Firmenjäger Wie Finanzinvestoren Einfluss auf auf Schulen und Unis nehmen

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Ob ein so hoher Eigenkapitaleinsatz Branchenstandard ist, muss allerdings bezweifelt werden. Banken geben Privatuni-Käufern gern Kredit. „Einmal eingeschrieben, sorgen Studenten mit den laufenden Gebühren für einen über Jahre gut kalkulierbaren Cash-Flow. Viele Banken sind daher bereit, das Kreditlimit über das für Private Equity übliche Maß hinaus auszuweiten“, sagt Albert Savelberg, Geschäftsführer der Kölner Unternehmensberatung SSC Consult.

Noch teilen sich nur einige wenige Finanzinvestoren ein relativ kleines Stück vom deutschen Bildungsmarkt. Berater Savelberg aber glaubt, dass sich das bald ändern wird: „Deutschland bietet noch genügend attraktive Nischen für privatwirtschaftlich organisierte Schulen und Universitäten, die für ihre Expansionspläne frisches Kapital benötigen.“

Wenn sie kaufen, picken sich Finanzinvestoren gern die Rosinen raus. „Attraktiv sind insbesondere Studiengänge, die wenig Kapitalaufwand erfordern, weil sie fast ausschließlich auf Büchern beruhen, und gleichzeitig eine gut vermarktbare Nische versprechen“, sagt Ulrich Freitag, Geschäftsführer der BiTS in Iserlohn. Kostentreibende Fächer wie Medizin dagegen würden weiterhin dem Staat überlassen.

Vor allem die teuren medizinischen Studiengänge brachten die private Universität Witten-Herdecke in eine finanzielle Schieflage. Erst eine Finanzspritze der Düsseldorfer Unternehmensberatung Droege von zwölf Millionen Euro und zum Teil drastisch erhöhte Studiengebühren retteten die bekannte Privatuni vor dem Aus.

Investoren wollen nur Rendite

Flächendeckend und in allen Fächern dürfte Private-Equity-Kapital das Bildungsangebot in Deutschland wohl kaum verbessern. Axel Plünnecke, Bildungsforscher am Institut der Deutschen Wirtschaft, hält es ohnehin für nicht entscheidend, zusätzliches Kapital in das Bildungssystem zu stecken: „Pro Schüler und Student gibt Deutschland mehr als der OECD-Durchschnitt aus.“ Vielmehr müsse zunächst das Bildungssystem insgesamt effizienter werden.

Was Ausgaben und Einnahmen angeht, schaffen Finanzinvestoren wohl mehr Effizienz, bei einigen geht das aber auf Kosten der inhaltlichen Qualität. Immerhin: Beschwerden über böse Heuschrecken, die versuchen, sich in die Köpfe unserer Kinder hineinzuknabbern, sind absurd. Finanzinvestoren geht es schlicht um Rendite, Einflussnahme erfolgt über die Budgets der übernommenen Bildungsanbieter.

So wie beim Nachhilfeanbieter Schülerhilfe. Der US-Bildungskonzern Education Inc., der von Citigroup Private Equity und Sterling Partners kontrolliert wird, übernahm den Nachhilfe-Filialisten 1998 für 31 Millionen Dollar. Anschließend führte er ein straffes Controlling-System ein, das die bundesweit 1100 Franchise-Nehmer auf Trab hält. Immer wieder gibt es Beschwerden von Schülern und Lehrern, die Klassen seien als Folge des Kostendrucks zu groß, um eine effektive Nachhilfe gewährleisten zu können.

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