Gbureks Geld-Geklimper

Zinswende: Die Folgen für Anleger und Kreditnehmer

Manfred Gburek Freier Finanzjournalist

Wenn die Zinsen steigen, fallen die Kurse der Anleihen. Das löst Reaktionen auch bei anderen Anlagen aus. Die Folgen sind zum Teil dramatisch.

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Vorsicht Zinswende Quelle: fotolia.com

Genug ist genug, nach über drei Jahrzehnten Abwärtstrend – wenn auch mit Unterbrechungen – rückt die Zinswende immer näher. Oder sie war schon im Sommer 2010 da; das wird sich später zeigen, sobald feststeht, ob die alten Tiefen noch einmal getestet werden. Die Zinswende misst man am besten an der Rendite zehnjähriger Bundesanleihen, alternativ an deren Umlaufrendite, in den USA an der Rendite zehnjähriger Treasuries (Staatsanleihen). Die deutsche Rendite pendelt zurzeit um 2,93 Prozent, die amerikanische um 3,32 Prozent. Letztere hatte ihren Tiefpunkt schon Anfang 2009 erreicht.

Die reinen Zahlen machen zunächst keinen dramatischen Eindruck. Doch wehe, wenn die zehnjährigen Renditen so richtig nach oben in Bewegung geraten, dann wird es an der Zinsfront dramatisch, dann heißt es: Rette sich wer kann. Eine solche Entwicklung ist ja bereits am exponentiellen Anstieg der Renditen unserer Euro-Freunde aus Griechenland, Irland, Portugal usw. zu erkennen. Deutschland kann sich ihr nicht entziehen, auch wenn der Anstieg hier weniger schlimm sein wird.

Weg mit Langläufern!

Anleger und Kreditnehmer müssen nun auf der Hut sein, denn die steigenden Renditen erfordern ein Umdenken, ja von Fall zu Fall sogar eine totale Kehrtwende. Das betrifft zunächst Investitionen in Anleihen, Rentenfonds, Sparbriefe und Festgelder: Schon über zweijährige Restlaufzeiten von Anleihen können vorübergehend zu kleinen Kursverlusten führen; deren Ausmaß hängt unter anderem auch von der Bonität der Anleihen ab. Für Rentenfonds mit Anleihen, deren Laufzeitschwerpunkte bei etwa drei bis vier Jahren liegen (üblicherweise Kurzläuferfonds genannt), gilt im Prinzip dasselbe, wobei die geringen Kursverluste in der Regel durch die laufenden Zinsen kompensiert werden.

Bei längeren Laufzeiten drohen mit hoher Wahrscheinlichkeit Verluste, die nicht mehr durch laufende Zinsen aufzufangen sind. Bestehende Sparbriefe und Festgelder mit entsprechenden Restlaufzeiten lässt man am besten auslaufen, weil beim vorzeitigen Verkauf Strafzinsen drohen. Neuabschlüsse sollten hier nicht über drei Monate hinausgehen. Ultima ratio im Zuge eines immer weiter steigenden Rendite- bzw. Zinsniveaus sind Tagesgeld (am besten über mehrere Institute verteilt) und Tagesanleihen. Wer so entscheidet, profitiert von steigenden Zinsen, statt durch sie – wie im Fall von Anleihen und Rentenfonds mit längeren Laufzeiten – Verluste zu erleiden. Noch eine Anmerkung zu Kapital- und fondsgebundenen Lebensversicherungen: Beide sind undurchsichtig und erfordern eine lange Bindung; das allein genügt schon, um einen großen Bogen um sie zu schlagen.

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