Aktien, Anleihen, Fonds Die Anlagetipps der Woche

Das US-Biotechunternehmen Amgen steuert auf ein Rekordjahr zu, Wacker Chemie glänzt mit starkem Chemiegeschäft aus und die Türkei kann sich für Anleger rentieren. Aktien, Anleihen und Fonds für die private Geldanlage.

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Amgen: Immun gegen billige Konkurrenz Quelle: dapd

Aktientipp: Amgen - Ziemlich immun gegen billige Konkurrenz

Mit zehn Prozent Umsatzplus im ersten Quartal und einem Gewinnsprung von 17 Prozent steuert das US-Biotechunternehmen Amgen 2016 auf ein Rekordjahr zu: Wahrscheinlich werden es 22,5 Milliarden Dollar Umsatz und angesichts weiter steigender Nettomarge (Reingewinn vom Umsatz, aktuell: 39 Prozent) mehr als acht Milliarden Dollar Gewinn. Amgen-Aktien sind ein Basisinvestment. Eine Konsolidierung zwischen 125 und 135 Euro wäre eine Einstiegsgelegenheit.

Enbrel ist das wichtigste Medikament von Amgen. Es wird vor allem gegen entzündliche Gelenkerkrankungen und Schuppenflechte eingesetzt. Das Besondere daran: Im größten Markt, in den USA, hat Enbrel Patentschutz bis 2028. Mehr als fünf Milliarden Dollar dürfte Amgen mit Enbrel dieses Jahr umsetzen. Und selbst wenn der Patentschutz fällt, wie dies seit 2015 in Europa der Fall ist, so ist es teuer und schwierig, gentechnologisch hergestellte Medikamente (als Biosimilars) zu kopieren. Im Vergleich zu einem klassischen Pharmakonzern ist Amgen daher besser gefeit gegen Rückschläge.

Anlagetipps der Woche - Amgen

Weitere Hoffnungsträger stehen am Start. Am wichtigsten wird der Cholesterinsenker Repatha, den Amgen gerade in Japan einführt. Damit erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass Repatha in diesem Jahr auch in den USA grünes Licht bekommt. Für das neue Medikament Kyprolis sind weitere Anwendungen in der Krebsbekämpfung wahrscheinlich. Und unter den Biosimilars entwickelt Amgen ebenfalls eigene Präparate gegen Krebs und Entzündungskrankheiten.

Aktientipp: Wacker Chemie - Starkes Chemiegeschäft gleicht Solarschwäche aus

Noch immer leidet die Aktie von Wacker Chemie darunter, dass Anleger vor allem den Geschäftsbereich Polysilizium unter die Lupe nehmen und die Chemie übersehen. Polysilizium ist der Grundstoff für die Herstellung von Solarzellen und Halbleitern. In beiden Abnehmerbranchen war der Geschäftsverlauf bis vor Kurzem schwach. Als zusätzliche Belastung für Wacker kamen Anlaufverluste für ein großes Polysiliziumwerk in Charleston im US-Bundesstaat Tennessee hinzu. Im ersten Quartal sank der Nettogewinn auf 16 Millionen Euro, das waren drei Viertel weniger als in dem von Sondererträgen aufgeblähten ersten Quartal 2015. Nun aber zeichnet sich ab, dass dies der Tiefpunkt gewesen sein könnte.

Anlagetipps der Woche - Wacker Chemie

Fast zwei Drittel seines Umsatzes macht Wacker mit seinen Chemiesparten Silikone, Kunststoffe und Biotechnologie. Hier gibt es reichlich Bestellungen, von Imprägnierungen für Dispersionsfarben oder Zusatzstoffen für Mörtel etwa. Wacker hat seine Produktion bis zu 95 Prozent ausgelastet. Um durchschnittlich 15 Prozent kletterten die operativen Gewinne der Chemiesparten im ersten Quartal. Dank anziehender Margen und höherer verkaufter Mengen dürfte der Gewinn aus dem Chemiegeschäft in diesem Jahr zweistellig zulegen.

Zum Joker wird das Geschäft mit Polysilizium. Nachdem Wacker hier im ersten Quartal im neuen US-Werk die Produktion mit 500 Tonnen Polysilizium begonnen hat, dürfte der Höhepunkt der Investitionen und Anlaufkosten überschritten sein. Zugleich haben die Preise für Polysilizium im Februar nach langer Talfahrt nach oben gedreht. Das Marktforschungsinstitut IHS rechnet mit weiter steigenden Preisen für Polysilizium vor allem auf dem zentralen chinesischen Markt, weil die Regierung in Peking mit ihrer neuen Einspeiseverordnung die Nachfrage nach Solarzellen wieder ankurbeln dürfte.

