Geldanlage Wie Sie Ihr Vermögen vor der Inflation retten

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Anlageklassen, Inflation und Realzins

Wer in Festzinspapiere von Unternehmen investiert ist, hat dagegen in den vergangenen Jahren die Inflation locker geschlagen und einen hohen Gewinnpuffer aufgebaut. In den vergangenen zwei Jahren gewannen Unternehmensanleihen mit damaligen Restlaufzeiten von fünf bis zehn Jahren bis auf wenige Ausnahmen durchweg mehr als zehn Prozent im Kurs. Zudem kassierten Anleger jährliche Zinsen zwischen sechs und zehn Prozent. Bei einer Inflationsrate von unter zwei Prozent ein schönes Geschäft – und ein Puffer für die Zukunft. Anleger sollten ihre Investments in Unternehmensanleihen behalten – es sei denn, sie haben nur in sehr lange Laufzeiten über sieben, acht oder gar zehn Jahre investiert. Dann sollte ein Gutteil verkauft und in kürzere Laufzeiten getauscht werden. Das senkt zwar die Gesamtverzinsung der Anleiheanlagen, minimiert aber auch das Risiko, dass das Kapital von möglicher Inflation zu sehr angegriffen wird.

Auch bei Neuanlagen sollten Anleger kürzere Laufzeiten bevorzugen – und etwas Risikobereitschaft mitbringen. Lohnende Zinsen, die auch höhere Inflationsraten als die aktuelle überkompensieren, gibt es praktisch nur noch bei Papieren, deren Rückzahlungswahrscheinlichkeit leicht eingeschränkt ist. Rund 3,8 Prozent pro Jahr lassen sich bis 2014 etwa mit der von den Ratingagenturen als sicher eingestuften, aber nicht top-beleumundeten Anleihe des Metro-Großaktionärs Haniel verdienen. Ein Kurzläufer des Autovermieters Sixt bringt bis Ende 2012 immerhin 2,6 Prozent Rendite. Die Baumarktkette Hornbach schafft bei einem Kupon von 6,125 Prozent noch 4,2 Prozent Rendite. 5,6 Prozent gibt es von KTG Agrar, die rund 31.000 Hektar Acker in konventioneller und Biolandwirtschaft bewirtschaften sowie Strom aus Biogas produzieren. Abzüglich Abgeltungsteuer können Anleger mit KTG-Bonds rund vier Prozent Inflation aushalten, ohne real Geld zu verlieren.

Aktien sind besser als ihr Ruf

Mit ihrer Aversion gegen Aktien verlieren Anleger in Zeiten moderat steigender Inflationsraten bares Geld. „Vor allem bei Inflationsraten von zwei bis sechs Prozent rentieren Aktien besser als alle anderen Anlageformen, auch besser als Immobilien, Edelmetalle oder Ackerland“, sagt Roelli, der die US-Aktienrenditen in 30 Inflations- und Deflationsphasen seit 1871 untersucht hat.

So lag die US-Inflationsrate von 1885 bis 1892, zwischen 1899 und 1914, von 1951 bis 1965 und zwischen 1982 und 1994 je bei 1,3 bis 3,9 Prozent, im Schnitt bei 2,0 Prozent. In diesen Phasen moderater Geldentwertung waren Aktien mit durchschnittlich 14,1 Prozent Ertrag deutlich besser als Anleihen (5,4 Prozent), aber auch besser als Immobilien (6,3 Prozent pro Jahr) und Ackerland (9,7 Prozent).

Lediglich bei galoppierender Geldentwertung, mit schnell steigenden und in der Spitze zweistelligen US-Inflationsraten – etwa 1914 bis 1919 oder 1945 bis 1948 – erlitten auch Aktien einen realen Wertverlust. Sie konnten den Schaden aber immerhin besser begrenzen als Zinspapiere. So legten in den Hochinfla-tionsjahren im Ersten Weltkrieg US-Aktien im Schnitt 11,8 Prozent pro Jahr zu, die Inflationsrate kletterte auf durchschnittlich 13,3 Prozent; mit Aktien konnten Anleger ihr Vermögen also größtenteils erhalten. Zinspapiere rentierten hingegen zwischen 1914 und 1919 nominal nur mit durchschnittlich 2,1 Prozent pro Jahr und sorgten so für hohe Kaufkraft-verluste der Sparer. Erst bei zweistelligen Inflationsraten konnten Ackerland, Immobilien und natürlich Gold ihre Vorteile als Sachwerte besser ausspielen als Aktien; doch damit sei zumindest in den nächsten 12 bis 24 Monaten nicht zu rechnen, so Roelli. „In den späten Phasen einer Inflation steigt die Gefahr von Zinserhöhungen; das ist kontraproduktiv für Aktien, doch so weit ist es noch lange nicht“, sagt Edward Perkin, Leiter europäische Aktien bei Goldman Sachs Asset Management in London. Allmählich steigende Inflation ist gut für Aktien; galoppierende Inflation aber ist auch für Unternehmensgewinne und damit Aktien schlecht – vor allem, wenn die Einkommen der Kunden nicht mit der Preisentwicklung Schritt halten.

Nahrung, Energie, Rohstoffe

Die einfache Gleichung: Sachwert = Inflationsschutz geht bei Aktien nicht immer auf; es müssen schon die richtigen sein. Die Faustformel: Aktien von Unternehmen bevorzugen, deren Produkte immer gebraucht, die von Verbrauchern und Unternehmen nicht einfach eingespart oder durch Billigware ersetzt werden können. „Energie- und Rohstoffunternehmen, ausgewählte Immobilienaktien, die solide finanziert sind, sowie große, globale Marktführer, die die Preissteigerungen im Einkauf dank der eigenen Vertriebs- und Markenmacht gut auf ihre Kunden überwälzen können, dürften in den kommenden Monaten und Jahren überdurchschnittlich rentieren“, meint Taubert.

Denn die Preise für Energie und Nahrung werden weiter überproportional steigen, also schneller als die allgemeine Inflationsrate. Dafür sorgen Sonderfaktoren wie die Nachfrage der Schwellenländer, die wachsende Weltbevölkerung und der zunehmende Flächenverbrauch durch Städte und Infrastruktur sowie häufige Dürren und Überschwemmungen. Anleger können sich über Aktien bei den Inhabern dieser lebenswichtigen Ressourcen einkaufen (siehe Tabelle). Etwa bei Sprott Resource. Die kanadische Beteiligungsgesellschaft besitzt Anteile an Agrar-, Energie- und Rohstofffirmen. Zum Portfolio gehören Ölgesellschaften wie Orion Oil oder Waseca Energy, Stonegate Agricom (Düngemittel) und One Earth Farms (Landwirtschaft). Sprott hält zudem 73.791 Unzen physisches Gold.

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