Aktien an Auslandsbörsen Die besten Anlagechancen fern der Heimat

Wer ausländische Aktien kaufen will, sucht oft vergeblich oder zahlt happige Gebühren. Bei welchen Online-Brokern Sie günstig im Ausland handeln können, welche Alternativen es hierzulande gibt.

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Aktienhandel in Uganda Quelle: Bloomberg

Kommunist Mao Tse-tung würde sich einmal mehr im Grab umdrehen: China, mit 4,6 Billionen Dollar Börsenwert nach den USA der zweitgrößte Aktienmarkt der Welt, öffnet seine Festlandsbörsen in Shanghai und Shenzhen jetzt auch noch für ausländische Kapitalisten. Über das Projekt Stock Connect können sie täglich chinesische Festlandsaktien („A-Aktien“) ordern.

Bisher waren die für ausländische Anleger tabu, nur „qualifizierte Investoren“ durften chinesische Aktien kaufen – in Deutschland die Deutsche Bank, Commerzbank und Bankhaus Metzler für insgesamt müde 675 Millionen Dollar. Chinas Staatskapitalisten kontrollierten dabei genau, forderten kistenweise Unterlagen und immer Begründungen für Investments in ihre Unternehmen.

Was Analysten für 2015 erwarten
Deutsche BankDie Anlagestrategen sind verhalten optimistisch, zumindest was den deutschen Aktienmarkt angeht. Ende 2015 sehen sie den Dax bei 11.500 Punkten. Während die USA mit einem prognostizierten Wachstum von 3,5 Prozent zur Lokomotive werden dürfte, rechnen die Analysten für Deutschland nur mit einem Plus von 0,8 Prozent. Zugewinne könnte es dank des schwachen Euro bei exportorientierten Industrien geben. Ende 2015 sieht die Deutsche Bank den Euro bei 1,15 Dollar. Anleihen werden dagegen nicht mehr so attraktiv sein. Die Renditen bleiben extrem niedrig, Chancen gibt es lediglich bei US-Unternehmensanleihen mit guter Bonität. Auch Schwellenländeranleihen könnten für Risikofreudige interessant werden. Insbesondere Indien wird für die Deutsche Bank zur attraktiven Region. Quelle: REUTERS
Der Vermögensverwalter Allianz Global Investors ist ein Tochterunternehmen der Allianz. Quelle: imago images
CommerzbankDie Commerzbank sieht den Dax Ende 2015 bei 10.800 Punkten, ist also nicht ganz so optimistisch wie die Deutsche Bank, was den Leitindex angeht. Einig sind sich beide aber, was mögliche Staatsanleihekäufe der EZB angeht. Mit einem sogenannten Quantitative Easing (QE) rechnen beide Institute in der ersten Jahreshälfte. Anschieben könnten den Dax steigende Unternehmensgewinne dank des schwächeren Euro. Das könnte auch Dividenden begünstigen. Die Bank rechnet für den Dax mit einer Dividendenrendite von knapp über drei Prozent. Besonders hohe Dividendenrenditen erwarten die Analysten bei Medienpapieren wie Freenet und RTL sowie Immobilienkonzernen wie DIC Asset oder TAG. Als negative Einflussfaktoren verweist die Commerzbank nicht nur auf die wahrscheinliche Zinserhöhung der Fed, sondern auch auf niedrigere Wachstumsraten in China. Quelle: dpa
Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba)Was den Dax betrifft ist die Landesbank etwas pessimistischer als die Großbanken. Relativ konservativ rechnet sie mit einer Spanne zwischen 8300 und 10.000 Punkten. Zwar erwarten die Analysten eine leichte Erholung der Weltwirtschaft, einen breiten Aufschwung sehen sie allerdings nicht. Lediglich hinsichtlich der USA scheinen sich alle einig zu sein, auch die Helaba erwartet ein Wachstumsplus von rund drei Prozent für die größte Volkswirtschaft. Für Deutschland erwartet die Landesbank ein Plus von 1,3 Prozent - mehr als die Deutsche Bank. Im Portfolio rät die Helaba zu einer leichten Anhebung der Aktienquote. Anleihen sollten dagegen zugunsten von Immobilien leicht reduziert werden. Quelle: dpa
Julius BärDie Schweizer Privatbank sieht die Devisenmärkte und Wechselkursentwicklungen ebenfalls im Fokus der Entwicklungen des nächsten Jahres. Auch die Schweizer sehen die USA als Wachstumsanführer, während die Euro-Zone mit einem Plus von nur 0,8 Prozent eher ein Bremsklotz ist. Die schwächelnde Nachfrage der Euro-Zone sei vor allem für die Schweiz ein Nachteil, heißt es. Für Investoren dagegen gelte es, Kurs zu halten, liquide zu bleiben und nach Wachstumsthemen Ausschau zu halten, so die Analysten. Mögliche Bereiche für Wachstumsthemen sind laut den Privatbankern E-Autos, digitale Technologien, Energieinfrastruktur und Bildung. Quelle: REUTERS
FidelityDie Fondsgesellschaft gibt sich optimistisch, auch für Deutschland. "Wenn die geopolitischen Risiken in den Hintergrund treten und die Notenbanken die Wirtschaft weiter unterstützen, hat Deutschland beste Voraussetzungen, um 2015 an den moderaten Aufwärtstrend anzuknüpfen", schreibt Fondsmanager Christian von Engelbrechten. Auch Fidelity sieht Impulse seitens des Euro für die exportorientierten Unternehmen. Eigentliche Stütze der Konjunktur sei aber der heimische Konsum - der Verbraucher, der konsumiert statt spart, treibt die Wirtschaft an. Durch die steigenden Gewinne sieht Fidelity auch am Aktienmarkt gute Chancen und rechnet mit einer Dividendenrendite von im Schnitt drei Prozent. Quelle: REUTERS
DZ BankAktuell sei das Gewinnwachstum der Dax-Unternehmen noch zu hoch geschätzt, sagen die Analysten der DZ Bank. Die Rahmenbedingungen für Aktien bleiben dennoch dank expansiven EZB-Maßnahmen und einem Mangel an Anlagealternativen positiv. Trotzdem erwarten die DZ Banker keine großen Kurssprünge, der Leitindex habe kaum noch Potenzial. Bis zum Jahresende 2015 rechnet die Bank nicht mit einem Anstieg über 9500 Punkte - und auch schwankungsanfälliger könnte der Index werden. Konservativen Anlegern raten die Experten daher zu "Dividendenaristokraten". Risikofreudigere Investoren könnten dagegen im ersten Quartal Chancen bei den Zyklikern haben. Quelle: REUTERS