Aktientipp: Medtronic und Anleihetipp Türkei

Aktientipp: Medtronic - Digitalisierung als Schrittmacher

Mehr als die Hälfte aller weltweit implantierten Herzschrittmacher kommen von Medtronic. Auch Herzklappen und Insulinpumpen gehören zum Angebot des 1949 gegründeten Medizintechnikspezialisten. Im vergangenen Jahr wurden weltweit mehr als zehn Millionen Menschen mit Produkten von Medtronic behandelt. Der wachsende Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung spricht dafür, dass der Bedarf an medizintechnischen Produkten weiter zunimmt. Medtronic investiert derzeit vor allem in die Digitalisierung. In der Fernüberwachung von Patienten mit Herz- und Diabetesgeräten betreut Medtronic inzwischen 250 000 Patienten in 20 Ländern. In einem Netzwerk senden Herzschrittmacher oder Insulinpumpen laufend Daten an den behandelnden Arzt und machen die Behandlung effizienter.

Anlagetipps der Woche - Medtronic

Mit dem Kauf von Covidien verkürzt Medtronic den Abstand zum Marktführer Johnson & Johnson. Wahrscheinlich hat Medtronic in dem am 30. April abgelaufenen Geschäftsjahr knapp 29 Milliarden Dollar Umsatz erzielt. Im Zuge der Übernahme des irischen Konkurrenten hat Medtronic seinen Unternehmenssitz von Minneapolis in den USA nach Dublin verlegt – steuerlich ist das kein Nachteil. 2016 soll die Integration von Covidien abgeschlossen sein. Da die Iren ein hochrentables Unternehmen sind, wird das auch Medtronics Marge steigen lassen. Die Aussichten sind vielversprechend. Der Bundesverband Medizintechnologie etwa rechnet in einer Branchenstudie damit, dass Medtronic bis 2020 Johnson & Johnson überholt.

Mit einem Börsenwert von 110 Milliarden Dollar – das 3,8-Fache des Jahresumsatzes – ist Medtronic nicht billig. Die hohe Gewinnstärke, die 2016 bei 22 Prozent Reingewinn vom Umsatz liegen dürfte, und die stabilen Wachstumsaussichten machen die Aktie dennoch interessant. Mit 50 Prozent Eigenkapitalquote besteht Spielraum für weitere Übernahmen. Seit 1978 hat Medtronic jedes Jahr die Dividende erhöht.

Anleihetipp: Türkei - Die rentable Seite des Bosporus

Der Krieg im Nachbarland Syrien, die politische Eiszeit in den Beziehungen zum mächtigen Russland und der Streit um Pressefreiheit und den Fall des Satirikers Jan Böhmermann lassen die Türkei in einem diffusen Licht erscheinen. Doch das Land ist keineswegs nur ein Krisenfall – im Gegenteil: Das türkische Wirtschaftswachstum hat im vergangenen Jahr Fahrt aufgenommen und mit real vier Prozent plus die Erwartungen der Analysten übertroffen. Für 2016 verspricht das türkische Wirtschaftsministerium noch mal eine Beschleunigung. Sogar der IWF, der die Türkei bisher zurückhaltend bewertet hat, rechnet für dieses Jahr nun mit 3,8 Prozent Wachstum.

Für risikofreudige Investoren hierzulande sind das gute Nachrichten. Mit 27 Staatsanleihen, die an der Börse Frankfurt gehandelt werden, gehört die Türkei zu den klassischen Emittenten unter den Schwellenländern. Für Privatanleger infrage kommt die bis 2020 laufende Dollar-Anleihe (gesamter Nennwert: 2,0 Milliarden Dollar), die derzeit 3,5 Prozent Rendite abwirft. Standard & Poor’s bewertet die Anleihe mit BB, das ist spekulativ im oberen, eher sichereren Bereich.

Anlagetipps der Woche - Türkei

Für Witwen und Waisen sind Türkei-Anleihen natürlich nicht geeignet. Schon die Emissionswährung Dollar birgt Risiken – etwa, wenn bei der Präsidentschaftswahl im Herbst wider Erwarten der republikanische Kandidat Donald Trump gewinnen sollte. Immerhin, das in den USA im Vergleich zu Europa höhere Zinsniveau spricht für den Greenback.

Die Türkei selbst hat auch offene Flanken: Das Land ist abhängig von importierten Rohstoffen und Kapital, die Sparquote ist niedrig, die wichtige Tourismusbranche leidet unter den politischen Konflikten. Auf der anderen Seite ist der Konsum gerade wegen der zahlreichen Flüchtlinge so robust. Und die Staatsverschuldung ist mit 32 Prozent vom Inlandsprodukt nicht einmal halb so hoch wie in Deutschland.

