
In einer ersten Reaktion war der Dax allerdings schon bis auf 5299 Punkte gestiegen, zuvor war er zeitweise um mehr als acht Prozent auf 4870 Punkte eingebrochen.
US-Notenbank, Europäische Zentralbank (EZB), Bank of England (BoE), Bank of Canada (BoC), Schweizerische Nationalbank (SNB) und schwedische Riksbank reduzierten ihr Leitzinsniveau um jeweils 50 Basispunkte, während die People's Bank of China (PBoC) ihren Leitzins um lediglich 27 Basispunkte verringerte. Die Bank of Japan (BoJ) änderte ihren Leitzins hingegen nicht, sondern erklärte, dieser sei bereits sehr niedrig.
„Endlich ist der Ernst der Lage begriffen“, sagte Kapitalmarktexperte Robert Halver von der Baaderbank. Der Vertrauensverlust sei aber so groß, dass auch mit konzerntierten Aktion keine schnelle Stimmungsänderung am Markt erreicht werden könne. Es sei bereits viel Zeit verloren worden. Es sei nur zu hoffen, dass die EZB, sollte sich die Lage noch einmal dramatisch verschlechtern, beherzter reagieren und nicht so lange warten werde.
„Das kommt zum heutigen Tag überraschend, auch wenn es sich in der Tendenz schon abgezeichnet hatte", sagte Michael Schubert von der Commerzbank. "Die Notenbanken versuchen, die Auswirkungen der Finanzkrise auf die Realwirtschaft gering zu halten. Das eigentliche Problem sind die Unsicherheiten an den Geldmärkten. Die Banken zögern, sich gegenseitig Geld auszuleihen. Daran ändert die Zinssenkung erstmals nichts. Aber der abgestimmte Schritt kann psychologisch positiv wirken auf die Märkte und sie beruhigen. Mittel- bis längerfristig wirkt es sich positiv auf die Gesamtwirtschaft aus, weil Kredite für Unternehmen wie Verbraucher günstiger werden.“
Die US-Regierung hat nach Einschätzung der französischen Wirtschaftsministerin Christine Lagarde einen schweren Fehler begangen, als sie die Investmentbank Lehman Brothers fallen ließ.
Die Lehman-Pleite habe ein allgemeines Misstrauen ausgelöst, sagte Lagarde heute im Rundfunk. Lehman habe sicherlich Fehlentscheidungen getroffen. Die Unterstützung der Bank wäre aber ein wichtiges Signal gewesen, weil die Banken alle voneinander abhängig seien. „Wenn man einen Dominostein fallen lässt, besteht die Gefahr, dass alles zusammenbricht.“ Jetzt müsse man zu dem „Prinzip“ zurückkehren, dass „kein Finanzinstitut insolvent werden kann, dass eine grundlegende Rolle im Finanzsystem spielt“ , sagte Lagarde. Die Europäer hätten sich dazu verpflichtet.
Deutsche Bank peilt Kernkapitalquote von zehn Prozent an
Die Deutsche Bank will ungeachtet der Finanzkrise ihre Kapitalausstattung langfristig auf hohem Niveau halten. Angepeilt sei eine Kernkapitalquote von rund zehn Prozent, sagte Vorstandschef Josef Ackermann heute auf einer Investorenkonferenz in London. Diese angehobene Zielmarke ist im Branchenvergleich ein hoher Wert. Bislang hatte das größte deutsche Geldhaus eine Spanne von acht bis neun Prozent als Ziel ausgegeben.
Zum Ende des dritten Quartals lag das Verhältnis des Eigenkapitals zu den nach Risiko gewichteten Vermögenswerten bereits „um zehn Prozent“, wie das Institut mitteilte. Eine Kapitalerhöhung sei daher nicht geplant.
Mit der neuen Zielvorgabe will die Bank den Märkten offenkundig versichern, dass sie sich anders als viele andere Großbanken keine Sorgen um ihre Kapitalausstattung macht.
Die Deutsche Bank musste sich in der Kreditmarktkrise bislang lediglich zur Finanzierung ihres Postbank-Einstiegs 2,2 Milliarden Euro frisches Kapital bei Aktionären beschaffen. Die Aktie der Deutschen Bank lag hetue in einem schwachen Marktumfeld sechs Prozent im Minus, reduzierte die Verluste nach Bekanntwerden der konzertierten Leitzinssenkungen führender Notenbanken aber. Angesichts der Krise im Investmentbanking will die Bank im Privatkundengeschäft durchstarten.
Bis 2012 peilt sie in diesem Segment ohne Berücksichtigung von Zukäufen einen Vorsteuergewinn von rund zwei Milliarden Euro an, was etwa doppelt soviel ist wie im vergangenen Jahr. Auch die Erträge sollen sich bis dahin unter anderem dank eines massiven Ausbaus des Beratungsgeschäfts auf mehr als acht Milliarden Euro verdoppeln. Die Deutsche Bank steigt im nächsten Jahr mit knapp 30 Prozent bei der Postbank ein und hat eine Option, später die gesamte Post-Tochter zu erwerben.