Folgen der Finanzkrise Luft für Private-Equity wird dünner

Die Finanzkrise wird zum Desaster für Private-Equtiy-Häuser: Viele der Finanzinvestoren bekommen weniger Kredite und können die bestehenden wegen der schlechten Performance ihrer Anlagen nur schwer refinanzieren. Schwergewicht Permira erwägt nun sogar eine Verkleinerung seines aktuellen Fonds. Immer mehr Kapitalgeber ziehen sich züruck, die Liquidität wird knapp.

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Permira ist nur ein Beispiel dafür, dass es der Private-Equity-Branche schlecht geht. Quelle: dpa

FRANKFURT. Die weltweite Finanzkrise droht zum Desaster für viele der lange Zeit erfolgsverwöhnten Private-Equity-Häuser zu werden. Angesichts fehlender Liquidität und schlechter Performance der Fonds versuchen immer mehr Kapitalgeber, sich aus der Anlageklasse zu verabschieden oder Engagements zurückzuziehen. Zugleich sorgen hohe Verschuldungsgrade und die Rezession für wachsende Probleme bei den Firmen, die vor der Krise zu Höchstpreisen von Finanzinvestoren gekauft wurden.

Jüngstes Beispiel: Das europäische Schwergewicht Permira. Branchenkreisen zufolge erwägt der Finanzinvestor, seinen aktuellen Buy-out-Fonds "Permira IV" mit mehr als elf Mrd. Euro Volumen zu verkleinern. "Denkbar sind acht bis 8,5 Mrd. Euro", sagte ein Branchenkenner. Permira führe derzeit - wie andere große Fonds - Gespräche mit all seinen Geldgebern, ob sie ihre Zusagen überhaupt noch einhalten könnten. Eine Entscheidung stehe aber noch aus. Probleme gibt es insbesondere bei SVG Capital, einem an der Londoner Börse notierten Dachfonds, der mit Abstand der größte Investor bei Permira ist. Der Finanzinvestor lehnte eine Stellungnahme ab und verwies auf laufende Gespräche.

Finanzinvestoren sichern sich bei der Auflage eines Fonds lediglich Zusagen ihrer Investoren. Das Geld wird abgerufen, wenn eine Übernahme ansteht. Umgekehrt werden Erträge aus dem Weiterverkauf von Engagements direkt ausgeschüttet. In guten Zeiten läuft dies reibungslos. Doch wegen der Finanzkrise sind viele Profi-Anleger selbst klamm - und können ihre Zusagen nicht halten. Verschärft wird die Situation dadurch, dass einzelne Kapitalgeber in der Hoffnung auf stete Rückflüsse sogar mehr Zusagen gemacht haben, als sie im Ernstfall zeitgleich bedienen können.

"Insbesondere in den USA stehen einige Stiftungen und Pensionskassen vor Liquiditätsproblemen", sagt Peter Schwanitz, Managing Director beim Private Equity Dachfondsanbieter VCM in München. "Das wird auf fast alle großen Private-Equity-Fonds ausstrahlen." Denn die großen institutionellen Geldgeber stecken häufig bis zu 500 Mio. Dollar in einzelne Fonds.

Branchenkreisen zufolge klopfen derzeit neben Permira unter anderem KKR, Cerberus und Blackstone bei ihren Geldgebern ab, ob sie ihren Verpflichtungen nachkommen können. Carlyle-Mitgründer David Rubenstein versprach erst kürzlich für den Fall von Problemen: "Wir werden versuchen mit Ihnen gemeinsam eine Lösung zu finden." Zu den institutionellen Investoren, die am meisten unter Druck stehen, zählen die kalifornischen Pensionskassen Calpers und Calstrs, aber auch Universitäten wie Harvard oder Columbia.

Für die Private-Equity-Branche kommt der Rückzug der Geldgeber zur Unzeit. Denn seit Beginn der Krise werden viele der Fonds nicht müde zu propagieren, dass angesichts fallender Bewertungen gerade jetzt die Zeit für günstige Schnäppchen ist. Fehlt jedoch das Eigenkapital, bleibt dies bestenfalls ein Hoffnungswert. Zumal die Banken Finanzinvestoren praktisch keine Kredite mehr geben - was auch bereits gekaufte Unternehmen trifft, die massiv unter der Rezession leiden. "Fonds, deren Portfoliogesellschaften 2009 oder 2010 substanziell refinanziert werden müssen, stehen vor einem Problem", sagt Stefan Hepp, Chef der Beratungsfirma SCM Strategic Capital Management. "Das ist für mich der Hauptrisikofaktor in der Branche. Wenn in dieser Situation dann kein Eigenkapital vorhanden ist, um die Portfoliofirmen selbst zu unterstützen, wird es ganz eng."

KKR und Doughty Hanson hatten ihrer angeschlagenen Auto-Werkstattkette ATU erst im Frühjahr eine Eigenkapitalspritze über 140 Mio. Euro geben müssen. In der Branche wird bereits über die Notwendigkeit ähnlicher Schritte etwa bei Klöckner Pentaplast (Blackstone), Pro Sieben Sat.1 (Permira und KKR) oder Kion (Goldman Sachs und KKR) spekuliert.

Der Liquiditätsdruck, aber auch die Erwartung einer schlechten Performance führen dazu, dass immer mehr große US-Kapitalgeber ihre Private-Equity-Portfolios auf den Markt werfen. "Wir werden einen klaren Anstieg der sogenannten Secondaries sehen", prophezeit Experte Schwanitz. David de Weese, Manager beim New Yorker Dachfonds-Anbieter Paul Capital Partners, sieht es ähnlich. Bis zu zehn Prozent der weltweiten Private-Equity-Investments von insgesamt 1,2 Bill. Dollar könnten in den nächsten Jahren den Besitzer wechseln. Normal seien etwa ein Prozent.

Die Universität Harvard will derzeit ein 1,5 Mrd. Dollar schweres Portfolio loswerden, bei der University of Virginia sind es 1,6 Mrd. Dollar. Auch großen Versicherern wie AIG werden Verkaufspläne nachgesagt. Die Verkäufe führen zu einem immensen Druck auf die Preise. "Mitunter liegt der Abschlag bei manchen Portfolios schon jetzt in der Größenordnung von über 40 Prozent", sagt Schwanitz. "Und trotzdem warten die Sekundär-Investoren noch, weil sie davon ausgehen, dass die Preise weiter fallen." Ein anderer Branchenkenner formuliert es deutlicher: "Wir erleben ein klassisches Deflationsszenario."

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