„Bei dieser Art Zertifikat nehmen Unternehmen kein zusätzliches Kapital auf“, erklärt Jan Vrbsky von der Baader Bank in Frankfurt, „sondern sie hinterlegen einen Anteil, zum Beispiel zehn Prozent ihrer Aktien, bei einer Großbank, etwa der Bank of New York Mellon. Anschließend legen sie für zehn Prozent ihres Kapitals ADR-Papiere auf.“
ADR-Programme wurden von US-Banken konstruiert, damit US-Anleger an den Heimatbörsen mit Auslandsaktien handeln konnten. GDRs für Privatanleger bieten das Gleiche wie ADRs, nur unter anderem Namen. An der Frankfurter Börse sind fast 530 ADR- und GDR-Papiere verfügbar, darunter viele aus den Schwellenländern Russland, Brasilien und Indien – und sie lassen sich zu den gleichen Gebühren handeln wie deutsche oder reguläre ausländische Aktien. „In Russland etwa ist es nicht möglich, die Aktien ins Ausland zu bringen“, sagt Vrbsky, „deshalb sind die Papiere auf dem deutschen Markt nur als Hinterlegungsschein handelbar.“
Käufer erhalten mit diesen Hinterlegungsscheinen auch eine Dividende, nur das Stimmrecht, das zu einer richtigen Aktie gehört, das bekommen sie nicht.
Die Bank steht dazwischen
Anleger sollten zudem wissen, dass sie nicht direkt Besitzer von Unternehmensanteilen, sondern auf die dazwischen geschaltete Bank angewiesen sind. ADR-Programme können, etwa nach einer Übernahme, auch wieder aufgelöst werden. Sie sollten deshalb die Nachrichtenlage zu ihrem Unternehmen im Auge behalten, um rechtzeitig ihre Ansprüche anmelden zu können.
Sowohl bei Aktien als auch bei ADRs und GDRs sollten Privatanleger auch darauf achten, dass die Papiere in genügend großer Stückzahl gehandelt werden, also liquide sind. Denn eine Notierung an einer vermeintlich sicheren deutschen Börse nützt wenig, wenn die Papiere mangels Interessenten nur mit großem Abschlag wieder verkauft werden können.
Ist der Handel in Frankfurt oder Stuttgart wenig liquide, lohnt sich der Gang ins Ausland. Zum Beispiel bei Alibaba: Chinas Internet-Riese ging in New York an die Börse und lässt sich in Deutschland nur als ADR handeln. Am 2. Dezember wurden in Frankfurt 18.800 Alibaba-ADRs gehandelt – an der Nasdaq in New York dagegen 18,7 Millionen Aktien. „Wer größere Stückzahlen handeln wollte, kam dort günstiger zum Zug, weil die Spanne zwischen Ankaufs- und Verkaufskurs geringer ist“, sagt Profi Wetter.
Er steuert seine Entscheidung, wo er handelt, mithilfe einer Excel-Tabelle. Die zeigt ihm an, welche Kosten für eine Order an verschiedenen Handelsplätzen fällig werden. „Das macht anfangs zwar etwas Arbeit, so kann ich später aber binnen Sekunden entscheiden, welcher Handelsplatz bei welcher Handelsspanne für mich der günstigste ist“, sagt Wetter.