"Na ja, es könnte schlimmer sein", sagte Britta Quoka, als sie, wie Millionen Deutsche, jetzt die Prognose für ihre Rente bekam. 2100 Euro ab 2041 – wenn sie weiter einzahlt wie bisher. Damit käme die Rheinländerin über die Runden. Aber würde sie auch noch reisen oder ausgehen können? Was, wenn Miete, Heizung, Benzin weiter so schnell teurer werden wie in den letzten Jahren?
31 Jahre sind eine lange Zeit.
Sie suchte einen Finanzberater auf. Der rechnete vor: Schon bei nur drei Prozent Inflation bis 2031 hätten Quokas 2100 Euro nur noch eine Kaufkraft von 840 Euro. Quoka besitzt zwar eine Lebensversicherung und legt jeden Monat 200 Euro aufs Tagesgeldkonto. Dessen Zinsen aber gleichen nicht mal die aktuelle Niedriginflation aus; und die Lebensversicherung schickt Jahr für Jahr eine schmalere Gewinnprognose.
Der Berater schlägt vor, in Aktien zu investieren.
Und so eröffnet Quoka einige Tage später ein Depot. 10.000 Euro, die sie in Aktien stecken will, zieht sie vom Konto ab, jeden Monat kommen 150 Euro in einen Aktienfonds. Damit liegt Quoka im Trend: Erstmals seit 2001 steigt die Zahl der Aktionäre wieder: Knapp zwei Millionen Deutsche trauten sich seit Januar neu an die Börse.
Aber welche Aktien sollen Neuaktionäre wie Quoka kaufen? Solche aus Wachstumsbranchen – oder langweilige Klassiker, die regelmäßig Dividenden überweisen? Es gibt weltweit 50.000 Aktien. Wie eine sinnvolle Auswahl treffen?
Helfen dabei kann die weltweit einzigartige Analyse der Boston Consulting Group (BCG): Seit 1999 durchkämmt ein Team von Analysten jedes Jahr die Bilanzen von 9000 großen Unternehmen aus mehr als 50 Ländern. Dabei ermitteln die BCG-Analysten jene Aktien, die Anlegern über mehrere Jahre hinweg die höchste Gesamtrendite (Kursgewinne plus Dividenden) bringen. Vor allem aber analysieren sie, wie gut diese Kursgewinne vom Geschäftserfolg der Unternehmen untermauert sind – und wie gut daher die Chancen stehen, dass diese Aktien auch weiter gute Ergebnisse liefern.
Die besten Aktien der Welt
Die WirtschaftsWoche stellt die jeweils zehn besten Aktien aus zwölf Branchen weltweit exklusiv vor. Aus den Branchen-Spitzenreitern von BCG wiederum haben wir 14 chancenreiche Aktien ausgewählt, die auch durchschnittlichen Privatanlegern zugänglich sind und sich für ein sehr langfristig angelegtes Investment eignen.
Sicher: Wer Aktien kauft und – frei nach Börsenguru André Kostolany – sich schlafen legt, macht es sich zu einfach. Ab und zu ein Blick ins Depot und auf das Geschäft der darin enthaltenen Unternehmen muss sein. Auch Weltkonzerne, die heute hervorragend dastehen, können morgen unter die Räder geraten, wie zuletzt etwa General Motors, Kodak oder Nokia. Und es gibt natürlich keine Aktie, die immer steigt.
Substanzaktien bieten Inflationsschutz
Aber: Substanzaktien bieten Inflationsschutz und überstehen Krisenzeiten mit sehr viel geringeren Kursabschlägen als andere Papiere. "Die Erfahrung der vergangenen Jahrzehnte lehrt, dass Kursgewinne der Aktien, die ihren Börsenerfolg aus dauerhaften Werttreibern wie Umsatzwachstum oder Dividenden beziehen und die noch nicht zu hoch bewertet sind, nachhaltiger sind", sagt Frank Plaschke, Partner bei BCG und Co-Autor der Studie.
