Dax stürzt ab "Raus, raus, raus"

Panikstimmung hat bei den deutschen Aktienindizes zu massiven Kurseinbrüchen geführt. Der Dax rutschte bis zum frühen Nachmittag um 5,97 Prozent auf 6878 Punkte ab und fiel damit deutlich unter die Marke von 7000 Punkten zurück. Anleger fliehen in sichere Staatsanleihen

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Deutsche Börse: Ein Quelle: dpa

Mit einem Kurseinbruch um zeitweise 7,54 Prozent auf 6763 Punkte, das Niveau von März 2007, stand für den Dax der größte Tagesverlust seit dem 11. September 2001 zu Buche. Für den MDax ging es um 4,32 Prozent auf 8065 Punkte nach unten. Der TecDax brach belastet vom erneut schwachen Solarsektor um 6,31 Prozent auf 742 Zähler ein - zwischenzeitlich ging es gar um gut neun Prozent nach unten.

„Hier herrscht die nackte Panik - wir sehen den klassischen Crash“, sagte ein Händler. Zwar übertreibe der Markt mit den aktuellen Verlusten - allerdings könne derzeit nicht eingeschätzt werden, wann der Boden erreicht sei und der Dax zu einer Erholung ansetzen werde.

Auch Christoph Lindler, Aktienhändler bei Baader, sieht die Lage düster: „Das ist ein ‚schwarzer Montag'. Die Devise heißt: „Nur noch raus, raus, raus.“

LBBW-Stratege Uwe Streich sieht neben den länger bekannten Problemen im handelsfreien US-Feiertag einen möglichen Grund für den Verkaufsdruck: „Die US-Anleger können am heutigen Tag nach den Verlusten in Asien nicht auf ihrem Heimatmarkt reagieren und verkaufen möglicherweise ihre Papiere in Europa“, so der Experte.

Aufschwung bleibt intakt

Ungeachtet des dramatischen Kurseinbruchs sehen Ökonomen und Regierung den Aufschwung noch nicht gefährdet. „Das Gros der Unternehmen bilden nicht die börsennotierten Konzerne, sondern der Mittelstand“, sagte der Finanzmarktexperte des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW), Manfred Jäger. „Und der hat heute gar nichts verloren.“

Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) sagte, die Wirtschaft sei nach wie vor in Ordnung: „Es gibt in Deutschland keinen Grund zur Sorge“. Der Kursrutsch sei auch eine Reaktion auf die Entwicklung an den internationalen Kapitalmärkten.

Die Bundesregierung geht wie die meisten Ökonomen und Institute von einer Abschwächung des Wachstums in diesem Jahr aus. Im Jahreswirtschaftsbericht rechne sie mit einem Zuwachs des Bruttoinlandsproduktes um 1,7 Prozent nach 2,5 Prozent im vergangenen Jahr.

Finanzwerte standen beim heutigen Kursrutsch besonders unter Druck. So lagen Hypo Real Estate mit minus 13,38 Prozent auf 19,10 Euro am Ende des Leitindex. Postbank verloren 9,18 Prozent auf 51,77 Euro, für Commerzbank-Aktien ging es um 6,50 Prozent auf 19,71 Euro nach unten - das niedrigste Kursniveau seit August 2006. Deutsche Bank gaben 7,03 Prozent auf 72,91 Euro ab.

Händler bewerteten die Nachrichten von der WestLB über einen Verlust von einer Milliarde Euro für das Jahr 2007 negativ. Skepsis gegenüber Finanztiteln sei gerechtfertigt. Auch der Verkauf der IKB-Anteile durch die KfW gestaltet sich schwierig, wie die die „Financial Times Deutschland“ aus Finanzkreisen berichtete. Potenzielle Bieter seien im aktuellen Marktumfeld extrem zurückhaltend, zitierte die Zeitung einen Investmentbanker.

Euro-Kurs fällt

IKB-Papiere verloren weitere 6,85 Prozent auf 5,03 Euro. Für Allianz-Aktien ging es um 7,88 Prozent auf 122,70 Euro und damit den tiefsten Stand seit Sommer 2006 nach unten. Börsianer zeigten sich weiter besorgt über die Belastungen für die Tochter Dresdner Bank aus der Kreditmarktkrise.

Im TecDax präsentierten sich erneut die Titel des Solarsektors besonders schwach. Papiere des Schwergewichts Q-Cells ragten mit einem Abschlag von 12,97 Prozent auf 57,82 Euro heraus.

Am Rentenmarkt sank die durchschnittliche Umlaufrendite der börsennotierten Bundeswertpapiere auf 3,87 (Freitag: 3,91) Prozent. Der Rentenindex verbesserte sich um 0,02 Prozent auf 117,32 Punkte. Der Bund Future kletterte um 0,52 Prozent auf 116,85 Zähler.

Der Kurs des Euro fiel deutlich weiter. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,4482 (Freitag: 1,4674) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,6905 (0,6815) Euro.

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