Aktien, Anleihen, Fonds Die Anlagetipps der Woche

AT&T punktet mit Komplettangebot auf allen Kanälen, Adecoagro hat wertvolles Farmland und einige Mischfonds haben den Januar-Kursrutsch gut weggesteckt. Aktien, Anleihen und Fonds für die private Geldanlage.

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F-35, Lockheed Martin Quelle: REUTERS

Aktie: Lockheed Martin - Profiteur des weltweiten Rüstungswettlaufs

In wackligen Börsenzeiten sind Unternehmen mit stabilem Geschäftsverlauf gefragt. Diesen Vorteil bieten Rüstungsaktien, auch wenn sie sicherlich nicht für jeden Anleger infrage kommen. Die amerikanische Lockheed Martin, Hersteller von Kampfflugzeugen, Raketen und Raumfahrttechnik, hat in den vergangenen zehn Jahren die Nettorendite (Reingewinn vom Umsatz) stets zwischen sechs und acht Prozent gehalten. Selbst zur Finanzkrise 2008/09 blieben von 46 Milliarden Dollar Umsatz unterm Strich mehr als drei Milliarden Gewinn übrig. Grund sind langfristige Großaufträge der US-Regierung, mit der Lockheed fast 80 Prozent seines Geschäfts abwickelt. Und daran dürfte sich vorerst nichts ändern – egal, wer im Herbst die Präsidentschaft gewinnt.

Anlagetipps der Woche - Amgen

Vom wichtigsten Produkt, dem Kampfjet F-35, wird Lockheed in diesem Jahr wahrscheinlich 53 Maschinen ausliefern, nach 45 im Vorjahr. 2018 sollen es pro Jahr mehr als 100 Maschinen werden, die dann etwa die Hälfte des gesamten Konzernumsatzes ausmachen. Mit 596 Milliarden Dollar pro Jahr (2015) sind die USA das Land mit den weltweit höchsten Rüstungsausgaben.
Für neun Milliarden Dollar übernahm Lockheed im vergangenen Jahr den Hubschrauberhersteller Sikorsky. Damit ergänzt Lockheed seine bisher auf Jets konzentrierte Flotte. Jüngste Verkaufszahlen signalisieren, dass die Integration von Sikorsky früher als erwartet gelingen könnte. Mit der Übernahme des Rüstungsspezialisten Leidos verstärkt Lockheed sein militärisches IT-Geschäft.

Aktie: AT & T - Cash-Programm auf allen Kanälen

Für fast 50 Milliarden Dollar hat AT&T im vergangenen Jahr den Satellitenbetreiber DirecTV erworben. Der US-Kommunikationskonzern ist damit nicht nur der größte Anbieter von Bezahlfernsehen in den Vereinigten Staaten (25 Millionen Kunden). Er kann nun ein Komplettangebot an Medieninhalten und Dienstleistungen auf allen Kanälen bieten: über Fernsehen, Festnetz und mobile Endgeräte wie Smartphones, Tablets bis hin zum vernetzten Fahrzeug.
Mit 40,5 Milliarden Dollar Umsatz und 3,8 Milliarden Dollar Reingewinn blieb AT&T im ersten Quartal zwar leicht unter der bisher zweistelligen Nettomarge, bis Jahresende sollte das aber aufgeholt werden. Nach der endgültigen Integration von DirecTV rechnet AT&T mit Einsparungen, die in diesem Jahr die Kosten um 1,5 Milliarden Dollar drücken dürften.

Anlagetipps der Woche - AT&T

Im nächsten Jahr sollte dann die Abschaltung des veralteten Mobilfunknetzes 2G weitere Einsparungen bringen. Im zentralen nordamerikanischen Mobilfunkgeschäft kletterte die Zahl der Kunden im ersten Quartal um 2,3 Millionen auf 139,7 Millionen. In der Mediensparte, in der DirecTV nun aufgeht, wird AT&T bald neue Videodienste anbieten. Das schnelle Breitbandinternet hat in Atlanta, Georgia, einen guten Start erwischt, weitere Großstädte werden folgen. Durch Zukäufe kommt AT&T bei seiner Expansion in Mexiko und Südamerika voran, auch wenn Anlaufkosten hier zunächst die Gewinne drücken. Dafür besteht die Chance, dass Kunden im Bezahlfernsehen auch auf Mobilfunkangebote zurückgreifen. Allein in Mexiko hat AT&T über 50 Millionen Kunden.
AT&T ist eine Cash-Maschine, mit rund zehn Prozent Nettorendite (Reingewinn vom Umsatz) seit über zehn Jahren. Wenn dieses Jahr 165 Milliarden Dollar Umsatz zusammenkommen, sind mindestens 16 Milliarden Dollar Gewinn möglich, ein Fünftel mehr als 2015. Aktien von AT&T sind ein günstig bewertetes Basisinvestment mit guter Dividende.

