Geldanlage Strategien für Abgeltungsteuer und Finanzkrise

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Anleger, die Einzelaktien kaufen, haben einen Nachteil: Müssen sie das Papier irgendwann nach dem Jahreswechsel rauswerfen, weil das Unternehmen sich nicht entwickelt wie erhofft, verspielen sie ihren Steuervorteil – für immer. Denn mit dem Nachfolgeinvestment sind keine steuerfreien Gewinne mehr möglich. Wer jetzt Fondsanteile kauft, hat es da besser: Schichtet der Manager des Fonds ab 2009 um, bleibt der Steuervorteil erhalten. Der spätere Gewinn des Anlegers beim Verkauf der Fondsanteile ist steuerfrei. Hinzu kommt: „Viele Fonds mildern das Einstiegsrisiko“, sagt Vermögensberater Zittlau. Das gilt zwar nicht für solche, die immer zu 100 Prozent voll mit Aktien sind. Aber einige Fonds sind derzeit nur zu 50 oder 60 Prozent investiert und liegen mit dem Rest auf der Lauer – zum Beispiel der „DJE Dividende & Substanz“ und der „Ethna-Aktiv E“.

Wer jetzt solche Fonds kauft, kann beruhigt zusehen, wenn es an der Börse noch mal bergab geht. Denn der Fondsmanager darf warten und erst dann voll einsteigen, wenn er den Tiefpunkt für erreicht hält.

Das wichtigste Kriterium bei der Auswahl eines Fonds ist deshalb ein Manager, der über Jahre bewiesen hat, dass er Gespür für die Märkte und ein gutes Timing hat. Dazu zählt Jens Ehrhardt, Chef der Fondsgesellschaft DJE. Deren Vorzeigefonds „Dividende & Substanz“ hat in der Krise zwar auch Federn gelassen, sich aber deutlich besser entwickelt als der Markt. Und derzeit wird das Pulver trocken gehalten: Fast die Hälfte des Fonds steckt in kurzfristigen Staatsanleihen und anderen liquiden Anlagen. Die nächsten Monate können deshalb „verstärkt für Zukäufe von werthaltigen Aktien genutzt werden“, heißt es bei DJE.

Dachfonds sind für Anleger gefährlich

Ebenfalls in Wartestellung ist Luca Pesarini, Manager des Mischfonds „Ethna-Aktiv E“. Er hält rund 50 Prozent Cash und setzt mit dem Rest vor allem auf Unternehmensanleihen. Im Blick hat er etwa die neue Metro-Anleihe: „Warum soll ich, wenn ich neun Prozent Rendite bekomme, da die viel riskantere Aktie kaufen?“, fragt Pesarini. Zu seinen Favoriten gehören auch Bonds von mit dem Staat verbundenen Unternehmen wie France Télécom oder Repsol. Die Zeit für Aktien sieht Pesarini noch nicht gekommen. Solange Banken Hedgefonds kaum noch Kredite geben und auch den Handel auf eigene Rechnung zurückfahren, sieht er keine Basis für eine deutlich steigende Aktiennachfrage.

Für Anleger wichtig: Fonds dürfen nicht zu klein sein, sonst droht eine Schließung mit ärgerlichen steuerlichen Folgen. Besonders gefährdet sind neue Fondsanbieter, die vom Abgeltungsteuerboom profitieren wollten und nicht genug Geld einsammelten – trotz teils prominenter Zugpferde wie Fußballspieler Thomas Hitzlsperger.

Zwei Dinge müssen Fondsinvestoren darüber hinaus wissen. Erstens: Steuerlich optimal sind „thesaurierende“ Fonds – also solche, die Aktiengewinne reinvestieren. Denn Gewinne, die an Anleger ausgeschüttet werden, müssen sofort versteuert werden. Zweitens: Für Fondssparpläne gibt es keine Ausnahmeregelung. Auch über Sparpläne gekaufte Fondsanteile sind ab 2009 voll abgeltungsteuerpflichtig. Wer nach dem Jahreswechsel Aktien- oder Fondspositionen aufstockt, sollte eine Falle vermeiden: Sobald ein Teil später verkauft wird, gelten diejenigen Papiere als zuerst veräußert, die zuerst im Depot lagen – also ausgerechnet diejenigen, die steuerfreie Kursgewinne versprechen. „Um das zu vermeiden, sollten Anleger sich ein zweites Depot zulegen und alles reinpacken, was sie ab 2009 kaufen“, rät Gratz.

Zu den Abgeltungsteuer-Favoriten der Berater in den Banken gehören Dachfonds, die für die Finanzbranche lukrativ sind, weil auf Ebene des Dachfonds und auf Ebene der Unterfonds Gebühren anfallen. Für Anleger ist das gefährlich. „Fondsmanager müssen schon sehr gut sein, um trotzdem überdurchschnittliche Erträge zu liefern“, sagt Zittlau. „In den vergangenen Jahren haben nur wenige Dachfonds zufriedenstellende Erträge abgeliefert.“ Eine Ausnahme ist der Multi Invest OP.

Hohe Gebühren sind auch das Manko eines weiteren Banker-Lieblings – der fondsgebundenen Lebensversicherung. Die sei „abgeltungsteuerfrei“, werben die Anbieter vollmundig. Stimmt – aber dafür greift die Einkommensteuer. Wie bei normalen Lebensversicherungen wird in der Regel die Hälfte des Ertrags mit dem persönlichen Steuersatz belastet. Diese Vehikel sind also ein schlechter Rat, solange anderswo komplett steuerfreie Erträge möglich sind. Nächstes Jahr gewinnen sie freilich an Attraktivität.

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