhaften 90ern. Die Pleiten von Lehman und Kaupthing Bank, die Furcht vor dem Zusammenbruch der Euro-Zone und gigantischer Staatsverschuldung hat sogar den ängstlichen Tagesgeldsparern demonstriert, dass die Binsenweisheit „Keine Rendite ohne Risiko“ für alle gilt. „Hauptsache, ich erhalte mein Geld“, ist die Maxime der kommenden Jahre.

Michael Fichter und Millionen andere haben gemerkt: Geldanlage ist Arbeit, die Investoren selbst in die Hand nehmen müssen. „Aber ihnen bei der Geldanlage helfen darf man schon, oder?“, fragt Stefan Müller, kippt den letzten Schluck Latte macchiato und klappt den Laptop zu. Der Flieger nach Peking wartet. Die chinesische Börse hat seit Juli mehr als zehn Prozent gemacht.

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