Die Signale an die Anleger sind eindeutig: Notenbanken pumpen die Geldmenge auf – zuletzt verkündete Mario Draghi, Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), dass er notfalls unbegrenzt Anleihen klammer Staaten gegen Euro aufkaufen werde. Und die Staaten nehmen weitere Schulden in Kauf, Deutschland seit Mitte der Woche auch mit höchstrichterlicher Genehmigung, nachdem das Bundesverfassungsgericht Mitte der Woche dem Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) grünes Licht gegeben hat.
Aktien laufen gut
Weil die Märkte weiter niedrige Zinsen und mehr Inflation erwarten, laufen Aktien gut: "Nur die Privatwirtschaft geht genügend unternehmerische Risiken ein, um Renditen zu erzielen, die auf Dauer über der Inflation liegen", sagt der Münchner Finanzmarktforscher Andreas Beck.
Über Aktien investieren Anleger in die Privatwirtschaft. Zinsanleger dagegen verlieren auch bei mäßiger Inflation – wenn die Zinsen für sichere Anlagen unter der Inflationsrate liegen. Das aber ist auch in den kommenden Jahren wahrscheinlich: Die verschuldeten Staaten wollen keine höheren Zinsen für ihre neuen Schulden bezahlen und gleichzeitig ihre bestehenden Schulden durch Inflation entwerten. Sparer werden so schleichend enteignet.
Regelmäßig für kleinere Beträge Aktien kaufen
"Das Perfide daran ist, dass die Leute es zunächst nicht merken", sagt der Wormser Wirtschaftsprofessor Max Otte. Denn nominal – in nackten Zahlen auf dem Papier – werden die Vermögen nicht kleiner. "Viele Anleger unterliegen daher einer Wohlstandsillusion", sagt Otte. Erst wenn sie sich zur Ruhe setzen, merken sie, dass sie sich von ihrem Ersparten längst nicht mehr so viel kaufen können wie gedacht.
Gegenhalten können sie vor allem mit Aktien. Sicher: "Die Scheu der meisten Anleger vor Aktien ist nicht verwunderlich", sagt Otte, "schließlich ist der Dax allein in den vergangenen zehn Jahren zweimal um rund 50 Prozent vom vorherigen Hoch zurückgefallen." Aber Anleger haben eine wirksame Waffe gegen schwankende Kurse: die Zeit. "Der größte Teil der Lösung des Volatilitätsproblems liegt darin, sein Aktienengagement zu verstetigen und möglichst lange durchzuhalten", sagt Otte. Das bedeutet: Wer regelmäßig für kleinere Beträge Aktien kauft und die Dividenden fleißig reinvestiert, fährt in der Regel besser, als wenn er alle Jubeljahre einen großen Batzen erwirbt. Und wer lange an der Börse bleibt, verringert sein Risiko deutlich.
Lange investieren
10 Tipps für Börseneinsteiger
Bevor ein potentieller Anleger zum ersten Mal Aktien kauft, sollte er sich Gedanken darüber machen, welches Ziel er mit der Geldanlage verfolgt und für welchen Anlegertyp er sich hält. Wenn mit den Aktien später die Altersvorsorge aufgestockt oder das Studium der Kinder finanziert werden soll, muss an der Börse eine andere Taktik angewendet werden, als wenn es um kurzfristige Gewinne geht. Die grundlegende Frage ist: Sind Sie auf den Betrag angewiesen und investieren deshalb lieber mit möglichst geringem Risiko oder können Sie eventuelle Verluste verschmerzen und renditestärkere aber auch riskantere Papiere kaufen?
Wer die Frage nach der eigenen Risikoneigung mit "no risk, no fun!" beantwortet, sollte sich darüber im Klaren sein, dass er zwar sehr viel gewinnen, aber auch sehr viel verlieren kann. Für den Anfang schadet es nicht, auf eine langfristige Strategie zu setzen und die Entwicklungen an den Märkten zu beobachten. Kleine Zockereien für den Nervenkitzel sind dann im Verlustfall besser zu verschmerzen. Nach dem Geckoschen Leitsatz "Greed is good" sollten Börsenneulinge nicht handeln.
Was eine Aktie ist und wie sie funktioniert, dürfte jedem klar sein. Wer sein Depot auch mit Anleihen und Zertifikaten füllen möchte, sollte nur in Produkte investieren, die er auch versteht. Wer nur auf die Renditeversprechen hört und Produkte kauft, deren Vor- und Nachteile, beziehungsweise Funktionsweisen er nicht begreift, fällt über kurz oder lang auf die Nase.
