Geldanlage Strategien für Abgeltungsteuer und Finanzkrise

Noch 30 Tage bis zur Abgeltungsteuer: Welche Strategien auf lange Sicht wirklich Sinn machen, wo trotz Finanzkrise und Rezession steuerfreie Gewinne winken, warum Anleger sich von ihrem Bankberater zu nichts überreden lassen sollten.

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Die Abgeltungssteuer kommt zum Quelle: dpa-tmn

Wenn Ihr Banker Sie noch nicht zu einem Gespräch eingeladen hat, wird er das in den nächsten Tagen wahrscheinlich tun. Denn die Uhr tickt: Vom 1. Januar an gilt für Kapitalerträge die 25-prozentige Abgeltungsteuer, und bis dahin sollen Bankberater noch ordentlich Umsatz machen – etwa mit „abgeltungsteueroptimierten“ Fonds oder Lebensversicherungen. „Handeln Sie jetzt“, lautet die Botschaft der Banker, „denn 2009 schlägt der Fiskus gnadenlos zu.“

Der erste Reflex vieler Anleger ist derzeit geballtes Misstrauen. Kein Wunder: Nach der Finanzkrise, die Millionen Sparern herbe Verluste beschert hat, lässt sich niemand gern wieder auf Investments festlegen – schon gar nicht aus steuerlichen Gründen. Eine völlig neue Erfahrung für deutsche Banker: Die Angst ihrer Kunden vor Verlusten ist plötzlich größer als der Steuerspartrieb. „Ich wäre froh, wenn ich Gewinne hätte, auf die ich Steuern zahlen müsste“, bekommen Kundenberater in diesen Tagen oft zu hören.

Und sie haben ja nicht unrecht, die vorsichtigen Sparer. Schließlich sollte niemand Anlageentscheidungen allein wegen der Steuer treffen. Wer sich jetzt wohler fühlt, wenn sein Geld auf dem Tagesgeldkonto bei der Sparkasse liegt, der kann es da lassen. Die Abgeltungsteuer ist keine Bedrohung fürs Ersparte, vielen Anlegern bringt sie sogar Vorteile. Für Torschlusspanik gibt es also keinen Grund. Tausende Käufer von Schrottimmobilien, Filmfonds oder Windrädern können bestätigen, dass von Bankern empfohlene Steuersparmodelle gefährlich sind.

Richtig ist aber auch: Wer bis zum 31. Dezember Aktien, Fonds oder Anleihen kauft, kann noch steuerfreie Gewinne erzielen – und beachtliche Summen sparen, denn diese Möglichkeit entfällt bei Investitionen ab 2009. Das Problem: Niemand weiß, wie lange die Börsenbaisse noch dauert und wann der Tiefpunkt erreicht ist. Die WirtschaftsWoche hat deshalb langfristig aussichtsreiche Anleihen, Aktien und Fonds ausgewählt, bei denen Anleger zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Sie machen ihr Depot krisenfest – und sichern sich ganz nebenbei Steuervorteile.

Portfolio auf den Prüfstand

Auch wenn wildes Umschichten oder hektische Last-Minute-Käufe unnötig sind: „Anleger sollten die Abgeltungsteuer zum Anlass nehmen, ihr Depot zu überprüfen“, rät Vermögensberater Andreas Zittlau von der Kölner CPM-Gruppe. Denn der Zeitpunkt ist optimal, Cash-Reserven in langfristig stabile Anlagen zu stecken und Verlustbringer rauszuwerfen.

Doch was gehört in ein Depot? Nicht nur in Krisenphasen gilt: Der Mix aus Sicherheit und Renditechancen muss stimmen. Aktien und Aktienfonds bieten auf lange Sicht Chancen. Investitionen in Anleihen von Schuldnern, die auch eine tiefe Rezession überstehen dürften, sichern kalkulierbare Zinszahlungen. Eine ordentliche Portion Gold-Investments sorgt für Schutz vor extremen Entwicklungen – etwa einem weiteren Crash am Aktienmarkt und Pleiten von Großkonzernen oder Staaten.

Unabhängig von steuerlichen Erwägungen, die derzeit für Aktien, Fonds und Unternehmensanleihen sprechen, sollten rund 30 Prozent der Ersparnisse in sicheren Anlagen wie Gold und Bundesanleihen stecken. Nur wenn diese Absicherung steht, macht es Sinn, über Steuervorteile nachzudenken.

