10 Tipps für Börseneinsteiger
Bevor ein potentieller Anleger zum ersten Mal Aktien kauft, sollte er sich Gedanken darüber machen, welches Ziel er mit der Geldanlage verfolgt und für welchen Anlegertyp er sich hält. Wenn mit den Aktien später die Altersvorsorge aufgestockt oder das Studium der Kinder finanziert werden soll, muss an der Börse eine andere Taktik angewendet werden, als wenn es um kurzfristige Gewinne geht. Die grundlegende Frage ist: Sind Sie auf den Betrag angewiesen und investieren deshalb lieber mit möglichst geringem Risiko oder können Sie eventuelle Verluste verschmerzen und renditestärkere aber auch riskantere Papiere kaufen?
Wer die Frage nach der eigenen Risikoneigung mit "no risk, no fun!" beantwortet, sollte sich darüber im Klaren sein, dass er zwar sehr viel gewinnen, aber auch sehr viel verlieren kann. Für den Anfang schadet es nicht, auf eine langfristige Strategie zu setzen und die Entwicklungen an den Märkten zu beobachten. Kleine Zockereien für den Nervenkitzel sind dann im Verlustfall besser zu verschmerzen. Nach dem Geckoschen Leitsatz "Greed is good" sollten Börsenneulinge nicht handeln.
Was eine Aktie ist und wie sie funktioniert, dürfte jedem klar sein. Wer sein Depot auch mit Anleihen und Zertifikaten füllen möchte, sollte nur in Produkte investieren, die er auch versteht. Wer nur auf die Renditeversprechen hört und Produkte kauft, deren Vor- und Nachteile, beziehungsweise Funktionsweisen er nicht begreift, fällt über kurz oder lang auf die Nase.
Bevor Sie ein Depot eröffnen, vergleichen Sie die Gebühren der Banken. Je höher die Gebühren sind, desto geringer fällt die Rendite nachher aus. Direktbanken haben im Regelfall günstige Konditionen und bieten kostenlose Depots an.
Anleger sollten ihr Geld - und damit auch ihr Risiko - zumindest am Anfang möglichst breit streuen. Verteilen Sie Ihr Geld auf verschiedene Märkte wie Rohstoffe und Energie, sowie auf Aktien, Fonds und Anleihen.
Wer seinem Portfolio Fonds oder Zertifikaten beimischt, sollte auch innerhalb dieser Anlageklassen auf eine gute Mischung achten. Fondsanbieter und deren Produkte lassen sich online schnell vergleichen. Wer nicht nur in ein oder zwei Gesellschaften investiert, ist auf der sicheren Seite.
Besonders wichtig ist, dass Sie sich Zeit nehmen für Ihre Geldanlage und Ihr Depot regelmäßig überprüfen: Welche Anlageinstrumente haben sich wie entwickelt? Ist es Zeit, das Depot umzuschichten, oder läuft alles in meinem Sinne?
Bei der Überprüfung des Depots sollte man sich immer mal wieder fragen: Würde ich diese Aktie oder diesen Fonds heute noch kaufen? Lautet die Antwort ja, behalten Sie das Produkt. Sind Sie von der Qualität nicht mehr überzeugt, wird es Zeit zum Verkauf.
Entwickelt sich eine Aktie oder ein sonstiges Produkt nicht so, wie geplant, sollten Sie nicht zögern, es zu verkaufen. Sogenannte Stopp-Loss-Orders, also Untergrenzen, bei denen verkauft werden soll, können hilfreich sein. Das bietet sich insbesondere dann an, wenn man den Kurs nicht permanent selbst im Auge behalten kann oder will.
Grundsätzlich gilt: Verlieren Sie nicht die Nerven. An der Börse gibt es Kursschwankungen, Aktienkurse können unerwartet einbrechen. Das sollte aber kein Grund sein, den Kopf zu verlieren. Panische und unüberlegte Deals kosten meist mehr Geld als die Abwärtstrends.