Bevor Sie ein Depot eröffnen, vergleichen Sie die Gebühren der Banken. Je höher die Gebühren sind, desto geringer fällt die Rendite nachher aus. Direktbanken haben im Regelfall günstige Konditionen und bieten kostenlose Depots an.
Anleger sollten ihr Geld - und damit auch ihr Risiko - zumindest am Anfang möglichst breit streuen. Verteilen Sie Ihr Geld auf verschiedene Märkte wie Rohstoffe und Energie, sowie auf Aktien, Fonds und Anleihen.
Wer seinem Portfolio Fonds oder Zertifikaten beimischt, sollte auch innerhalb dieser Anlageklassen auf eine gute Mischung achten. Fondsanbieter und deren Produkte lassen sich online schnell vergleichen. Wer nicht nur in ein oder zwei Gesellschaften investiert, ist auf der sicheren Seite.
Besonders wichtig ist, dass Sie sich Zeit nehmen für Ihre Geldanlage und Ihr Depot regelmäßig überprüfen: Welche Anlageinstrumente haben sich wie entwickelt? Ist es Zeit, das Depot umzuschichten, oder läuft alles in meinem Sinne?
Bei der Überprüfung des Depots sollte man sich immer mal wieder fragen: Würde ich diese Aktie oder diesen Fonds heute noch kaufen? Lautet die Antwort ja, behalten Sie das Produkt. Sind Sie von der Qualität nicht mehr überzeugt, wird es Zeit zum Verkauf.
Entwickelt sich eine Aktie oder ein sonstiges Produkt nicht so, wie geplant, sollten Sie nicht zögern, es zu verkaufen. Sogenannte Stopp-Loss-Orders, also Untergrenzen, bei denen verkauft werden soll, können hilfreich sein. Das bietet sich insbesondere dann an, wenn man den Kurs nicht permanent selbst im Auge behalten kann oder will.
Grundsätzlich gilt: Verlieren Sie nicht die Nerven. An der Börse gibt es Kursschwankungen, Aktienkurse können unerwartet einbrechen. Das sollte aber kein Grund sein, den Kopf zu verlieren. Panische und unüberlegte Deals kosten meist mehr Geld als die Abwärtstrends.
Denn zum einen sind Crashjahre wie 2000 und 2008 relativ selten: Seit 1949 endeten von 62 Börsenjahren in Deutschland nur 16 mit Verlust. Zum anderen wird die Wahrscheinlichkeit, sich mit Aktien die Finger zu verbrennen, schnell kleiner, je länger man investiert. Schon wenn man fünf Jahre durchhielt, gab es seit 1949 nur noch neun Verlustphasen, in die man hätte stolpern können. Dem stehen 49 Perioden gegenüber, nach denen Anleger ihre Aktien mit teils satten Gewinnen verkauft hätten. Bei zehn Jahren Haltedauer sind es nur noch drei Verlustphasen, die schlechteste 1960 bis 1970 mit einem Minus von 1,8 Prozent. Ab 15 Jahren Haltedauer oder länger gab es keine Periode mehr mit negativem Ergebnis.
Im vergangenen Jahr erstellte die WirtschaftsWoche aus den von Boston Consulting ermittelten besten Aktien der Welt erstmals ein Depot aus Substanzwerten, deren Börsenwert nach den BCG-Kriterien besonders nachhaltig ist, weil zum Beispiel der Umsatz stärker wächst als die Börsenbewertung, Schulden abgebaut oder eigene Aktien zurückgekauft werden (WirtschaftsWoche 39/2011). Inklusive Dividenden liegt dieses Substanzdepot bereits rund 20 Prozent im Plus.
Wichtig für Anleger
Zur Analyse der Einzelwerte zerlegen die BCG-Analysten den Börsenerfolg der Besten in seine Bestandteile: Aus welchen Quellen speisen sich die Kursgewinne? Stieg der Umsatz analog zum Börsenwert, vielleicht sogar stärker? Oder waren es die Anleger selbst, die das Unternehmen zunehmend lieb gewannen, die Aktie vermehrt kauften – und so lediglich die Bewertung nach oben hievten? Wurden Schulden angehäuft oder abgebaut? Wurden neue Aktien ausgegeben, die Gewinn und Dividende verwässern, die jeder Aktionär bekommt – und wie sieht es mit einer regelmäßigen Dividende aus?
