Geldanlage Strategien für Abgeltungsteuer und Finanzkrise

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Bundesfinanzminister Peer Quelle: dpa

Viele Anleger haben während der Finanzkrise hohe Verluste mit Aktien eingefahren. Statt Augen zu und durch gilt es jetzt, Konsequenzen zu ziehen. „Gerade wenn die einjährige Spekulationsfrist noch nicht abgelaufen ist, sollten Anleger Verlustbringer rauswerfen“, rät Steuerberater Busch. Denn dann sind Verluste steuerlich absetzbar – wodurch sich die künftige Abgeltungsteuerlast gezielt senken lässt.

Der Grund: Für Verluste aus der Ära vor der Abgeltungsteuer gelten erweiterte Verrechnungsmöglichkeiten. „Wer jetzt ein Verlustpolster aufbaut, kann vom nächsten Jahr an gezielt Papiere kaufen, die mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit verrechenbare Erträge liefern“, sagt Gratz von CMS Hasche Sigle. Aber Vorsicht: Das klappt nur, wenn Verluste noch 2008 realisiert werden und die einjährige Spekulationsfrist noch nicht abgelaufen ist.

Investments regelmäßig prüfen

Glauben Anleger trotz Verlusten langfristig an ein Investment, können sie kurz nach dem Verkauf wieder einsteigen. „Auf diese Weise haben sie Verluste realisiert und profitieren trotzdem von künftigen Kursanstiegen“, sagt Busch. „Wenn sie Aktien wieder zurückkaufen, sollten sie aber ein paar Tage verstreichen lassen. Sonst konstatiert das Finanzamt womöglich Gestaltungsmissbrauch.“ Wer sofort nachkaufen und so das Risiko zwischenzeitlicher Kursgewinne minimieren will, wählt andere Aktien oder Fonds mit ähnlichem Profil.

Sich selbst austricksen.

Auch unabhängig von steuerlichen Erwägungen kann es Sinn machen, Verlustpapiere rauszuwerfen – doch leider tun Menschen sich schwer, Verluste zu realisieren. Das durchschnittliche Depot deutscher Privatanleger liegt seit dem Jahr 2000 noch immer fast 70 Prozent unter Wasser – trotz der langen Rally 2002 bis 2007. Der Dax verlor mit minus 40 Prozent im gleichen Zeitraum deutlich weniger. Die Zahlen zeigen: Auch langfristig orientierte Anleger müssen Investments regelmäßig auf den Prüfstand stellen, Steuervorteile hin oder her.

Viele Telekom-Aktionäre etwa scheuten sich, hohe Kursgewinne nach dem zweiten Börsengang 1999 zum schnellen Ausstieg zu nutzen – ein Gewinn innerhalb der Spekulationsfrist wäre ja steuerpflichtig gewesen. Ihr Zögern bereuen sie noch heute.

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