Deutsche Unternehmen am Golf Fühler ausstrecken zu Dubais Nachbarn

Der Dollar-Magnet Dubai verliert seine Anziehungskraft für die deutsche Industrie. Viele Unternehmen strecken ihre Fühler zu den Nachbarn Abu Dhabi, Bahrain oder Katar aus.

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Schild zum Flughafen von Quelle: REUTERS

Im Sand ging viel Geld verloren. Deutsche Unternehmen, die in Dubai aktiv sind, spüren die Krise des Emirats schon seit Monaten. Konzerne wie Airbus, ThyssenKrupp, Hochtief, aber auch Mittelständler wie Küchenbauer Poggenpohl oder Türenhersteller Dorma haben kräftig mitverdient am Größenwahn des Landes. Die Lufthansa und der Frankfurter Flughafen Fraport blickten eher sorgenvoll an den Persischen Golf, wo starke Wettbewerber entstanden. Aus der Dubai-Krise ziehen deutsche Unternehmen ganz unterschiedliche Konsequenzen.

Ein Teil wendet sich verstärkt Dubais Nachbarn zu. Erst vor wenigen Tagen erhielt die Deutsche Bahn die Zusage für einen milliardenschweren Auftrag aus Katar. Die Bahn soll zusammen mit deutschen Baufirmen in dem Golfstaat, der anders als Dubai nicht zu den Vereinigten Arabischen Emiraten gehört, ein Personen- und Güterverkehrssystem errichten. Die ThyssenKrupp-Tochter Uhde wird für einen dreistelligen Millionenbetrag eine Düngemittelfabrik in Abu Dhabi bauen. Andere Unternehmen müssen lernen, mit der wackligen Situation in Dubai umzugehen. Das zeigt der Blick auf ausgewählte deutsche Firmen, die bisher gut im Geschäft waren.

Airbus: Verflixte Verzögerungen

Der Luft- und Raumfahrtkonzern EADS verfolgt gespannt die Entwicklungen am Golf. Dubais staatliche Fluglinie Emi-rates ist der wichtigste Kunde der EADS-Tochter Airbus und hat bei Europas größtem Flugzeughersteller Maschinen für knapp 20 Milliarden Euro bestellt. Das entspricht etwa einer Jahresproduktion. Allein die Hälfte des Betrags entfällt auf den Superjumbo A380, wo Emirates mit 53 offenen Orders fast ein Drittel der aktuellen Bestellliste ausmacht. Zwar glaubt niemand bei Airbus an eine Gefährdung des Auftrages. Aber durch die Krise dürfte das Wachstum in der Region dennoch leiden. Emirates deutete bereits an, dass die Zahl der Passagiere langsamer steigen könnte als geplant, weil mit weniger Reisenden aus dem Fernen Osten gerechnet wird. Riefe Emirates deswegen nur fünf der bestellten A380 ein Jahr später ab, fehlten Airbus mindestens 800 Millionen Euro Umsatz.

Lufthansa: Flüge ins Ungewisse

Auch der Deutschen Lufthansa kommt die Krise in Dubai ungelegen. Bislang war die Region mit rund eineinhalb Millionen Passagieren das kleinste Zielgebiet der Linie – aber neben Afrika das einzige mit steigender Nachfrage. Um mehr als ein Drittel hat Lufthansa die Zahl der Flüge in den vergangenen drei Jahren erhöht. Zudem buchen dort verhältnismäßig mehr Kunden die teuren Tickets der First- und Business-Class, mit denen die Linie einen Großteil ihres Gewinns macht. Sinkt mit der Krise die Zahl der Buchungen, drückt das die Gewinne.

Küchenhersteller Poggenpohl: Goldene Zeiten ade

Zu denjenigen, die die nachlassende Nachfrage in Dubai in den vergangenen Monaten schon selber spürten, zählt Elmar Duffner. Der Chef des Luxusküchenbauers Poggenpohl aus dem ostwestfälischen Herford gerät noch immer ins Schwärmen, wenn er von den zurückliegenden goldenen Jahren erzählt. „Das war eine tolle Zeit. Die Geschäfte in Dubai liefen sehr gut“, sagt Duffner. 1600 Küchen für die Luxuswohnanlage Jumeirah Golf Estates und 400 Einbauküchen für die Villenanlage Victory Heights lieferten die Herforder. Das war von 2006 bis Ende 2008. Seitdem lahmt der Auftragseingang. Die Wohnungen wurden nicht mehr wie in den Boomzeiten Jahre vor der Fertigstellung verkauft und häufig noch vor Erstbezug mehrfach weiterverkauft.

Die Interessenten zögern. Duffner stellt sich darauf ein, dass es in Dubai jetzt noch einmal abwärts geht. Typisch für die aktuelle Situation ist das Bauvorhaben City of Arabia mit Villen, Einkaufszentrum und einem gigantischen Saurierpark. Die Bautätigkeit ging um die Hälfte zurück. Tröstlich für den westfälischen Küchenschreiner ist nur, dass von der Auftragserteilung bis zur Abrechnung zwei Jahre vergehen. Von einem plötzlichen Einbruch könne deshalb keine Rede sein, meint Duffner. „Extremvolumina wie 2007 werden wir aber in den kommenden Jahren nicht mehr erleben.“

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