Für Bundesanleihen spricht, dass der Bund mit einem Top-Rating von AAA zu den sichersten Schuldnern gehört. Anleger sollten aber wissen, dass sie damit in die Stabilität des Euro und in die künftige Zahlungsfähigkeit Deutschlands investieren. Auf ewig zementiert sind auch die nicht. Der Staat verschuldet sich wieder stärker. Um die Kreditklemme zu lösen und die Wirtschaft vor einer langen Rezession und einer deflationären Preisspirale zu schützen, werfen die Zentralbanken weltweit die Notenpressen an. Anders als Papierwährungen ist Gold aber nicht beliebig vermehrbar. Das Edelmetall bietet Anlegern den besten Schutz vor Kaufkraftverlusten in der Heimatwährung. Gold gehört deshalb in jedes Depot, am besten in Form von Barren und Münzen wie dem Krügerrand. Anders als Anleihen ist es an kein Zahlungsversprechen einer Regierung oder eines Unternehmens gebunden. Während die Rückzahlung einer Anleihe von der Kreditwürdigkeit des Emittenten abhängt, stehen Gold keine Schulden gegenüber.

Prioritäten vor Jahresende

Als Alternative zu Bundesanleihen kommen Sparkonten infrage, schließlich hat die Regierung eine Garantie für Spareinlagen abgegeben. Banker raten ängstlichen Kunden derzeit gern, Ersparnisse für ein Jahr zu parken, zum Beispiel als Festgeld. Das kann sinnvoll sein; gerade, wenn Anleger das Geld bald wieder brauchen. Denn noch können sie sich attraktive Zinsen sichern. In den kommenden Monaten dürfte das Zinsniveau wegen der expansiven Politik der Notenbanken fallen. Zudem bevorteilt die Abgeltungsteuer Zinssparer, weil bei Zinsen ab 2009 die 25-prozentige Abgeltungsteuer statt des persönlichen Steuersatzes von bis zu 45 Prozent greift.

In den letzten 30 Tagen vor Jahresende sollten Sparer jedoch andere Prioritäten setzen – vorausgesetzt, ihr Sicherheitspuffer mit Gold und Bundesanleihen oder Festgeld steht. Denn noch können sie sich komplett steuerfreie Gewinne sichern: Wer jetzt Aktien, Fonds oder Anleihen kauft, streicht Kursgewinne nach Ablauf der Spekulationsfrist schließlich weiter steuerfrei ein. Zittlau: „Geld, auf das Anleger langfristig verzichten können, sollten sie jetzt vor al- » lem in Papiere stecken, mit denen steuerfreie Kursgewinne möglich sind.“

Die Aktien der Deutschen Quelle: AP

Es müssen nicht unbedingt Aktien sein, Gewinne sind auch mit risikoärmeren Investments möglich. „Vor allem niedrig verzinsliche Unternehmensanleihen sind derzeit eine attraktive Möglichkeit, steuerfreie Kursgewinne zu erzielen“, sagt Steuerberater Jochen Busch von der Kanzlei RP Richter & Partner. Diese Papiere zahlen vergleichsweise niedrige Zinsen, dafür steigen Anleger mit einem Abschlag zum Nominalwert ein. Wie bei der Anleihe des französischen Wasserversorgers Veolia, die für 84 Prozent zu haben ist. Wer Veolia-Anleihen im Nominalwert von 10.000 Euro kauft, muss also nur 8400 Euro zahlen. Die 1600 Euro Differenz zum Rückzahlungskurs von 100 Prozent kassieren Anleger am Laufzeitende 2016 als steuerfreien Kursgewinn. Bis dahin gibt’s pro Jahr vier Prozent Zinsen, insgesamt beträgt die Rendite damit fast sieben Prozent pro Jahr.

Die wichtigsten Kriterien, an denen sich Anleger bei der Auswahl von Unternehmen orientieren sollten, sind eine gute Marktstellung, niedrige Schulden und am besten stabile Großanteilseigner. Diese Hürden nehmen etwa der Stahlkonzern Thyssen oder die Lufthansa problemlos.

Die attraktiven Konditionen dieser Papiere zeigen, dass die Finanzmärkte auch Unternehmen mit guter Bonität abgestraft haben. Selbst bei niedriger Insolvenzwahrscheinlichkeit sind sechs Prozent Rendite und mehr drin – und ein Teil davon steuerfrei über Kursgewinne. Bei neuen Anleihen ist – brutto, ohne Steuervorteile über Kursgewinne – noch mehr zu holen. So bringt eine neue Metro-Anleihe mit Laufzeit bis 2013 rund neun Prozent Rendite pro Jahr.