All dies sind wichtige Fragen für Anleger, denn die BCG-Analyse zeigte in den vergangenen 14 Jahren auch, dass es durchaus unterschiedlich stabile Werttreiber für Aktien gibt: Umsatzwachstum erweist sich dabei als der nachhaltigste Werttreiber; je länger die Analysten den Betrachtungszeitraum wählten, desto stärker fiel dieser Faktor ins Gewicht. Das erscheint auch logisch. Die anderen fundamentalen Werttreiber (Gewinnmargen verbessern, Dividenden erhöhen, Schulden abbauen und Aktien zurückkaufen) bringen zwar kurzfristig genauso viel Ertrag für Aktionäre, können aber naturgemäß nicht auf Dauer gesteigert werden; ihr Effekt nutzt sich über die Jahre ab.
BCG-Methodik
Am flüchtigsten ist der Faktor Bewertung: Billigen Anleger einem Unternehmen für denselben Euro Umsatz und Gewinn einen höheren Börsenpreis zu als in früheren Jahren, so ist das meist nicht von Dauer. "Diese Höherbewertung fußt auf Erwartungen der Anleger an künftig steigende Gewinne, weil sie das Unternehmen beispielsweise in einer wachsenden Boombranche wähnen", sagt BCG-Partner Plaschke. "Meist entwickeln diese Erwartungen aber eine Eigendynamik, mit der die Unternehmen irgendwann nicht mehr schritthalten." Soll heißen: Die Börse legt die Latte immer höher; auch wenn das Unternehmen weiter profitabel ist und kräftig wächst, wird es sie irgendwann reißen.
Einfach erklären lässt sich die BCG-Methodik an einem Beispiel aus dem Dax: Auf den ersten Blick sind die Aktien von Autobauer VW und Rohstoffwert K+S in etwa gleich attraktiv. Beide brachten Anlegern in den vergangenen fünf Jahren eine mehr als ordentliche Gesamtrendite aus Kursgewinnen und Dividenden von durchschnittlich 18 (VW) oder 15 (K+S) Prozent pro Jahr.
Umsatz und Gewinnmarge
Doch während beim Düngemittelhersteller K+S fast der gesamte Mehrwert aus einer Verbesserung der Gewinnmarge und aus Umsatzwachstum kommt, sank die Bewertung an der Börse (siehe Tabelle Seite 104). Im Vergleich zu 2007 wollen Anleger bei K+S heute für denselben Euro Umsatz und Gewinn deutlich weniger zahlen. VW hingegen billigen sie eine höhere Börsenbewertung zu. Auch VW konnte Umsatz und Gewinnmarge steigern, allerdings nicht so stark wie K+S. Fazit: Bei K+S ist der Börsenerfolg der vergangenen Jahre fundamental untermauert; bei VW fußt er zum Teil darauf, dass Anleger die Bewertung in die Höhe trieben.
Wenn Umsatzwachstum der bevorzugte Kurstreiber ist, bekommen Anleger aber ein Problem: "Die Finanz- und Schuldenkrise beschränkt das Wachstum der meisten Volkswirtschaften noch auf Jahre hinaus", sagt BCG-Berater Hady Farag. Nach einer aktuellen BCG-Umfrage rechnet nur noch jedes zweite börsennotierte US-Unternehmen mit einem Umsatzwachstum von sechs Prozent oder mehr in den kommenden drei bis fünf Jahren. "Auch die Gewinnmargen der Unternehmen sind im Durchschnitt bereits auf einem historischen Höchstwert", sagt Farag.
