Aktientipp: Bilfinger - Comeback für die Söhne Mannheims
Mit 43 Prozent Wertverlust gehört Baudienstleister Bilfinger weltweit zu den schwächsten Aktien 2014. Nach mehreren Gewinnwarnungen im vergangenen Jahr wird der MDax-Wert an der Börse nur noch mit 2,1 Milliarden Euro bezahlt. Dafür bekommen Anleger – selbst nach geplanten Beteiligungsverkäufen – mehr als sieben Milliarden Euro Jahresgeschäftsvolumen. Zudem wird der Börsenwert fast schon durch das Eigenkapital gedeckt, das Ende September 1,9 Milliarden Euro betrug. Bilfinger-Aktien können eine der großen Turnaround-Spekulationen des Jahres werden.
Allerdings, dabei sind Geduld und Nervenstärke gefragt. Bilfinger muss in diesem Jahr zwei Dinge schaffen: Zum einen den endgültigen Schwenk vom traditionellen Baukonzern zum Servicedienstleister für Anlagen, Energie und Immobilien. Zum anderen müssen sich vor allem im Kraftwerksgeschäft die zuletzt schwachen Margen stabilisieren. Bilfinger will dabei vor allem das internationale Geschäft in Ländern mit starkem Kohleanteil ausbauen (Türkei, Indien, Vietnam, Thailand). Hier ist auf Jahre hinaus mit einer hohen Nachfrage nach Service für Kraftwerke zu rechnen.
In den Jahresabschluss 2014 (der am 12. Februar 2015 ansteht) dürfte Bilfinger zahlreiche Sonderbelastungen für Abschreibungen, Personalabbau und andere Sanierungsmaßnahmen packen. Netto wird damit ein Verlust ausgewiesen. Da die Mannheimer 2015 unter neuer Führung das Comeback planen, sollte das 2014er-Zahlenwerk keine weiteren versteckten Belastungen enthalten. Dass Bilfinger vor Kurzem sein europäisches Ingenieurbaugeschäft für einen zweistelligen Millionenbetrag verkaufen konnte, passt zur Dienstleistungsstrategie und hilft, das Eigenkapital zu stabilisieren. Mit rund 30 Prozent eigenen Mitteln ist Bilfinger kein notleidendes Unternehmen.
Im operativen Geschäft kämpfen die Mannheimer derzeit zwar gegen rückläufige Aufträge; im dritten Quartal 2014 kamen 14 Prozent weniger Bestellungen als im Vorjahreszeitraum herein. Mit gut sechs Milliarden Euro aber ist das Auftragspolster insgesamt dick genug für den geplanten Turnaround.
Aktientipp: Alstria Office - Lieber fette Mietrendite als magere Zinsen
Um 3,4 Millionen Euro, fast zwölf Prozent, konnte Alstria Office seinen Finanzaufwand in den ersten neun Monaten 2014 verringern. Der Hamburger Gewerbeimmobilien-Spezialist gehört zu den großen Gewinnern des aktuell niedrigen Zinsniveaus.
Alstria hat derzeit 74 Büroimmobilien mit 885 000 Quadratmeter Mietfläche im Bestand. Schwerpunkt ist der Konzernstandort Hamburg, dann Stuttgart und die Großstädte in Nordrhein-Westfalen. Wichtigste Mieter sind die Stadt Hamburg – sie allein bringt 31 Prozent der Mieterlöse – und der Autokonzern Daimler mit einem Anteil von 15 Prozent. Mietnomaden sind das sicherlich nicht.
An die 1,6 Milliarden Euro sind Alstrias Immobilien derzeit wert. Die Eigenmittelquote von gut 50 Prozent ist ein solider Wert für ein Immobilienunternehmen. Nach Abzug von Schulden dürften rund 830 Millionen Euro Eigenkapital bleiben, mit 10,50 Euro je Aktie ist der aktuelle Kurs komplett mit Eigenkapital unterlegt. Das Vermietgeschäft läuft gut. In den ersten neun Monaten 2014 konnte Alstria 46 700 Quadratmeter neu vermieten, für 27 600 Quadratmeter wurden die Verträge verlängert. Die Leerstandsquote (7,9 Prozent) ist rückläufig.
Insgesamt sollte Alstria 2014 wie geplant 59 Cent je Aktie operativen Gewinn (FFO) aus der reinen Immobilienbewirtschaftung gezogen haben. Im Vorjahr waren es 57 Cent je Aktie. Da Alstria als Reit Steuervorteile genießt, dafür aber den Gewinn fast komplett ausschüttet, könnte es bei der nächsten Dividendenzahlung 52 Cent je Aktie geben, fast fünf Prozent Rendite.
Anleihetipp: Vale - Dollar und Erz für harte Investoren
Anleihen des Rohstoffkonzerns Vale bieten derzeit 4,4 Prozent Rendite. Wer für ein international ausgerichtetes Anleihedepot ein Spezialinvestment sucht, bekommt mit dem brasilianischen Unternehmens-Bond, von dem ein Volumen von einer Milliarde Dollar ausgegeben wurde, einen guten Mix aus Rendite und Risiko. Die Anlagewährung Dollar ist durch die robuste US-Wirtschaft auf der einen und den schwachen Euro auf der anderen Seite interessant.