Denn zum einen sind Crashjahre wie 2000 und 2008 relativ selten: Seit 1949 endeten von 62 Börsenjahren in Deutschland nur 16 mit Verlust. Zum anderen wird die Wahrscheinlichkeit, sich mit Aktien die Finger zu verbrennen, schnell kleiner, je länger man investiert. Schon wenn man fünf Jahre durchhielt, gab es seit 1949 nur noch neun Verlustphasen, in die man hätte stolpern können. Dem stehen 49 Perioden gegenüber, nach denen Anleger ihre Aktien mit teils satten Gewinnen verkauft hätten. Bei zehn Jahren Haltedauer sind es nur noch drei Verlustphasen, die schlechteste 1960 bis 1970 mit einem Minus von 1,8 Prozent. Ab 15 Jahren Haltedauer oder länger gab es keine Periode mehr mit negativem Ergebnis.
Im vergangenen Jahr erstellte die WirtschaftsWoche aus den von Boston Consulting ermittelten besten Aktien der Welt erstmals ein Depot aus Substanzwerten, deren Börsenwert nach den BCG-Kriterien besonders nachhaltig ist, weil zum Beispiel der Umsatz stärker wächst als die Börsenbewertung, Schulden abgebaut oder eigene Aktien zurückgekauft werden (WirtschaftsWoche 39/2011). Inklusive Dividenden liegt dieses Substanzdepot bereits rund 20 Prozent im Plus.
Wichtig für Anleger
Zur Analyse der Einzelwerte zerlegen die BCG-Analysten den Börsenerfolg der Besten in seine Bestandteile: Aus welchen Quellen speisen sich die Kursgewinne? Stieg der Umsatz analog zum Börsenwert, vielleicht sogar stärker? Oder waren es die Anleger selbst, die das Unternehmen zunehmend lieb gewannen, die Aktie vermehrt kauften – und so lediglich die Bewertung nach oben hievten? Wurden Schulden angehäuft oder abgebaut? Wurden neue Aktien ausgegeben, die Gewinn und Dividende verwässern, die jeder Aktionär bekommt – und wie sieht es mit einer regelmäßigen Dividende aus?
All dies sind wichtige Fragen für Anleger, denn die BCG-Analyse zeigte in den vergangenen 14 Jahren auch, dass es durchaus unterschiedlich stabile Werttreiber für Aktien gibt: Umsatzwachstum erweist sich dabei als der nachhaltigste Werttreiber; je länger die Analysten den Betrachtungszeitraum wählten, desto stärker fiel dieser Faktor ins Gewicht. Das erscheint auch logisch. Die anderen fundamentalen Werttreiber (Gewinnmargen verbessern, Dividenden erhöhen, Schulden abbauen und Aktien zurückkaufen) bringen zwar kurzfristig genauso viel Ertrag für Aktionäre, können aber naturgemäß nicht auf Dauer gesteigert werden; ihr Effekt nutzt sich über die Jahre ab.
BCG-Methodik
Am flüchtigsten ist der Faktor Bewertung: Billigen Anleger einem Unternehmen für denselben Euro Umsatz und Gewinn einen höheren Börsenpreis zu als in früheren Jahren, so ist das meist nicht von Dauer. "Diese Höherbewertung fußt auf Erwartungen der Anleger an künftig steigende Gewinne, weil sie das Unternehmen beispielsweise in einer wachsenden Boombranche wähnen", sagt BCG-Partner Plaschke. "Meist entwickeln diese Erwartungen aber eine Eigendynamik, mit der die Unternehmen irgendwann nicht mehr schritthalten." Soll heißen: Die Börse legt die Latte immer höher; auch wenn das Unternehmen weiter profitabel ist und kräftig wächst, wird es sie irgendwann reißen.
Einfach erklären lässt sich die BCG-Methodik an einem Beispiel aus dem Dax: Auf den ersten Blick sind die Aktien von Autobauer VW und Rohstoffwert K+S in etwa gleich attraktiv. Beide brachten Anlegern in den vergangenen fünf Jahren eine mehr als ordentliche Gesamtrendite aus Kursgewinnen und Dividenden von durchschnittlich 18 (VW) oder 15 (K+S) Prozent pro Jahr.