Der Vorteil von Unternehmensanleihen gegenüber Aktien: Der Investition steht ein Teil des Vermögens als Sicherheit gegenüber. Im Pleitefall schrumpft dieses zwar, aber in der Regel bleiben 20 bis 40 Prozent der Anlage erhalten. Aktionäre schauen dagegen in die Röhre – ihr Geld ist nach einer Insolvenz bis auf einen Cent-Betrag weg.

Es wäre falsch, Aktien zu ignorieren

Trotz des Insolvenzrisikos und der nervösen Börsen wäre es falsch, Aktien jetzt zu ignorieren. „Anleger sollten sich nicht von der Panik anstecken lassen und sich ganz von Aktien verabschieden“, warnt Zittlau. Während Kleinsparer bei diesem Thema derzeit oft frustriert abwinken, wechseln Reiche langsam auf die Käuferseite. „Besitzer großer Vermögen gehen sehr rational mit der Finanzkrise um und fahren teilweise ihre Aktienquote wieder vorsichtig und schrittweise hoch“, sagt Steuerberater Kurt Gratz von der Kanzlei CMS Hasche Sigle in Stuttgart, der reiche Privatleute betreut.

Ob reich oder nicht – Investoren sollte klar sein: Wer jetzt einsteigt, muss Schwächephasen aussitzen können, denn an der Börse dürfte der Tiefpunkt noch bevorstehen. Denn kaum jemand bezweifelt noch, dass die Finanzkrise unmittelbar in eine tiefe Rezession mündet.

Kein Wunder, dass die Börsianer nervös bleiben. „Dass eine Aktie wie BASF mit einem Tagesverlust von über 16 Prozent auf eine zwar schlechte, aber beileibe nicht katastrophale Nachricht reagiert, zeigt, dass die Börse noch immer nicht am Tiefpunkt angekommen ist“, sagt Gerald Kichler vom Kölner Asset Manager Flossbach & von Storch. Auch Bob Doll vom US-Investmenthaus Blackrock sieht das Tief noch nicht erreicht: „Das vierte Quartal 2008 dürfte noch verheerender ausfallen als das schon schwache Dritte. Und für 2009 kann man keine realistische Annahme treffen, weil niemand in den Unternehmen derzeit eine Prognose wagt.“ Klassische Kennzahlen wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis tragen deshalb derzeit eher zur Verwirrung als zur Orientierung der Anleger bei.

Mehr Orientierungshilfe bietet der historische Vergleich. Und der sagt: Es kann sehr lange dauern, bis sich Aktienmärkte wieder erholen. Die Kurse von US-Unternehmen fielen in den vier schweren US-Rezessionen 1929 bis 1933, 1974/75, 1981/82 und 1991 im Schnitt um 40 Prozent – also stärker als die Unternehmensgewinne (durchschnittlicher Rückgang: 33 Prozent) und damit über das fundamental gerechtfertigte Maß hinaus. Während der Depression von 1929 bis 1933 verloren Aktien an der Wall Street sogar 80 Prozent. Wer im Sommer 1929 einstieg, musste eine Generation warten, bis er 1955 wieder seine Kaufkurse erreicht hatte.

Und wo stehen wir heute? Mit einem durchschnittlichen Verlust von 50 Prozent preisen die Kurse eine sehr schwere Rezession ein – manche, etwa zyklische Industriewerte oder Stahlaktien, haben sich gar gedrittelt und signalisieren eher eine Depression. Der Dax hat seit seinem Hoch bei rund 8100 Punkten im Sommer 2007 fast die Hälfte eingebüßt und notiert auf dem Niveau von vor elf Jahren. Sehr gut möglich, dass – obwohl der Abschwung vorerst ungebremst weitergehen dürfte – gerade besonders gebeutelte Aktien irgendwann in den nächsten zwei bis drei Jahren wieder deutlich höher notieren.