Was also könnte Aktienkurse künftig zusätzlich treiben? Nun: Während Staaten unter Schuldenlasten ächzen und das Wachstum der Wirtschaft eher schwach bleibt, sitzen viele Unternehmen auf "Bergen von Cash", sagt Plaschke. Allein die 500 größten börsennotierten US-Firmen halten zusammen rund 2700 Milliarden Dollar Netto-Cash (Barmittel minus Finanzschulden). Es bestehen gute Chancen, dass die Firmen größere Teile ihrer Barmittel an ihre Anteilseigner ausschütten. Fonds und Pensionskassen, die mit ihren auf Zinsprodukte ausgelegten Portfolios immer weniger Rendite erzielen, fordern dies zunehmend. "Gerade in den USA gibt es noch viel Spielraum für Dividendenerhöhungen", sagt Plaschke. Die durchschnittliche Ausschüttungsquote – der Teil des Nettogewinns, den Unternehmen als Dividende auszahlen – lag zuletzt nur bei rund zwölf Prozent; Anfang der Neunziger schütteten die 500 größten US-Unternehmen 28 Prozent ihrer Nettogewinne an Aktionäre aus.
Entscheidend ist aber nicht nur die aktuelle Dividendenrendite (Dividende je Aktie in Euro geteilt durch Aktienkurs), sondern vor allem die Fähigkeit, auch künftig eine genauso hohe Dividende zu bezahlen. Nur dann wirken die Ausschüttungen auf Dauer kursstützend; auf Dividendenkürzungen reagieren die meisten Anleger hingegen enttäuscht und mit Verkäufen.
Um die Dividenden möglichst konstant oder erhöhbar zu halten, muss das Unternehmen einen stetig steigenden Barmittelzufluss (Cash-Flow) erwirtschaften, möglichst Netto-Cash auf der Bilanz haben und seine Dividenden nicht aus der Substanz ausschütten, also in einem Jahr deutlich mehr Mittelzuflüsse erzielen, als letztlich ausgeschüttet wird.
Lesen Sie auf den nächsten Seiten, welche Aktien für Langfrist-Anleger besonders interessant sind.
BAT bis CF Industries
British American Tobacco (BAT)
Ein Unternehmen, das diese Anforderungen perfekt erfüllt, ist der Tabakkonzern British American Tobacco (BAT). BAT ist stark in Asien; Marken wie Dunhill und Lucky Strike werden in mehr als 160 Ländern vertrieben. Der Umsatz stieg in den vergangenen Jahren seit 2008 im Schnitt um rund sieben Prozent. BAT ist eine Cashcow: Seit 2006 verdoppelte sich der Barmittelzufluss von 1,54 auf 3,33 Milliarden Pfund. Der Konzern schüttet regelmäßig etwa 65 Prozent der Gewinne aus. In den vergangenen zwölf Jahren konnten die Briten die Dividende um 14 Prozent pro Jahr anheben. Derzeit liegt die Dividendenrendite bei 4,6 Prozent – trotz der Kursgewinne der vergangenen Jahre.
Anlegern gefällt, dass BAT stark in den Schwellenländern ist. Asien, Afrika und Lateinamerika werden in den kommenden Jahren stärker wachsen als die westlichen Industrieländer. Sie haben weniger Schulden und eine junge, konsumhungrige Bevölkerung. Deshalb finden sich folgerichtig in den Bestenlisten der BCG-Analysen seit einigen Jahren immer mehr Aktien aus China, Indien oder Brasilien.
AmBev
Der brasilianische Braukonzern AmBev, dessen Aktie auch an deutschen Börsen gehandelt wird, macht 90 Prozent der Umsätze in Schwellenländern. 2004 wurde der Konzern zunächst mit der belgischen Interbrew ("Beck’s") zu InBev fusioniert. 2008 verschmolz InBev mit dem US-Brauerei-Riesen Anheuser-Busch. Der Umsatz des Konzerns wuchs in den vergangenen vier Jahren um rund 14 Prozent pro Jahr; der Gewinn legte im Schnitt um 25 Prozent zu. Das Unternehmen profitiert stark von seinen lokalen Marken, etwa Bier "Brahma", das in Lateinamerika marktführend ist. Zugleich hat AmBev Schulden abgebaut. Da das Biergeschäft in den Schwellenländern stark wächst und AmBev dank bekannter Marken Preiserhöhungen durchsetzen kann, sollte die Aktie weitgehend immun gegen die Unbilden der Euro-Krise bleiben.
