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Eurohypo Delikater Fall für die Commerzbank

An der Wall Street spielt sich eine dramatische Schlacht um den zweitgrößten Betreiber von Einkaufszentren in den USA ab. Mittendrin: die Commerzbank-Tochter Eurohypo. Hat sie Milliardenverluste in Kauf genommen?

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Andreas Henry Quelle: Jens Umbach für WirtschaftsWoche

Mit Pleitekandidaten können Anleger, die einen Totalverlust riskieren, extreme Gewinne einfahren – wenn diese Unternehmen dann doch noch die Kurve kriegen. Beispiel Ford: Der Aktienkurs des wieder erstarkten Autoherstellers hat sich seit den düstersten Krisentagen um rund 1000 Prozent erholt. Ford verblasst aber gegenüber der Wertsteigerung, die General Growth in wenigen Monaten hinlegte.

Als der zweitgrößte amerikanische Mall-Betreiber seine hohen Schulden nicht mehr bedienen konnte und sich im April 2009 unter Konkursrecht flüchtete, kostete die Aktie wenige Cent. Damals tauchte als größter Gläubiger von ungesicherten Krediten die Commerzbank-Tochter Eurohypo in den Akten des Pleiteverfahrens auf – mit einer Kreditsumme von 2,59 Milliarden Dollar. Sie würden aber „nur“ ein Zehntel dieser Summe in den eigenen Büchern halten, versuchten die Frankfurter ihre Aktionäre zu beruhigen.

General Growth legte um 4000 Prozent zu

Knapp ein Jahr später steht General Growth im Zentrum einer Übernahmeschlacht. Hedgefonds streiten sich mit der Simon Property Group, dem größten Mall-Betreiber der USA, der General Growth schlucken möchte. Die Fonds hatten zuvor in großem Umfang Aktien und Schulden von General Growth zu Niedrigstpreisen eingesammelt und damit ein Megageschäft gemacht. Wandelanleihen wurden teils zu drei Cent für einen Dollar Nominalwert verschleudert. Jetzt notieren sie wieder über 100. Die Aktie legte um über 4000 Prozent zu.

Eigentlich sind das gute Nachrichten für die ungesicherten Gläubiger wie Eurohypo. Denn die Aussichten auf eine Rückzahlung der Kredite sind deutlich gestiegen. Doch mehr als drei Milliarden der Gesamtsumme von sieben Milliarden Dollar ungesicherter Schulden liegen mittlerweile in den Händen der Hedgefonds. Irgendwer hat also zu niedrigen Preisen verkauft. Hat auch die Eurohypo nach dem Motto „Nur raus hier“ die General-Growth-Forderungen ganz oder teilweise verramscht und damit einen vermeidbaren Verlust produziert? Das sei eine „äußerst delikate Angelegenheit“, ist alles, was der verantwortliche New Yorker Eurohypo-Manager dazu sagt.

Rückzugsorder

Auch in Frankfurt hüllt man sich in Schweigen. In New York sagt ein Commerzbank-Mitarbeiter, es habe aus der Vorstandsetage die Order gegeben, sich aus kritischen Engagements in US-Gewerbeimmobilien zurückzuziehen.

Klarheit darüber, wer am Ende dumm aussieht und wer sich die Hände reiben kann, wird der weitere Verlauf des Konkursverfahrens geben. Der Richter hat General Growth vergangene Woche eine viermonatige Fristverlängerung für die Vorlage eines Sanierungsplans zugestanden.

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