Aktie: Adecoagro - Gründungsaktionär Soros baut ab

Als chancenreich stuften wir im März die Aktie des Agrarkonzerns Adecoagro ein (siehe WirtschaftsWoche 12/2016). Unglücklicherweise kündigte das argentinische Unternehmen am 21. März, drei Tage nach Erscheinen des Heftes, eine Aktienplatzierung an. Angeboten wurden zwölf Millionen Aktien zu je 11,70 Dollar. Die kamen aus dem Bestand von Gründungsaktionär George Soros. Die Investmentfirma des Milliardärs reduzierte ihren Anteil von 21,3 auf 11,5 Prozent. Der frei gehandelte Anteil (Streubesitz) erhöhte sich über Nacht um rund zehn Prozentpunkte. Das belastet aktuell den Kurs, weil Anleger befürchten, dass zeitnah viele dieser Aktien zum Verkauf angeboten werden. Eine Verkaufssperre gilt nur noch bis zum 23. Mai.
Der Kurs rutschte inzwischen unter den von uns im März gesetzten Stoppkurs.

Anlagetipps der Woche - Adecoargo

An der positiven Einschätzung aber halten wir fest. Wer die Aktie noch hält, kann die Kursschwäche aussitzen. Neu- und Wiedereinsteiger können bei sieben bis acht Euro kaufen.
Die Argentinier, die ihren Sitz steuerlich optimiert in Luxemburg haben, betreiben Farmen in Südamerika. Produziert werden Getreide, Milchprodukte und Zucker. Zudem verarbeitet Adecoagro Zucker zum Biosprit Ethanol und entwickelt und verkauft Farmland. 18 landwirtschaftliche Verarbeitungsanlagen zählen zum Vermögen.
Werthaltig sind vor allem 270 000 Hektar Landbesitz. Den schätzen unabhängige Gutachter auf 935 Millionen Dollar Marktwert. Das allein deckt 53 Prozent des Unternehmenswertes. Erfreulich auch: Die Nettoverschuldung sank im Schlussquartal 2015 von 585 auf 514 Millionen Dollar. Erstmals erzielte Adecoagro 85 Millionen Dollar positive freie Mittelzuflüsse. Das Geschäftsmodell funktioniert also.

Anleihe: Mahle - Kolben für Ferrari und Elektroroller für Barcelona

Jedes zweite Auto weltweit fährt mit Komponenten, die der Stuttgarter Fahrzeugzulieferer Mahle hergestellt hat. Ob Kolben, Ventiltrieb, Kühler, oder Ölpumpe, vom Kleinwagen bis zum Ferrari in der Formel 1 – Mahle gehört mit 76 000 Mitarbeitern weltweit und in diesem Jahr wahrscheinlich mehr als zwölf Milliarden Euro Umsatz zu den Topzulieferern der Autobranche. Auch Anleger fahren nicht schlecht mit den Stuttgartern: Mahle-Anleihen mit Laufzeit bis 2022 (gesamter Nennwert: 500 Millionen Euro) bringen 1,7 Prozent Jahresrendite.
Die Hälfte seines Umsatz macht Mahle mit Komponenten für Verbrennungsmotoren. Bei etwa zwei Prozent Wachstum, die der weltweite Automarkt in diesem Jahr verspricht, legt dieses Basisgeschäft durchaus zu. Gerade angelaufen ist die Produktion neuartiger Stahlkolben für Dieselmotoren.
Die Abhängigkeit vom Verbrennungsmotor wird schrittweise verringert.

