
Dalian ist in den letzten Jahren reich geworden, sehr reich. Protzige Fünf-Sterne-Hotels wie Nikko oder Shangri-La säumen die Hauptstraße der an der Koreabucht im Nordosten Chinas gelegenen Stadt. In den unteren Etagen der Luxushäuser stellen Edelmarken wie Prada und Louis Vuitton ihre Schuhe, Handtaschen und Koffer aus. Ein Großbildschirm an der Fassade einer Shoppingmall bewirbt einen neuen Appartementkomplex, komplett mit Fitnesscenter und westlich eingerichteten Küchen. Dazu flimmert Werbung für französischen Rotwein, Schweizer Schokolade und Haifischflossensuppe über den Schirm.
In der zweiten Etage des Furama Hotels, schräg gegenüber der Shoppingmall, hat Adam Roseman Platz genommen. Es ist noch früh an diesem etwas kühlen Junimorgen. Dalian, eine Stadt mit 3,5 Millionen Einwohnern, etwa eine Flugstunde von Peking entfernt, erwacht gerade erst. Auch Roseman wirkt noch übernächtigt. Er ist spät am Vorabend aus Frankfurt gekommen.
Der hoch aufgeschossene Amerikaner holt sich Müsli, Obst und Joghurt vom Büfett – Roseman muss fit sein, denn er hat Großes vor in Dalian. Er will vom Boom in Nordostchina profitieren und hat dafür knapp 150 Millionen Dollar im Gepäck. Geld, das ihm institutionelle Investoren und Privatanleger aus aller Welt gegeben haben. Deutsche Privatanleger, die sich an Rosemans Fonds beteiligen wollen, können dies über einen in Luxemburg registrierten Fonds tun, müssen sich dafür aber zunächst noch direkt an ARC wenden. In naher Zukunft will Roseman allerdings ein spezielles Produkt für europäische Anleger anbieten.
Volle Behördendeckung
An Rosemans Tisch nimmt Wang Huijun Platz und seine Entourage – vier Chinesen, die ununterbrochen auf Laptops, Blackberrys und Handys einhämmern. Wang ist Vizedirektor der Huayuankou Wirtschaftszone, einem Gewerbepark am Stadtrand von Dalian. High-Tech-Unternehmen und Hersteller von Umwelttechnologie haben sich dort angesiedelt. Zusammen mit Wang will Roseman einen Fonds gründen, der in vielversprechende Firmen in der Region Dalian investiert. Ruhig, aber bestimmt trägt der Amerikaner seine Bedingungen vor.
„Mindestens 20 Prozent der Fondssumme muss die chinesische Seite beisteuern“, erklärt Roseman seinem Gegenüber, „das wollen unsere Investoren so.“ Wang sieht kein Problem. Er habe volle Rückendeckung der Behörden, sagt er und lächelt. „Wir können auch noch Geld von der Provinz- und Zentralregierung besorgen.“
In China, die Menschen und die Kultur verliebt
Roseman, 32, kam vor drei Jahren zum ersten Mal nach China. Eigentlich sollte es nur ein kurzer Abstecher werden. Der Fondsmanager hatte im Reich der Mitte ein Geschäft im Bereich Solarenergie abzuwickeln. „Ich habe mich gleich in China, die Menschen und die Kultur verliebt“, erinnert sich Roseman. Anders als in Amerika beschwere sich hier beispielsweise niemand über Überstunden. „In den USA verdienen die Leute 75.000 Dollar im Jahr und arbeiten 35 Stunden in der Woche. In China verdienen sie ein Zehntel davon und arbeiten doppelt so lange“, sagt Roseman.
Angetrieben von seiner Begeisterung richtete er seinen vor vier Jahren gegründeten Fonds ARC voll auf China aus. Heute hat Roseman Büros in Shanghai, im westchinesischen Chengdu, in Xiamen an der Ostküste und in Danyang in der Ostprovinz Jiangsu.