Stock Connect könnte ein Dammbruch sein, der erste Schritt zu offenen Börsen und einer frei handelbaren Währung, die mit Euro und Dollar konkurriert. Lange hat’s gedauert: „Seit vielen Jahren waren die chinesischen Behörden uneins darüber, ob Ausländer von der inländischen Kapitalertragsteuer befreit werden sollten oder nicht“, sagt Yanling Zhu, die das Chinageschäft beim Bankhaus Metzler betreut. Erst zum 17. November wurden ausländische Investoren von der Steuer befreit, Stock Connect konnte starten. Auch deutsche Privatanleger können jetzt also chinesische Festlandsaktien handeln.

Ein Triumph der Globalisierung? Gemach. Denn der Teufel steckt im Detail. Der Zugang zur Börse in Shanghai via Stock Connect ist nur über den Umweg Hongkong möglich. Dort werden Bestellungen ausländischer Investoren gesammelt, insgesamt dürfen sie täglich nur ein Volumen von 1,7 Milliarden Euro handeln. Zugang haben deutsche Normalanleger bisher nur über den weitgehend unbekannten Online-Broker Lynx.

Während wir im Internet heute weltweit jedes Produkt bestellen und mittels Kreditkarte oder Zahldiensten wie PayPal bezahlen können, ist der technische Fortschritt noch nicht bis aufs Parkett der Börsensäle und in die Systeme der Banken vorgedrungen.

Die meisten Märkte in Asien und Lateinamerika sind kaum zugänglich, von Afrika ganz zu schweigen. „In Afrika findet man teilweise noch Börsen, in denen die Kurse per Hand angeschrieben werden, ein elektronischer Zugang ist dort nicht möglich“, sagt Lutz Röhmeyer, der für den Weltzins Invest-Fonds der LBB Invest weltweit in Schwellenländern anlegt.

von Alexander Busch, Philipp Mattheis, Christof Schürmann, Florian Willershausen

Der globale Aktienmarkt, technisch ohne Weiteres möglich, bleibt eine Vision. Gerrit Fey, Kapitalmarktexperte vom Deutschen Aktieninstitut, der Lobby der börsennotierten Unternehmen, sieht auch keinen Weg hin zu einem global vernetzten Börsenplatz. Zu sehr hielten die einzelnen Länder an ihren Regeln fest. Fey: „Es gibt technisch und regulatorisch zu viele Hindernisse, man müsste auf dem Reißbrett den globalen Kapitalmarkt völlig neu entwickeln.“

Nur gut 30 Länder stehen deutschen Privatanlegern überhaupt zur Auswahl. Das zeigt eine Auswertung der WirtschaftsWoche unter den sechs deutschen Online-Brokern, die die meisten ausländischen Handelsplätze im Angebot haben. Aber auch wer sich an diese Börsen traut, muss oft hohe Kosten einrechnen, in Einzelfällen über zehn Prozent des Auftragswerts.

Immerhin: Es gibt Alternativen. Auch an deutschen Börsen werden Auslandsaktien gehandelt, zum Teil auch in Form von Hinterlegungsscheinen, die Rechte an ausländischen Aktien verbriefen. Die WirtschaftsWoche zeigt, was Anleger, die Auslandsaktien ordern wollen, beachten sollten.

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