Man muss schon an eine absolute Katastrophe à la 1930 glauben, um sich komplett vom Aktienmarkt fernzuhalten. Hinzu kommt: Aktien erholen sich stets lange vor der Realwirtschaft – im Durchschnitt etwa sieben Monate, bevor eine Rezession endet. „Langfristig orientierte Investoren können in drei bis vier Schritten wieder erste Positionen aufbauen“, meint Kichler. „Wer zum Beispiel vorhat, 20.000 Euro in RWE anzulegen, kann ein Viertel davon jetzt schon mal wagen; den Rest investiert er nach und nach.“ Zwar kann es sein, dass Aktien wie RWE oder Nestlé noch mal günstiger zu haben sind. Doch das Tief exakt abzupassen, ist sowieso fast unmöglich – und jetzige Käufe bieten einen Steuerpuffer, da spätere Gewinne nicht mit 25 Prozent besteuert werden.

grafik_abgeltungsteuer

Anleger, die Einzelaktien kaufen, haben einen Nachteil: Müssen sie das Papier irgendwann nach dem Jahreswechsel rauswerfen, weil das Unternehmen sich nicht entwickelt wie erhofft, verspielen sie ihren Steuervorteil – für immer. Denn mit dem Nachfolgeinvestment sind keine steuerfreien Gewinne mehr möglich. Wer jetzt Fondsanteile kauft, hat es da besser: Schichtet der Manager des Fonds ab 2009 um, bleibt der Steuervorteil erhalten. Der spätere Gewinn des Anlegers beim Verkauf der Fondsanteile ist steuerfrei. Hinzu kommt: „Viele Fonds mildern das Einstiegsrisiko“, sagt Vermögensberater Zittlau. Das gilt zwar nicht für solche, die immer zu 100 Prozent voll mit Aktien sind. Aber einige Fonds sind derzeit nur zu 50 oder 60 Prozent investiert und liegen mit dem Rest auf der Lauer – zum Beispiel der „DJE Dividende & Substanz“ und der „Ethna-Aktiv E“.

Wer jetzt solche Fonds kauft, kann beruhigt zusehen, wenn es an der Börse noch mal bergab geht. Denn der Fondsmanager darf warten und erst dann voll einsteigen, wenn er den Tiefpunkt für erreicht hält.

Das wichtigste Kriterium bei der Auswahl eines Fonds ist deshalb ein Manager, der über Jahre bewiesen hat, dass er Gespür für die Märkte und ein gutes Timing hat. Dazu zählt Jens Ehrhardt, Chef der Fondsgesellschaft DJE. Deren Vorzeigefonds „Dividende & Substanz“ hat in der Krise zwar auch Federn gelassen, sich aber deutlich besser entwickelt als der Markt. Und derzeit wird das Pulver trocken gehalten: Fast die Hälfte des Fonds steckt in kurzfristigen Staatsanleihen und anderen liquiden Anlagen. Die nächsten Monate können deshalb „verstärkt für Zukäufe von werthaltigen Aktien genutzt werden“, heißt es bei DJE.

Dachfonds sind für Anleger gefährlich

Ebenfalls in Wartestellung ist Luca Pesarini, Manager des Mischfonds „Ethna-Aktiv E“. Er hält rund 50 Prozent Cash und setzt mit dem Rest vor allem auf Unternehmensanleihen. Im Blick hat er etwa die neue Metro-Anleihe: „Warum soll ich, wenn ich neun Prozent Rendite bekomme, da die viel riskantere Aktie kaufen?“, fragt Pesarini. Zu seinen Favoriten gehören auch Bonds von mit dem Staat verbundenen Unternehmen wie France Télécom oder Repsol. Die Zeit für Aktien sieht Pesarini noch nicht gekommen. Solange Banken Hedgefonds kaum noch Kredite geben und auch den Handel auf eigene Rechnung zurückfahren, sieht er keine Basis für eine deutlich steigende Aktiennachfrage.

Für Anleger wichtig: Fonds dürfen nicht zu klein sein, sonst droht eine Schließung mit ärgerlichen steuerlichen Folgen. Besonders gefährdet sind neue Fondsanbieter, die vom Abgeltungsteuerboom profitieren wollten und nicht genug Geld einsammelten – trotz teils prominenter Zugpferde wie Fußballspieler Thomas Hitzlsperger.

Zwei Dinge müssen Fondsinvestoren darüber hinaus wissen. Erstens: Steuerlich optimal sind „thesaurierende“ Fonds – also solche, die Aktiengewinne reinvestieren. Denn Gewinne, die an Anleger ausgeschüttet werden, müssen sofort versteuert werden. Zweitens: Für Fondssparpläne gibt es keine Ausnahmeregelung. Auch über Sparpläne gekaufte Fondsanteile sind ab 2009 voll abgeltungsteuerpflichtig. Wer nach dem Jahreswechsel Aktien- oder Fondspositionen aufstockt, sollte eine Falle vermeiden: Sobald ein Teil später verkauft wird, gelten diejenigen Papiere als zuerst veräußert, die zuerst im Depot lagen – also ausgerechnet diejenigen, die steuerfreie Kursgewinne versprechen. „Um das zu vermeiden, sollten Anleger sich ein zweites Depot zulegen und alles reinpacken, was sie ab 2009 kaufen“, rät Gratz.

