Griechenland gilt unter vermögenden Investoren aus Russland, China und den arabischen Staaten offenbar als Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Mancher glaubt gar, dass Griechenland als Phönix aus der Asche aufsteigen kann. Nervenstarke deutsche Anleger könnten daran künftig teilhaben über einen Aktienfonds, der jetzt erstmals auf dem deutschen Aktienmarkt angeboten wird.
Bislang war Griechenland so etwas wie der weiße Fleck auf der Anlage-Landkarte und das war auch gut so. 2008 verlor der griechische Aktienindex Athex in der Finanzkrise 60 Prozent, 2010 gaben die Kurse um 40 Prozent und 2011 erneut um 60 Prozent nach. Und von all diesen Abstürzen haben sich die Aktienkurse anders als in manchen Industrieländern noch längst nicht wieder erholt.
Privatisierungen und Wachstum sorgen für Gewinn
Nota Zagaris, Managerin beim griechischen Fondshaus Alphatrust, erwartet allerdings, dass durch Privatisierungen und stärkere Wachstumsdaten aus dem Land sich wieder mehr Investoren für griechische Unternehmen begeistern werden. Durch höhere Umsätze könnten steigende Gewinne bei machen Unternehmen zu positiven Überraschungen führen. „Wir sind ein Volk von Pessimisten, aber diese Erwartungen sind nicht unrealistisch“, sagt Alpha Trust-Chef Phaedon Temvakakis bei der Vorstellung des neuen Fonds in Frankfurt.
Bislang gab es hierzulande nur einen börsengehandelten Indexfonds, den Lyxor ETF FTSE Athex 20 (FR0010405431), der aus den 20 größten Aktien des Landes besteht und in dem die Piraeus Bank, National Bank of Greece und die Alpha Bank zu den drei größten Positionen gehören. Die BHF-Bank-Fondstochter Frankfurt Trust holt jetzt den Hellas Opportunities Fund (ISIN LU0920841169) nach Deutschland, den Alpha-Trust-Managerin Zagaris mit Aktien bestückt. Um den Vertrieb des in Luxemburg aufgelegten Aktienfonds kümmert sich die Münchner Anodos Asset Management – geführt von dem Griechen Christos Arbaras. Der Fonds startet mit einem einstelligen Millionenbetrag, soll aber wachsen – etwa dadurch, dass vermögende in Deutschland lebende Griechen investieren.
Staat verringert Unternehmens-Beteiligung
Der Hellas Opportunities Fund soll eine Kopie eines Aktienfonds werden, der in Griechenland schon seit 1995 am Markt ist. Der Hellenic Equity Fund ist in den Krisen nicht ganz so stark abgestürzt wie der Gesamtmarkt. Managerin Zagaris begründet das mit dem weitgehenden Verzicht auf Bankaktien.
Noch immer sei sie in Aktien untergewichtet, weil sie etwa durch die für Herbst erwarteten Ergebnisse des Banken-Stresstests der Europäischen Zentralbank noch Risiken für griechische Banken fürchtet. Banken sind für sie eine Wette auf die Volkswirtschaft – und die hält sie für nicht besonders stark. Anders jedoch beurteilt sie viele der griechischen Unternehmen.
Hoffen auf Privatisierungen
Die Hoffnung ruht auf vielen Privatisierungen, die langsam in die Gänge kommen. Noch hat der Staat in vielen Bereichen hohe Beteiligungen, die er verringern muss. In diesem Jahr soll ihm das rund 1,5 Milliarden Euro einbringen – nicht viel, aber immerhin ein Anfang. Ein paar Beispiele: Noch vier Bieter gibt es im Rennen um einen der größten Mittelmeerhäfen in Piräus (OLP), auch aus der Beteiligung am Thessaloniki-Hafen will sich der griechische Staat zurückziehen.
