
Eigenwerbung kann Bernd Lucke. Der AfD-Chef nutzte seinen Auftritt in der ARD-Sendung "Hart aber fair" am Montag, um ausschweifend auf den Gold-Shop der Partei aufmerksam zu machen.
„Wir verkaufen günstiger als die Banken“, behauptete der AfD-Chef. Als Begründung erklärte er, Gold werde bei einem Großhändler gekauft, am Ende werde eine bestimmte Marge aufgeschlagen. "Wir schlagen einfach eine geringere Marge drauf, als die Banken das tun. Und jeder, der den Banken ihre Marge nicht gönnt, kann gern bei der AfD kaufen.“
So die Dauerwerbesendung des Parteichefs. Auch auf der Homepage zum Shop brüstet sich die AfD mit ihrer Preispolitik. Man wolle preislich "tendenziell ein gutes Stück unter dem Preis" liegen, den Privatkäufer am Bankschalter bezahlen müssten.
Wenn es nur um den Kauf am Bankschalter geht, mag Lucke recht haben. Allerdings hat der Parteichef offenbar vergessen, dass ein immer größerer Teil des Goldhandels bei Händlern stattfindet. Gerade wenn es um den Online-Handel mit Goldmünzen und -barren geht, müsste sich die AfD mit Unternehmen wie Degussa oder pro aurum vergleichen. Und dort zeigt ein Vergleich: Die Preise im AfD-Shop sind ganz schön happig.
Die AfD – neue Volkspartei oder kurze Protestepisode?
Es steckt einiges von der Union früherer Zeiten in der Alternative für Deutschland (AfD). Nur in der Europapolitik grenzt sich die AfD klar von dem ab, was Helmut Kohl zu seinen Kanzlerzeiten wichtig war. Die AfD besetzt aber andere zentrale Themen der Union wie Familie, Kriminalität und Zuwanderung - Themen, wie sie die früheren Vorsitzenden von CDU und CSU, Helmut Kohl und Franz Josef Strauß, verkörperten: starke Polizeipräsenz, begrenzte Zuwanderung und ein Familienbild mit Vater, Mutter und Kindern. Die Warnungen der AfD vor einer Überlastung der Sozialsysteme durch Asylbewerber erinnern an die aufgeheizte Das-Boot-ist-voll-Debatte Anfang der 90er Jahre. Die AfD knüpft zudem an die konservative Gedankenwelt von Bundesministern wie Manfred Kanther (CDU) und Theo Waigel (CSU) an.
Doch. Auch heute sind das Schwerpunkte der Union. Doch die CSU war im Europa-Wahlkampf mit ihrer auf Ausländer gemünzten Parole „Wer betrügt, der fliegt“ und dem Herziehen über die EU-Kommission nicht erfolgreich. Und CDU und CSU bekamen unter Angela Merkel und Horst Seehofer bei der Bundestagswahl 41,5 Prozent - mit einer liberaleren Einstellung zu Homosexuellen, mit einer neuen Definition von Familie, aber ohne einen Law-and-Order-Mann als Bundesinnenminister. So machte die Union die Erfahrung, dass ein Kurs der Mitte mehr Stimmen bringt als das Beharren auf konservativen Positionen.
Die AfD setzt sich für mehr Basisdemokratie ein – und steht damit im Kontrast zur CDU. Einige ihrer Mitglieder stammen außerdem aus der Konkursmasse kleinerer rechter, liberaler und konservativer Parteien. Ehemalige Angehörige von NPD und DVU können dagegen nicht Mitglied der AfD werden. Im Osten wirbt die Partei um DDR-Nostalgiker, die zwar den Sozialismus nicht zurückhaben wollen, aber zum Beispiel Elemente des alten Bildungssystems gut finden.
Ja - auch wenn die CDU in Brandenburg und Thüringen trotz Stimmenverlusten an die AfD zulegen konnte. Erstens hat die Union durch ihren Wandel hin zu einer modernen, urbanen Partei eine Flanke an ihrem rechten Rand aufgemacht und könnte weiter Konservative, die in der Union keine Heimat mehr sehen, verlieren. Und zweitens wirbelt die AfD die Parteienlandschaft so durcheinander, dass die Machtoptionen für die Union schwinden. Eine Koalition mit der AfD schließt die CDU genauso aus wie mit der Linken, und auf die FDP kann sie nicht mehr zählen. Unabhängig davon, dass Schwarz-Grün im Bund ein Novum wäre, könnte es mit den Grünen knapp werden - wenn die AfD denn 2017 in den Bundestag einzöge. Bliebe ein Bündnis mit der SPD - das sollte aber aus Sicht beider Parteien kein Dauerzustand sein.