Zu den Abgeltungsteuer-Favoriten der Berater in den Banken gehören Dachfonds, die für die Finanzbranche lukrativ sind, weil auf Ebene des Dachfonds und auf Ebene der Unterfonds Gebühren anfallen. Für Anleger ist das gefährlich. „Fondsmanager müssen schon sehr gut sein, um trotzdem überdurchschnittliche Erträge zu liefern“, sagt Zittlau. „In den vergangenen Jahren haben nur wenige Dachfonds zufriedenstellende Erträge abgeliefert.“ Eine Ausnahme ist der Multi Invest OP.

Hohe Gebühren sind auch das Manko eines weiteren Banker-Lieblings – der fondsgebundenen Lebensversicherung. Die sei „abgeltungsteuerfrei“, werben die Anbieter vollmundig. Stimmt – aber dafür greift die Einkommensteuer. Wie bei normalen Lebensversicherungen wird in der Regel die Hälfte des Ertrags mit dem persönlichen Steuersatz belastet. Diese Vehikel sind also ein schlechter Rat, solange anderswo komplett steuerfreie Erträge möglich sind. Nächstes Jahr gewinnen sie freilich an Attraktivität.

Bundesfinanzminister Peer Quelle: dpa

Viele Anleger haben während der Finanzkrise hohe Verluste mit Aktien eingefahren. Statt Augen zu und durch gilt es jetzt, Konsequenzen zu ziehen. „Gerade wenn die einjährige Spekulationsfrist noch nicht abgelaufen ist, sollten Anleger Verlustbringer rauswerfen“, rät Steuerberater Busch. Denn dann sind Verluste steuerlich absetzbar – wodurch sich die künftige Abgeltungsteuerlast gezielt senken lässt.

Der Grund: Für Verluste aus der Ära vor der Abgeltungsteuer gelten erweiterte Verrechnungsmöglichkeiten. „Wer jetzt ein Verlustpolster aufbaut, kann vom nächsten Jahr an gezielt Papiere kaufen, die mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit verrechenbare Erträge liefern“, sagt Gratz von CMS Hasche Sigle. Aber Vorsicht: Das klappt nur, wenn Verluste noch 2008 realisiert werden und die einjährige Spekulationsfrist noch nicht abgelaufen ist.

Investments regelmäßig prüfen

Glauben Anleger trotz Verlusten langfristig an ein Investment, können sie kurz nach dem Verkauf wieder einsteigen. „Auf diese Weise haben sie Verluste realisiert und profitieren trotzdem von künftigen Kursanstiegen“, sagt Busch. „Wenn sie Aktien wieder zurückkaufen, sollten sie aber ein paar Tage verstreichen lassen. Sonst konstatiert das Finanzamt womöglich Gestaltungsmissbrauch.“ Wer sofort nachkaufen und so das Risiko zwischenzeitlicher Kursgewinne minimieren will, wählt andere Aktien oder Fonds mit ähnlichem Profil.

Sich selbst austricksen.

Auch unabhängig von steuerlichen Erwägungen kann es Sinn machen, Verlustpapiere rauszuwerfen – doch leider tun Menschen sich schwer, Verluste zu realisieren. Das durchschnittliche Depot deutscher Privatanleger liegt seit dem Jahr 2000 noch immer fast 70 Prozent unter Wasser – trotz der langen Rally 2002 bis 2007. Der Dax verlor mit minus 40 Prozent im gleichen Zeitraum deutlich weniger. Die Zahlen zeigen: Auch langfristig orientierte Anleger müssen Investments regelmäßig auf den Prüfstand stellen, Steuervorteile hin oder her.

Viele Telekom-Aktionäre etwa scheuten sich, hohe Kursgewinne nach dem zweiten Börsengang 1999 zum schnellen Ausstieg zu nutzen – ein Gewinn innerhalb der Spekulationsfrist wäre ja steuerpflichtig gewesen. Ihr Zögern bereuen sie noch heute.

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