Fondstipp: Newton Global Income

Fondstipp: Newton Global Income - Zu günstig für die Bank, aber gut für den Anleger

Dividenden sind wie Honig auf dem Brot. Allein macht er nicht satt. Wer nur auf die Dividendenrendite schaut, gerät schnell an die falschen Aktien. Vor der Finanzkrise wären es Bankpapiere gewesen, danach die von Energie- oder Rohstoffunternehmen. Hohe Kursverluste hätten die Ausschüttungen weit übertroffen.

Anlagetipps der Woche - Newton Global Income

Dividendenfonds sind populär, weil sie mit bis zu 150 dividendenstarken Aktien eine große Streuung bieten. Auf Jahressicht haben die weltweit anlegenden Dividendenfonds im Schnitt 7,8 Prozent verloren und damit etwas weniger als normale Weltaktienfonds, die zehn Prozent abgaben. Die Kursschwankungen sind meist auch etwas niedriger. Zudem kümmern sich die Fondsanbieter um die aufwendige Quellensteuer-Rückerstattung im Ausland, kassieren dafür aber auch auf Dividenden eine Verwaltungsvergütung.

Auf dem Banktresen landet der erfolgreiche Fonds Newton Global Income nicht unbedingt. Er hat keinen Ausgabeaufschlag, den Verkäufer als Lohn einheimsen, deshalb ist er für sie nicht lukrativ – für Anleger aber schon. Das Portfolio des Londoner Fondsanbieters Newton (Bank of New York Mellon-Gruppe) hat seit 2005 jährlich 7,5 Prozent gebracht. Nick Clay ist als Fondsmanager erst seit Dezember am Ruder, bleibt der Anlagestrategie des Vorgängers aber treu. Er kauft rund 50 Aktien von den mehr als 800 Unternehmen weltweit, die um die drei Prozent Dividendenrendite bieten. „Viele Dividendenaktien sind teuer, man muss die Unternehmen sehr gut kennen, um die zu meiden, bei denen plötzliche Dividendenkürzungen den Kurs verhageln“, sagt Clay. Da er von einer weltweiten Wachstumsschwäche ausgeht, hat er zuletzt weniger konjunkturanfällige Unternehmen ausgesucht. Zu den Zigarettenherstellern Reynolds und Philip Morris kamen im Januar noch Altria und Imperial Tobacco ins Portfolio. Nach Kursverlusten hat er auch die Konsumwerte McDonald’s, Johnson & Johnson sowie Procter & Gamble gekauft.

Dividendenfonds: Die erfolgreichsten Portfolios im Einjahresvergleich

Dividendenfonds: Ausschüttung bewahrt nicht vor einem Minus

Die erfolgreichsten Portfolios im Einjahresvergleich
Wertentwicklung in Prozent
Fondsname*ISIN seit 3 Jahren **seit 1 JahrVolatilität in Prozent ***
Weltweit anlegend (die besten unter 340 Fonds)
6 Newton Global Income GBP GB00B0MY6T0011,5–0,911,2
HQ Trust Dividende USD (Spezialfonds)LU081852103014,9–1,810,2
BNY Mellon Global Equity Income EURIE00B3V93F2710,0–2,011,3
Fidelity Global Equity Income USDLU1084165130neu–3,4neu
DWS Top Dividende LDDE000984811910,5–3,710,5
Stuttgarter DividendenfondsLU05068685038,2–4,011,3
Blackrock Global Equity IncomeLU05450393899,2–5,011,0
CS Global Dividend Plus USDLU04397303749,7–6,110,6
iShares Stoxx Global Select Divid. 100DE000A0F5UH19,1–6,710,4
Europäischer Aktienmix (die besten unter 170 Fonds)
Lupus alpha Dividend Champions DE000A1JDV6118,96,611,3
iShares Stoxx Europe Sel. Dividend 30 DE000263529910,8–7,012,0
Lyxor ETF Stoxx Europe Sel. Dividend 30FR001037860410,6–7,311,9
Siemens Qualität & Dividende EuropaDE000A0MYQ289,9–8,412,4
M&G Pan European Dividend GB00B39R4H739,0–8,613,6
Danske Invest Europe High Dividend LU01234849578,0–9,612,7
Blackrock European Equity IncomeLU056282238610,4–10,012,5
Amundi ETF MSCI Europ. High DividendFR00107188749,9–10,112,9
Deutsche Invest II Euro Top DividendLU07812376148,1–10,512,2
Threadneedle Pan European Eq. DividendGB00B12ZG0159,3–10,713,0
*nur Fonds ab 20 Millionen Euro Volumen
**jährlicher Durchschnitt (in Euro gerechnet)
***je höher die Jahresvolatilität (Schwankungsintensität) in den vergangenen drei Jahren, desto riskanter der Fonds
Stand: 28. April 2016, Quelle: Morningstar
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