Firmenjäger Wie Finanzinvestoren Einfluss auf auf Schulen und Unis nehmen

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Neben der Expansion arbeitet der Manager vor allem an der Effektivität der Fachhochschule. Neue Lehrkonzepte sollen die vorlesungsfreie Zeit besser auszunutzen. „Anders als eine staatliche FH können wir es uns nicht leisten, Gebäude monatelang leer stehen zu lassen oder Personal in lange Semesterferien zu schicken“, sagt Freitag. Effizienz sei nicht nur betriebswirtschaftlich notwendig, sie werde auch vom neuen Eigner eingefordert. „Solange die Zahlen stimmen, lässt uns Laureate bei unseren Konzepten freie Hand“, so Freitag.

Was Laureate und BiTS betriebswirtschaftlich für akzeptabel halten, lässt Freitag offen. Bernhard Peters, Vorstandschef des Hamburger Bildungskonzerns Educationtrend, wird dagegen konkreter: „Die von uns verwalteten Hochschulen sollen mittelfristig eine Umsatzrendite von durchschnittlich zehn Prozent pro Jahr erwirtschaften.“ Educationtrend hat unter anderem die International University Bruchsal und die Hanseuniversität Rostock übernommen. Gefährlicher Kostendruck. So wichtig kaufmännisches Kalkül für das wirtschaftliche Überleben der privaten Schulen und Universitäten ist, so groß ist auch das Risiko für deren Ruf: Ziehen die Eigentümer die Effizienz-Schraube zu sehr an, bleibt die Qualität auf der Strecke.

Qualitäts- und Imageprobleme

Bestes Beispiel dafür ist das US-Bildungsunternehmen Apollo Group. Dessen Weiterbildungsangebote für mittlere Angestellte gelten in den USA als geistiges Fast Food. Absolventen von Apollo-Schulen haben Probleme, ihre Ausbildung an traditionellen Universitäten fortzusetzen, weil diese Apollo-Abschlüsse nicht anerkennen. Die von Apollo betriebene University of Phoenix ist nicht beim renommierten US-Schulverband AACSB akkreditiert.

Zu hohe Kosten, wenig Anerkennung – dies machte Apollo auch in Deutschland zu schaffen. Mit 2,7 Milliarden Dollar Umsatz 2007 ist Apollo einer der größten US-Bildungskonzerne, scheiterte jedoch, als er 2002 versuchte, zwei MBA-Schulen in Köln und Düsseldorf zu eröffnen: 25.000 Euro für einen MBA-Abschluss, bei dem Gefahr bestand, dass er der Karriere wenig nützt, war den meisten Interessenten zu teuer. Bevor der Lehrbetrieb richtig startete, zog sich Apollo aus Deutschland zurück.

Qualitäts- und Imageprobleme hinderten Finanzinvestor Carlyle allerdings nicht daran, mit Apollo das eine Milliarde Dollar schwere Gemeinschaftsunternehmen Apollo Global zu gründen. Das soll in Bildungsstätten investieren – allerdings nicht im schwierigen Deutschland, sondern in Asien und Lateinamerika.

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