Mit 36 Milliarden Dollar Jahresumsatz ist Vale einer der größten Rohstoffkonzerne weltweit. Nummer eins ist der 1942 gegründete Bergbauriese beim Eisenerz. An die 340 Millionen Tonnen dürfte er in diesem Jahr fördern. Bis Ende des Jahrzehnts soll der Produktionsanlauf neuer Minen mehr als 450 Millionen Tonnen pro Jahr möglich machen. Zwei Drittel seiner operativen Gewinne macht Vale mit Erz. Wichtigster Abnehmer ist die weltweite Stahlindustrie, vor allem in Asien. Natürlich, sollte es in China zu einem schweren Abschwung kommen, hätte das für den Erzpreis und Vale negative Folgen. Bisher allerdings rechnet der Branchenverband Worldsteel 2015 mit einem Zuwachs des weltweiten Stahlbedarfs von zwei Prozent.
Anleihetipp: Vale | |
Kurs (%) | 101,36 |
Kupon (%) | 4,625 |
Rendite (%) | 4,39 |
Laufzeit bis | 15. September 2020 |
Währung | Dollar |
ISIN | US91911TAL70 |
Weitere Einnahmequellen für Vale ist das Geschäft mit den Industriemetallen Nickel und Kupfer. Vale überlegt, ein Drittel der Nickelsparte an die Börse zu bringen. Insgesamt könnte Vale in diesem Jahr durch Verkäufe von Beteiligungen bis zu zehn Milliarden Dollar in die Kasse bekommen. Vor Kurzem ging für 950 Millionen Dollar ein Teil des afrikanischen Kohlegeschäfts an den Mischkonzern Mitsui.
Operativ gelingt es Vale derzeit nicht, durch steigende Förderung die sinkenden Rohstoffpreise auszugleichen. Nach vorsichtiger Schätzung sind 2014 vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation wahrscheinlich nur zwölf Milliarden Dollar geblieben. Dazu schlug in der Nettorechnung die schwache Landeswährung Real noch mit mehr als drei Milliarden Dollar zu Buche.
Finanziell ist Vale aber gut gerüstet. Die Nettoschulden sind seit 2013 um mehr als vier Milliarden Dollar gesunken und machen mit 21 Milliarden Dollar nur das 1,8-Fache des operativen Gewinns aus. In den Büchern stehen 64 Milliarden Dollar Eigenkapital, die Hälfte der Bilanzsumme. Moody’s vergibt die Note Baa2, das ist noch Investmentgrade. Der brasilianische Staat ist Großaktionär.
Fondstipp: DWS Biotech - Lieber chronisch als tödlich
Wenn eine Branche an der Börse sehr gut gelaufen ist, wächst die Skepsis, ob das so weitergeht – so auch bei Biotechnologie. Seit 2010 hat sich das durchschnittliche Kurs-Buchwert-Verhältnis der im Nasdaq Biotech gelisteten Unternehmen auf immerhin 8,2 verdoppelt. „Anders als bei früheren Boomphasen ist derzeit jedoch mehr Realität und weniger Fantasie im Spiel, weil es bei der Entwicklung von Medikamenten tatsächlich den einen oder anderen Durchbruch gibt“, sagt Fondsmanagerin Noushin Turner. Als Beispiel nennt sie Medikamente gegen Hepatitis C, die die Heilungschancen von 70 auf nahezu 100 Prozent verbessert hätten. Hauptprofiteur sei Gilead Sciences. Der US-Konzern machte elf Milliarden Dollar locker, um Pharmasset, den Entwickler des Hepatitis-Medikaments Solvaldi, zu kaufen. Ob Gilead tatsächlich das große Geschäft macht, bleibt abzuwarten. Vielen Krankenversicherungen ist die Therapie mit Solvaldi für mehrere Zehntausend Euro pro Patient zu teuer. Sie hoffen auf günstigere Alternativen von Gileads Wettbewerbern.
Auch in der Krebsbehandlung gehe es voran, so Turner. Mithilfe von Immuntherapien könnte es künftig möglich sein, bisher tödlichen Krebs zu einer chronischen Erkrankung zu machen oder zu heilen. Weit vorn bei dieser Therapie seien die Biotech-Unternehmen Kite Pharma und Juno Therapeutics.
Bei erblich bedingten Krankheiten würden Therapien, bei denen mithilfe von Viren Genmaterial in den Körper von Patienten geschleust wird, großes Potenzial versprechen. Auf diesem Gebiet seien etwa die niederländische UniQure sowie die US-Unternehmen Blue Bird Bio und Applied Genetic Technologies aktiv.
Nicht so gut schaue es dagegen bei Therapien gegen Demenzerkrankungen aus. „Bisher war Alzheimer ein Friedhof für Medikamente“, sagt Fondsmanagerin Turner. Viel Geld sei geflossen, ohne dass bisher wirksame neue Medikamente entwickelt wurden. Lediglich der US-Konzern Biogen habe positive klinische Daten aus einem frühen Forschungsstadium geliefert. Ob am Ende ein Medikament stehen werde, das den Patienten einen spürbaren Fortschritt bringe, sei jedoch noch nicht abzusehen.