Nicht einheitlich. CDU-Generalsekretär Peter Tauber sagt: „Wir wollen die Wähler zurückgewinnen.“ Fraktionschef Volker Kauder (CDU) will die AfD ignorieren und sich mit ihren Politikern nicht einmal in eine Talkshow setzen. Wolfgang Bosbach vom konservativen „Berliner Kreis“ der CDU hält das für falsch. Viele Unionspolitiker raten inzwischen, sich intensiv mit der AfD auseinanderzusetzen. Parteichefin und Kanzlerin Angela Merkel ging im Brandenburger Wahlkampf deutlich auf die Grenzkriminalität ein, nachdem die AfD bei der Sachsen-Wahl damit punktete. Koalitionen mit der AfD schließt sie aber aus.
Die AfD stellt sich als Partei der braven Sparer und Steuerzahler dar, deren Wohlstand durch die Rettung maroder Banken und überschuldeter Euro-Länder gefährdet ist. Sie fordert, dass außer Flüchtlingen nur noch „qualifizierte und integrationswillige“ Ausländer nach Deutschland kommen dürfen und bemüht dafür gerne das Beispiel des Einwanderungslandes Kanada. Die AfD, die sich seit ihrem guten Abschneiden bei drei Landtagswahlen als „kleine Volkspartei„ bezeichnet, wettert gegen die in Deutschland inzwischen weit verbreitete Kultur der „politischen Korrektheit“. Ihrer Führungsriege gehören etliche Ex-Mitglieder von CDU und FDP an. Deshalb finden einige wertkonservative Wähler die Strategie der CDU, die AfD wie eine nicht-salonfähige Randgruppe zu behandeln, wenig glaubwürdig.
Nein. „Eintagsfliege“, „Protestpartei“ – diese Etiketten wurden der AfD in den ersten Monaten oft aufgeklebt. Doch im Gegensatz zu den Piraten, die sich lange vor allem der Selbstzerfleischung widmeten, halten sich die internen Streitereien noch im Rahmen. Außerdem hat sich die AfD rasch von einer Ein-Thema-Partei (Eurorettung) zu einer gemausert, die verschiedene Politikfelder besetzt.
Nehmen wir eine klassische Goldmünze, eine Zehntel Unze Krügerrand. Bei der AfD kostet die derzeit 113,30 Euro zuzüglich Versandkosten. Beim Frankfurter Online-Händler CoinInvest sind es nur 110,87 Euro. Mit 109,70 Euro beziehungsweise 109,50 Euro sind sowohl der Online-Shop von Degussa als auch der Münchener Anbieter pro aurum noch günstiger.
Ähnlich sieht es bei den Barren aus. Auch diese hat die AfD in ihrem Angebot. Der ein Gramm schwere Goldbarren kostet dort 39,90 Euro. Zwischen einzelnen Herstellern wie Heraeus oder The Perth Mint wird nicht unterschieden. Erneut bieten alle drei Vergleichsshops günstigere Angebote, der günstigste, ein Gramm schwere Barren findet sich bei CoinInvest für 38,48 Euro.
Erst seit kurzem verkauft die AfD Krügerrand und Barren. Den Goldhandel will die Partei dazu nutzen, die Einnahmen zu erhöhen, um "in den Genuss der vollständigen staatlichen Teilfinanzierung zu gelangen", wie es auf der Webseite heißt.
Die ersten Verkaufszahlen sollen auch ganz erfolgreich gewesen sein, für Schlagzeilen sorgte der Shop dennoch. Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass Hacker sich unerlaubten Zugriff auf Kundendaten verschafft haben.
Kein Wunder also, dass Bernd Lucke bei seiner Werbetour dick auftragen muss. Der Shop ist nicht nur teurer als andere - sondern auch im Visier von Datenjägern.