
Nein, sie wollten nicht mitmachen. Die rheinland-pfälzischen Sparkassen, die einen Anteil von 4,9 Prozent an der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) halten, verweigerten ihre Unterstützung, als es um eine dringend benötigte Kapitalspritze für ihre Landesbank ging. Die hatte im Jahr 2008 einen Verlust 2,1 Milliarden Euro verbucht, nach eigenen Angaben stammen die Verluste zu zwei Dritteln aus der Übernahme der ihrerseits in Schieflage geratenen Landesbanken Rheinland-Pfalz und SachsenLB. Fünf Milliarden benötigt die LBBW, um die Eigenkapitalquote von zuletzt sechs Prozent wieder auf acht bis neun Prozent anzuheben. Für die rheinland-pfälzischen Sparkassen hätte das bedeutet, dass sie ihrem Anteil von fünf Prozent an der LBBW entsprechend 246 Millionen Euro hätten beisteuern müssen. Das war ihnen zuviel.
Sparkassen in der Krise
Die Finanzkrise erreicht die Sparkassen – mal direkt über Abschreibungen auf Wertpapiere und geplatzte Kreditgeschäfte, mal indirekt über ihre Anteile an den jeweiligen Landesbanken, die ihrerseits mit den gleichen Problemen kämpfen. Jüngstes Beispiel sind die bayerischen Sparkassen. Bei der Vorlage ihrer Zahlen für 2008 freute sich Bayerns Sparkassen-Präsident Siegfried Naser zunächst über die Zunahme der Kredite an Unternehmer und Selbständige im Gesamtvolumen von 9,6 Milliarden Euro – 20 Prozent mehr als 2007. Damit sei die Bilanzsumme der 75 bayerischen Sparkassen um 4,2 Prozent auf 166,7 Milliarden Euro geklettert.
Dennoch sank der Gewinn „im Zuge der Finanzkrise“ von 272 auf 175 Millionen Euro. Als Grund nannte Naser die höhere Risikovorsorge gegen mögliche Ausfälle bei Wertpapieren. Das hört sich angesichts der enormen Summen, die dieser Tage durch die Medien geistern noch moderat an, unter dem Strich steht immerhin ein Gewinn. Allein die BayernLB sorgte jedoch durch ihre Fehlspekulationen am US-Hypothekenmarkt für einen Verlust von 5,1 Milliarden Euro. Die Folge: Vom Stammkapital der bayerischen Sparkassen mussten 520 Millionen Euro abgeschrieben werden. Der Freistaat Bayern musste die BayernLB mit zehn Milliarden Euro stützen. Weitere Abschreibungen für die Sparkassen erwartet Naser nicht. Gänzlich Ausschließen mochte er sie aber auch nicht.
Sparkasse Südholstein verkaufte Kredite an US-Fonds
Dramatisch ist die Situation auch für die Sparkasse Südholstein. Die zweitgrößte Sparkasse in Schleswig-Holstein war durch den Zusammenschluss mehrerer Sparkassen groß geworden. Einem Bericht der „Zeit“ zufolge holte sie sich damit allerdings auch faule Kredite in den Bestand, die schließlich sogar zum Notverkauf von Immobilien und zur Veräußerung von Krediten an den US-Fonds Lone Star geführt hatten. Obwohl Heinrich Haasis, der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, anlässlich der Bilanzpräsentation Mitte März das Verbriefen und Verkaufen von Krediten bei den Großbanken kritisierte und sagte: „Die Sparkassen gehen hier anders vor. Sie behalten die Kredite seit jeher in den eigenen Büchern.“ Kurz darauf belasteten die Lehman-Insolvenz und die Krise isländischer Banken die Sparkassen-Bilanz mit weiteren Millionen.
Jetzt leidet die Sparkasse Südholstein unter ihrer Beteiligung an der stark angeschlagenen HSH Nordbank. Deren 2,8 Milliarden Euro Verlust nagt am Eigenkapital der norddeutschen Sparkassen. Es wird befürchtet dass die 700 Millionen Euro, die als Anteile an der Landesbank in den Büchern von 15 Sparkassen stehen, weniger als ein Drittel wert sind. Dann drohen der Sparkasse Südholstein weitere Millionenabschreibungen. Nach den Recherchen der „Zeit“ benötigt die Sparkasse 130 Millionen Euro, um wieder eine Kernkapitalquote von acht Prozent zu erreichen. Dann könnte selbst der Sicherungsfonds des Landesverbandes zur Rettung der Sparkasse nicht ausreichen, der Bundesverband müsste einspringen. Zum Glück konnten sich die Regierungen in Kiel und Hamburg inzwischen auf ein Milliarden schweres Rettungspaket für die HSH Nordbank verständigen. Ihre Pleite hätte gleich mehrere Sparkassen in den Abgrund reißen können.
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