Auch beim Eisenbahnbetreiber Trainose sowie der Bahninfrastrukturgesellschaft Rosco und einigen regionalen Flughäfen sollen private Betreiber mit einsteigen. An Piräus Port sind Chinesen interessiert, bei Rosco zählen Russische Investoren zu den Favoriten. Den Hotelkomplex Astir Palace auf einem kleinen Inselchen vor Athen sichert sich ein türkisch-arabisches Investorenkonsortium. Bis 2015 soll auch der gesamte Energiemarkt in Griechenland privatisiert werden und an der bereits börsennotierten Public Power Corporation (PPC) hätten auch viele westliche Energieversorger Interesse, meint die Fondsmanagerin.
An der Börse wird PPC nur mit dem 0,7 fachen des in den Büchern stehenden Vermögens bewertet und zählt damit zu den typischen Value-Aktien. Durch private Investoren könnten im besten Fall manche dieser Werte gehoben werden, glaubt Zagaris. Die PPC gehört ebenso zum Portfolio ihres Fonds wie der erfolgreiche Wettanbieter Opap. Beide sind die mit rund sechs Prozent Anteil am Fondsvermögen ihre größten Aktienpositionen.
Griechische Erfolgsgeschichten
Eine griechische Erfolgsgeschichte ist etwa der populäre Spielzeug- und Saisonartikel-Anbieter Jumbo. Die Finanzen seien sehr solide, er sei nicht verschuldet und werde künftig wohl seine Dividende erhöhen, meint Zagaris. Inzwischen ist das Unternehmen an der Börse aber nicht mehr günstig, da die Aktien bereits in vielen europäischen Aktienfonds enthalten seien.
Jumbo gehöre zu den Unternehmen, die die Krisen exzellent überstanden hätten und stets Gewinne erzielen konnten. Zu ihnen zählt etwa auch die Folli Follie Group der griechischen Unternehmerfamilie Koutsolioutsos. Sie konnte auch 2013 ihr Schmuck- und Lifestyle-Imperium vergrößern – bei steigenden Gewinnen. Folli Follie macht seine Umsätze vor allem mit Schmuck, Uhren, Handtaschen oder Sonnenbrillen. Und anders als viele Unternehmen aus dem Land an der Ägäis, die ihre Umsätze vor allem auf dem Heimatmarkt machen, lebt Folli Follie vor allem vom Auslandsmarkt, in China eröffnen sie nahezu jede Woche einen neuen Shop.
Eine andere Handelskette ist ebenfalls extrem erfolgreich in ihrem Heimatland: Plaisio Computers betreibt 26 Filialen sowie im Internet einen Verkauf für Computer und Technik. Obwohl der griechische Markt in dem Bereich nicht stark gewachsen ist, konnte Plaisio die Verkäufe gegen den Trend steigern. Die Griechen mögen das Unternehmen, weil der Service so gut sei, meint Zagaris. Plaisio ist eines der Unternehmen, die sie im Portfolio hat und die nicht zu den großen Werten zählen, die im Athex-Index enthalten sind.
Ebenso ist Zagaris auf der Suche nach Unternehmen, die in einem Umbau stecken, etwa weil sie ihre Schulden reduzieren. Wer darin jetzt schnell sei, könne nach den Zinssenkungen sehr stark bei den Zinsaufwendungen sparen. In dieses Muster passt etwa der zweitgrößte Raffineriebetreiber Griechenlands, Motoroil, den die griechische Familie Vardinogiannis kontrolliert.
Schwellenland mit stabiler Währung
Seit einem Jahr gehört Griechenland zu den Schwellenländern. Im Juni 2013 kündigte der Aktien-Indexanbieter MSCI an, das zum Euroraum gehörende Land künftig nicht mehr in die Industrieländer-Indizes aufzunehmen, sondern in die Aktienkörbe für die Schwellenländer.
Geschadet hat diese Umklassifizierung nicht. Mancher Fondsmanager von Schwellenländern schaue sich das Euroland mit Interesse an, glaubt Alpha Trust-Chef Tamvakakis. Denn der Vorteil sei die stabile Euro-Währung und mit der rechtlichen Stabilität habe man gegenüber vielen anderen Schwellenländern Vorteile. Da zudem viele Investoren in Schwellenmärkten untergewichtet seien, verspricht sich Griechenland noch Zuflüsse, die die Aktienkurse und damit auch den Preis des Fonds steigen lassen können. Kali tichi – Viel Glück.