Energie Klimabörsen: Der Abgas-Handel

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Rauchgas steigt aus dem Quelle: dpa

Für die Energiekonzerne erweist sich der Emissionshandel als ein „Free Lunch“, der mal eben mitgenommen wird. Völlig legal können sie bis 2012 ihren privaten Kunden über den Strompreis CO2-Zertifikate in Rechnung stellen, die sie kostenlos vom Staat erhalten haben. Besonders lukrativ war diese Masche der Stromerzeuger in der ersten Handelsperiode für CO2-Zertifikate von 2005 bis 2007, weil die großzügig von der Regierung verteilten Emissionsrechte ihr CO2-Budget weitgehend abdeckten.

Zwar schritt das Bundeskartellamt 2007 gegen das Abkassieren ein, aber nur bei Industriekunden wurde die umstrittene Praxis gestoppt. RWE muss nach einem Deal mit der Behörde bis 2012 insgesamt 6300 Megawatt an Großkunden versteigern – ohne CO2-Zuschlag.

Etikettenschwindel

Aus Grau mach Grün: Wie Ökostrom im Zertifikatehandel entsteht

Auf Basis einer Studie des Öko-Instituts in Freiburg lässt sich prognostizieren, dass RWE, Vattenfall, Evonik, EnBW und E.On über CO2-Zertifikate, die sie Stromkunden in Rechnung stellen, bis 2012 mindestens 25 Milliarden Euro zusätzlich einnehmen. Dabei unterstellt das Öko-Institut, dass die Energiekonzerne zwischen 35 und 40 Prozent der Emissionsrechte zukaufen müssen. Den Rest bekämen sie gratis vom Staat. Ursprünglich hatte das Öko-Institut sogar bis zu 35,5 Milliarden Euro Mitnahmegewinne vorhergesagt. „Doch wegen der Finanzkrise ist der Preis für Emissionsrechte auf etwa 15 Euro gefallen. 2008 hatten wir noch 25 Euro unterstellt“, sagt Hauke Hermann, Klimaexperte des Instituts.

Erst in gut zwei Jahren ist Schluss mit der Abzockerei: Von 2013 an müssen alle Kraftwerksbetreiber 100 Prozent ihrer Emissionsrechte kaufen.

Weiter schöne Margen für Versorger und Stromhändler sind dagegen beim Geschäft mit Ökostrom drin. 2,2 Millionen deutsche Haushalte haben Strom aus regenerativen Quellen wie Wasser, Wind und Sonne geordert. Auch die Energiekonzerne wollen ein Stück vom Kuchen. So beglückt EnBW, mit Atomkraftwerken groß geworden, von September an Kunden bundesweit mit Ökostrom.

Das Problem: An der Strombörse gehandelter Strom ist weder grün noch braun, er ist undefinierbar grau – niemand weiß, ob er aus einem schmutzigen Braunkohlemeiler oder einem politisch korrekten Wasserkraftwerk stammt.

Auch der in Deutschland vom Erneuerbaren-Energien-Gesetz subventionierte Solar- oder Windkraftstrom fließt als undefinierbarer Graustrom in den Markt. Wer bei seinen Stadtwerken oder einem Versorger Ökostrom bestellt, bekommt einen undefinierbaren Mix aus der Steckdose. Mit zwei Cent je Kilowattstunde müssen alle Haushalte aber die Erneuerbaren subventionieren.

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