Deckers Outdoor
Die Aktie des 1973 in Kalifornien als Sandalen-Lieferant für Hippies gegründeten US-Schuhherstellers Deckers Outdoor gehört zu den besten der Welt im Bereich der Konsumgüter. Als Substanzaktie ist Deckers für langfristig investierende Anleger interessant, weil der Umsatz in den vergangenen Jahren deutlich stärker zulegte als Gewinn und Börsenbewertung. Bisher hat das Unternehmen immer Kosten drücken und einmal verbuchte Umsätze mit zeitlicher Verzögerung in höhere Gewinne ummünzen können. Eine Dividende zahlt Deckers zwar (noch) nicht; dafür profitiert das Unternehmen vom Outdoor-Trend. Nach einem starken Kursrückgang in den letzten Monaten – die Strafe für zu hohe und nicht gehaltene Wachstumsprognosen – ist das Papier mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) unter neun günstig.
CF Industries
CF Industries gehört zu den profitabelsten und wachstumsstärksten Chemiekonzernen der Welt. Dennoch bewerten die Anleger den Umsatz und Gewinn heute niedriger als vor fünf Jahren. So liegt das KGV – trotz einer eindrucksvollen Rally – unter neun. Das 1946 als Kooperative von Farmern in Chicago gegründete Unternehmen stellt Stickstoff- und Phosphatdünger her. Wegen der weltweiten Dürre und der Bodenerosion in vielen Ländern steigt die Nachfrage danach.
Baidu bis Kia Motors
Baidu
Der chinesische Internet-Anbieter Baidu wächst beim Umsatz um über 70 Prozent pro Jahr – mit das höchste Wachstum im BCG-Ranking quer durch alle Branchen. Zwar verlieren die Chinesen im Heimatmarkt leicht Marktanteile im Suchmaschinengeschäft an kleinere Konkurrenten; das Wachstum ist aber nach wie vor eindrucksvoll, der Markt alles andere als gesättigt. Dass kleinere Wettbewerber zeitweise noch schneller wachsen, muss Anleger also nicht grämen, zumal Baidu zugleich seine Profitabilität verbessert hat.
Shire
Shire Biopharmaceuticals ist ein klassischer Value-Kauf: Die Anleger trauen dem britischen Biotechnologie-Pionier scheinbar nicht mehr viel zu: So sank der Börsenwert pro Penny Umsatz und Gewinn in den vergangenen Jahren deutlich. Dabei hat Shire zahlreiche Blockbuster und interessante Neuentwicklungen in der Pipeline, unter anderem gegen Hyperaktivität bei Kindern sowie Magen-Darm- und seltene Erbkrankheiten. Der Umsatz ist seit 2008 im Schnitt pro Jahr um 14 Prozent gestiegen; Shire erzeugt einen hohen freien Cash-Flow (rund ein Viertel des Umsatzes von über vier Milliarden Dollar).
NovoNordisk
Ein weiterer lukrativer Wert im Pharma-Bereich ist die dänische NovoNordisk. Das Geschäft ist relativ krisensicher. Selbst in Horrorjahren wie 2009 legte es zu. Bei Insulin-Produkten haben die Dänen einen Weltmarktanteil von mehr als 50 Prozent. Weil weltweit, vor allem in Schwellenländern, immer mehr Menschen Diabetiker werden, wächst der Markt stetig.
Elekta
Die schwedische Elekta ist eine Top-Aktie aus dem Bereich der Medizintechnik. Mit einem KGV von 18 ist Elekta zwar nicht mehr ganz billig; bisher konnten die Schweden allerdings die hohen Erwartungen stets übererfüllen. Elekta ist stark in der Krebsmedizin, wegen der Alterung der Weltbevölkerung ebenfalls ein weltweiter Wachstumsmarkt.
Kia Motors
Kia Motors besticht durch starkes Umsatzwachstum bei zugleich sinkender Umsatz- und Gewinnbewertung an der Börse. Die Koreaner wachsen weltweit zweistellig, der Gewinn legte im letzten Quartal um ein Viertel zu. Gerade in Europa hat die Marke noch Potenzial. Und Kia arbeitet weiter an Qualität und Effizienz, so wurden vor zwei Jahren unter anderem der Leiter Qualitätsmanagement von Toyota und der ehemalige Chefdesigner von Audi abgeworben.
