Frank Schuhardt im Interview "Umsatz verdoppeln"

Der Online-Reifenhändler Delticom ist im ersten Quartal um mehr als 20 Prozent gewachsen und hat große Ziele, sagt Finanzchef Schuhardt.

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Frank Schuhardt Quelle: Pressefoto Delticom

WirtschaftsWoche: Herr Schuhardt, folgt auf Ihr außerordentlich gutes Jahr 2009 jetzt der Absturz?

Schuhardt: Nein, wir sind gut gestartet. Der harsche Winter war bis weit in das laufende Geschäftsjahr zu spüren und hat für einen weiterhin guten Verkauf von Winterreifen gesorgt. Das Geschäft mit Sommerreifen ist sehr gut angelaufen. Wir liegen im ersten Quartal deutlich über unserer Erwartung.

Die Abwrackprämie kommt nicht wieder, und der nächste Winter könnte milder werden.

Wahrscheinlich kommen 2010 nicht wieder so viele positive Sonderfaktoren zusammen. Wegen des kalten Winters und der Abwrackprämie war das zweite Halbjahr 2009 außerordentlich stark. Deshalb wollen wir in der zweiten Hälfte des laufenden Jahres nur den Vorjahresumsatz halten. Für das gesamte Jahr soll der Umsatz dennoch um zehn Prozent steigen. Daher müssen wir in der ersten Jahreshälfte um 20 Prozent zulegen.

Gelang das im ersten Quartal?

Der Umsatz ist im Vergleich zum ersten Jahresviertel 2009 sicherlich um mehr als 20 Prozent gestiegen. Genauere Zahlen veröffentlichen wir erst am 20. April. Wir stehen aber wohl auch beim Gewinn gut da.

Das heißt? Bleiben Sie bei dem Umsatzziel und der angepeilten operativen Marge von mehr als acht Prozent?

Operativ, also vor Steuern und Zinsen (Ebit), wollen wir eine Marge von acht Prozent schaffen. Bei einem Umsatz 2010 von 345 Millionen Euro wären das 28 Millionen Euro. Derzeit sieht es so aus, dass wir diese Ziele erreichen können. Als Einzelhändler müssen wir vorsichtig bleiben: Wir wissen nicht, wie die Finanzkrise auf die Verbraucher durchschlägt.

Wenn die Ebit-Marge wie angekündigt von 9,4 auf 8,0 Prozent sinkt, stagniert der Gewinn, selbst wenn der Umsatz wie geplant steigt.

Rechnerisch würde der Gewinn vor Steuern und Zinsen dann sogar fallen. Analysten und Investoren scheinen kein Problem damit zu haben, dass wir offen sagen, dass 2009 ein Ausnahmejahr war. Wenn wir unser Ziel 2010 erreichen, haben wir den Umsatz seit dem Börsengang 2006 verdoppelt. In den kommenden vier Jahren wollen wir den Umsatz noch einmal verdoppeln. Dafür müssen wir mit rund 15 Prozent pro Jahr wachsen. Nach einem außerordentlich guten Jahr mit 20 Prozent Umsatzplus können wir es verkraften, wenn der Zuwachs einmal fünf Prozentpunkte unter dem Trend liegt.

Woher soll das starke Wachstum kommen?

Der wichtigste Grund für unser Wachstum ist, dass immer mehr Menschen Autoreifen im Internet kaufen. Laut dem ADAC-Reifenmonitor 2010 haben erst sieben Prozent der Autofahrer Reifen online bestellt. Eine Umfrage des Instituts Forsa ergab aber, dass sich 40 Prozent der Fahrer unter 40 Jahren vorstellen können, im Internet Reifen zu kaufen. Vom elf Milliarden Euro großen Reifenmarkt in Europa laufen erst fünf Prozent über das Internet. Zwei von drei online bestellten Reifen in Europa werden von uns verkauft.

Wer ein Buch im Internet bestellt, bekommt es geliefert. Wer Reifen ordert, muss trotzdem in die Werkstatt. Wo ist also der Vorteil?

Studien zeigen, dass der gleiche Reifen bei uns im Durchschnitt 20 bis 25 Prozent weniger kostet als anderswo.

Weil Sie Billigreifen verkaufen, die keine Werkstatt ihren Kunden anbieten würde?

Wir bieten nur Reifen an, die sicher sind.

Aber Billigreifen ohne teures Silica in der Gummi-Mischung verursachen längere Bremswege bei nasser Fahrbahn.

Für Kunden bieten wir die Internet-Seite Reifentest.de mit Informationen zu Bremseigenschaften oder Kraftstoffverbrauch. Wer sich dann für einen günstigen Reifen entscheidet, soll das tun können. Wer den Gürtel enger schnallen muss, schaut auch beim Kauf neuer Reifen auf den Preis.

Mit dem Geld aus dem Börsengang wollten Sie in Japan und den USA expandieren. Was ist daraus geworden?

In Japan haben wir unser Geschäft weitgehend eingestellt. Es kann nicht alles funktionieren, wir hängen an keinem einzelnen Markt. In den USA sind wir gut vorangekommen.

Welchen Rang haben Sie dort unter den Online-Anbietern?

In den USA sind wir klein, genaue Daten gibt es nicht, auch weil große Rivalen dort in Familienbesitz sind und keine Geschäftszahlen preisgeben. Vergangenes Jahr war das US-Geschäft erstmals profitabel. Aber Europa ist unser Fokus.

Werden Sie für das laufende Jahr mehr Dividende zahlen als die 1,70 Euro für das vergangene Jahr?

Dividendenerhöhungen sind immer positiv, bisher hatten wir in jedem Jahr Geld dafür. Aber wir müssen schauen, ob das zu unseren Zielen passt. Wir sind schuldenfrei und machen für eine höhere Ausschüttung keine Schulden.

Wird Delticom zum Übernahmeziel, wenn die Gründer verkaufen?

Unsere beiden Gründer Rainer Binder und Andreas Prüfer halten noch mehr als die Hälfte der Anteile, sind Vorstandschef und Aufsichtsratschef. Im vergangenen Jahr haben sie weitere Anteile erworben, sie stehen zum Unternehmen.

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