Finanzierung Private Equity-Branche fehlen Kredite

Jahrelang glänzten Finanzinvestoren mit fantastischen Renditen, nach der Krise ist die Branche bescheiden und hofft auf eine leichte Erholung. Für ganz große Deals finden sich derzeit keine Kapitalgeber. Die Investoren sind immer noch weit entfernt von ihrer alten Größe.

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Hinter Gittern: Banken knausern mit großen Krediten. Quelle: Caepsele Quelle: handelsblatt.com

FRANKFURT. Nach dem drastischen Einbruch der vergangenen zwei Jahre gibt es hierzulande wieder einen Hoffnungsschimmer für Finanzinvestoren. Doch zum Jubeln ist es noch zu früh.

"2009 war ein sehr schwieriges Jahr für die Private-Equity-Branche", sagt Joachim Spill, Vorstandsmitglied der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young (E&Y). "2010 wird wohl kaum besser werden." Hauptgrund hierfür sei die nach wie vor herrschende Zurückhaltung der Banken bei der Finanzierung von Übernahmen. Auch Nomura-Deutschlandchef Patrick Schmitz-Morkramer sieht das Kreditangebot für Private Equity der allgemeinen Erholung hinterherhinken: "Transaktionen mit einem Volumen von 750 Mio. Euro oder mehr sind weiter nur in wenigen Fällen umzusetzen."

Vor allem in den Boomjahren 2005 bis 2007 stemmten die oft milliardenschweren Fonds ihre Übernahmen fast ausschließlich über Fremdfinanzierung. Das eingesetzte Eigenkapital machte häufig nur 20 Prozent oder noch weniger des Kaufpreises aus. Mit der Finanzkrise fand diese Praxis allerdings ein jähes Ende. Nach Zahlen von E&Y entwickelte sich der deutsche Beteiligungsmarkt 2009 so schlecht wie seit sieben Jahren nicht mehr. Die Zahl der Transaktionen sank im Vorjahresvergleich um mehr als ein Drittel auf 111. Noch dramatischer fiel der Wert der getätigten Deals: Hier ergab sich fast eine Halbierung auf 7,8 Mrd. Euro.

Bei Milliardendeals war hierzulande - aber auch weltweit - weitgehend Fehlanzeige. E&Y kommt für 2009 gerade einmal auf zwei Transaktionen - 2007 waren es noch zehn. Dabei ist bereits die Beteiligung des Staatsfonds Aabar Investment aus Abu Dhabi am Stuttgarter Autobauer Daimler im März enthalten. Als einzige "echte" Private-Equity-Transaktion des abgelaufenen Jahres im zehnstelligen Bereich bleibt damit nur die Übernahme des Fachverlags Springer Science durch den schwedischen Fonds EQT gemeinsam mit einem Staatsfonds.

Doch immerhin gibt es Anzeichen für eine Stabilisierung. Im zweiten Halbjahr 2009 lag das Deal-Volumen mit fünf Mrd. Euro fast doppelt so hoch wie von Januar bis Juni. Dabei hilft, dass die schwächelnde Wirtschaft den Boden gefunden hat und sich damit wieder vernünftige Prognosen über die Geschäftsaussichten von Firmen erstellen lassen. Allerdings: Finanzinvestoren müssen mangels Krediten kleinere Brötchen backen und zudem weit mehr Eigenkapital einsetzen. "Große Milliardendeals werden vorerst die absolute Ausnahme bleiben", sagt E&Y-Experte Spill. "Vorerst werden wir Deals von maximal zwei oder drei Mrd. Euro sehen", prognostiziert beispielsweise auch Permira-Deutschlandchef Jörg Rockenhäuser. Die Verschuldung werde in aller Regel beim Drei- bis Fünffachen des operativen Gewinns liegen.

Auch hier zeigt sich die neue Bescheidenheit der Branche: Vor dem Platzen der Blase wurden hohe einstellige Werte oder mitunter sogar zweistellige Faktoren erreicht.

Während bei den Deals eine Rückkehr zu den goldenen Tagen des Private-Equity-Booms also nicht erkennbar ist, scheint sich beim Ausstieg aus Investments (Exit) der Himmel deutlich aufzuhellen. Ernst & Young zufolge konnten Fonds in Deutschland im zweiten Halbjahr Beteiligungen im Wert von 7,3 Mrd. Euro versilbern. Das entspricht etwa dem 25-Fachen des Vergleichswerts für Januar bis Juni - dem Höhepunkt der Krise.

"Dass es wieder einige größere Exits gegeben hat, hilft der Branche ungemein", urteilt E&Y-Partner Wolfgang Taudte. Der Grund: Die Branche konnte sich in den letzten 18 Monaten kaum von ihren Investments trennen. Längere Halteperioden bedeuten in aller Regel aber auch geringere Renditen. Hinzu kommt, dass einigen Fonds langsam das Geld ausgeht. Ihre Investoren sind jedoch nur dann bereit, frisches Kapital zuzusagen, wenn die Bilanz des noch laufenden Fonds zufriedenstellend ist. Ein erfolgreicher Exit-Erlös hilft da ungemein.

Die Daten von Ernst & Young diesbezüglich sind überraschend, weil der Börsengang als Ausstiegsmöglichkeit 2009 auch aus Sicht der Unternehmensberatung "weitgehend tot" war. Ob es im kommenden Jahr besser wird, ist offen. Klar ist indes, dass praktisch alle Fonds nur darauf lauern, Portfoliofirmen an die Börse zu bringen. "Das Interesse der Anleger an IPOs ist groß", macht sich denn auch Permira-Manager Rockenhäuser Mut.

Doch selbst mit Rückenwind vom Aktienmarkt steht die Private-Equity-Branche vor einem tiefgreifenden Wandel. Wer Erfolg haben will, muss auf absehbare Zeit in der Lage sein, übernommene Firmen tatsächlich zu verbessern - und nicht nur Finanztricks beherrschen. Ernst & Young geht davon aus, dass dies keineswegs für alle Spieler der Branche gilt. Ein Konsolidierungsprozess scheint deshalb unausweichlich. "Die Zeiten, wo sich die großen Buy-out-Fonds vor Mittelzusagen ihrer Investoren kaum retten konnten, sind vorbei", resümiert E&Y-Berater Taudte.

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