Willams & Partners bis Millicom International Cellular
Williams & Partners
Der US-Pipeline-Betreiber Williams & Partners ist eine der größten Master Limited Partnerships (MLPs). Über diese Rechtsform wollte der US-Kongress Infrastruktur-Unternehmen steuerlich begünstigen. Das sollte ausreichend Investitionen sichern, besonders in die wartungsintensiven Pipelines für Öl und Gas. MLPs müssen keine Unternehmenssteuern bezahlen, dafür aber den Großteil ihrer Cash-Flows an Investoren durchleiten. Der Konzern hat seinen Umsatz im Schnitt seit 2008 jedes Jahr verdoppelt. Zugleich sank die Bewertung an der Börse, was das Risiko von Kursverlusten mindert.
Apple
Eine Klasse für sich ist Apple. Skeptiker erwarten nach dem Jahre andauernden Höhenflug börsentäglich einen Absturz der Aktie. Doch Apples Umsätze und Gewinne sind in den vergangenen Jahren sogar noch stärker gewachsen als der Börsenwert. Fundamental ist die Aktie also nach wie vor günstig. Das KGV liegt bei zwölf.
Salesforce.com
Der High-Tech-Bereich bietet zwölf Jahre nach dem Crash wieder reichlich Wachstumsaktien. Salesforce.com etwa profitiert stark vom weltweiten Wachstum des Cloud Computing (Software sowie Speicher- und Rechenkapazität nicht mehr gekauft im eigenen Hause, sondern gemietet im Internet). Salesforce.com ist hier Pionier, stellte schon vor zwölf Jahren als eines der ersten Unternehmen weltweit seine Unternehmenssoftware zum Mieten ins Netz, es wächst pro Jahr um über 30 Prozent und wird 2012 die Drei-Milliarden-Dollar-Grenze beim Umsatz knacken.
Vodafone
Nicht nur Unternehmen aus stark wachsenden Branchen sind für Anleger interessant. "Auch die Zugehörigkeit zur insgesamt wachstumsschwachen Telekommunikationsbranche ist keine pauschale Entschuldigung für unterdurchschnittliche Aktienperformance", sagt BCG-Co-Autor Farag. Vodafone etwa ist stark in Schwellenländern (Afrika, Naher Osten) und erzielt eine hohe Gewinnmarge. Durchschnittlich sechs Prozentpunkte pro Jahr zum Gesamtertrag von elf Prozent steuerte allein die Dividende bei. Die wird es auch weiter geben, dafür steht der Cash-Flow von 6,1 Milliarden Pfund.
Millicom International Cellular
Millicom International Cellular hat seinen Sitz zwar in Luxemburg und ist an der Stockholmer Börse notiert, doch das Unternehmen ist ein fast reinrassiges Schwellenländer-Investment. Unter der Marke Tigo vertreibt Millicom günstige Handys mit Prepaidkarten in Lateinamerika und in Afrika – meistens billiger als lokale Wettbewerber. Das Unternehmen wächst im Schnitt um 14 Prozent pro Jahr, kann aber die Gewinnmarge stabil halten und bezahlt regelmäßig eine attraktive Dividende.
Was fast alle Unternehmen auf der Auswahlliste gemeinsam haben: Pro Dollar Umsatz und Gewinn gestehen Anleger ihnen einen niedrigeren Börsenwert zu als noch vor einigen Jahren. Der weltweite Rückzug der Anleger in den vergangenen Krisenjahren hat die akzeptierten Bewertungen gedrückt. Weder im historischen Vergleich noch in Relation zu Zinsprodukten wie Anleihen sind Aktien derzeit teuer. "Was auf lange Sicht klar für Aktien spricht, ist ihr aktuelles Preisniveau", sagt Otte. "Die Investoren sind im Durchschnitt sehr zurückhaltend, sie haben kaum noch hohe Erwartungen an die Aktienmärkte", bestätigt BCG-Berater Plaschke.
Solche Phasen waren in der Vergangenheit immer gute Kaufzeiten.