Anlagetipps der Woche - Mahle

Mit der neuen Sparte Thermomanagement ist Mahle Zulieferer für klassische Antriebe genauso wie für den Wärmehaushalt bei Brennstoffzellen und Akkus. Für Kleinwagen hat Mahle einen eigenen Elektromotor im Programm. Im spanischen Barcelona laufen mehrere Hundert Elektroroller des Verleihunternehmens Cooltra mit Antrieben von Mahle. Zu den wichtigsten Neuentwicklungen Mahles zählen Range-Extender, mit denen die Reichweite von Elektromotoren erweitert werden kann, oder die Umwandlung von Abgaswärme in mechanische Energie.
Ein Rating haben Mahle-Anleihen nicht. Doch die Bilanz ist mit 34 Prozent Eigenkapital gut gepolstert. Und wenn Mahle den Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation 2016 nur auf Vorjahresniveau (1,1 Milliarden Euro) hält, wären die Nettofinanzschulden davon das 1,3-Fache, eine solide Relation. Mahle ist eine GmbH, deren Anteile seit 1964 bei der gemeinnützigen Mahle-Stiftung liegen.

Fonds: Milliardenfonds - Fischer macht dicht, und Persarini sucht Auswege

Frank Fischer konnte sich vor Geld kaum retten. Mit der guten Performance hat sich das Volumen seines Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen in wenigen Monaten auf 1,5 Milliarden Euro verdoppelt. Das wird dem Chefanleger von Shareholder Value Management zu viel, weil er 80 Prozent davon in Aktien kleiner und mittelgroßer europäischer Unternehmen investiert. Jetzt dürfen nur noch bereits investierte Anleger weitere Anteile zum offiziellen Preis zeichnen. Andere könnten an der Börse ordern.
Andere Probleme hat der Ethna-Aktiv. 2016 war der Fonds mit hohen 40 Prozent Aktienanteil gestartet und gleich von den Januar-Turbulenzen erwischt worden. Seit Jahresbeginn hat er 4,9 Prozent verloren, das Fondsvolumen ist um 2,5 Milliarden auf 9,2 Milliarden Euro gesunken. Aus dem Tief muss sich Fondsmanager Luca Pesarini herauskämpfen.

Ethna-Aktiv

Es gäbe drei Möglichkeiten: Mehr Risiko eingehen, um durch schnelle Gewinne die Delle auszubügeln. Aber das kann böse enden. Riskant ist es auch, die erprobte Strategie zu ändern. Im Schweizer Wollerau hat man sich entschieden, Risiko rauszunehmen, um nicht weiter abzurutschen. Die Aktienquote wurde nach dem Crash im Januar auf null reduziert, und auch jetzt stecken nur acht Prozent des Fonds in Aktien ohne Absicherung. Die Aktienerholung verpassen die Schweizer. Aber sie sehen die Weltwirtschaft sowieso eher pessimistisch. „In den USA gehen die Gewinne bei den Unternehmen zurück, die globale Entwicklung ist durchwachsen und der starke Dollar eine Belastung“, sagt Co-Portfoliomanager Christian Schmitt. Als sicheren Hafen steuert man lieber US-Staatsanleihen an, die etwa ein Viertel des Depots ausmachen. Alle Bonds werfen im Schnitt drei Prozent Rendite ab. Davon bleiben nach Kosten für die Dollar-Absicherung noch zwei Prozent. Auf Dauer zu wenig, um die Fondskosten zu verdienen. Da müssen Aktien Schub bringen. Zugekauft wurden nach Kursrücksetzern etwa Microsoft und Alphabet.

Mischfonds: Vom Januar-Kursrutsch hat sich nicht jeder Erholt

Die erfolgreichsten Portfolios im Einjahresvergleich
Wertentwicklung in Prozent
Fondsname*ISIN seit 3 Jahren *seit 1 JahrVolatilität in Prozent **
Volumen von 23 Milliarden bis 1,2 Milliarden Euro
Frankfurter Aktienf. für StiftungenDE000A0M8HD210,66,07,7
Nordea - 1 Stable ReturnLU02273840206,14,74,3
JPMorgan Global Marco OpportunitiesLU00959388819,14,47,4
MFS Meridian Prudent WealthLU08085626144,23,15,3
M&G Optimal IncomeGB00B1VMCY932,40,04,1
Kapital Plus (AGI)DE00084762505,8–0,56,0
FvS Multiple OpportunitiesLU03235786577,2–0,810,0
Deka-Stiftungen BalanceDE00058968642,3–1,13,4
FvS Multiple Opportunities II RLU09525734826,5–1,110.0
Fidelity Global Multi AssetLU0987487336neu-1,5neu
*jährlicher Durchschnitt (in Euro gerechnet)
**je höher die Jahresvolatilität (Schwankungsintensität) in den vergangenen drei Jahren, desto riskanter der Fonds
Stand: 09. Mai 2016, Quelle: Morningstar
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