Aktienkauf für einen Euro So gut ist die Broker-App Trade Republic

Testkauf: WiWo-Redakteur Hoyer hat die neue Trading-App ausprobiert. Noch gibt es Schwächen Quelle: Patrick Schuch für WirtschaftsWoche

Eine neue Smartphone-App verspricht Käufe von Aktien und ETFs für eine Minigebühr. Unser Selbstversuch zeigt: Das Angebot von Trade Republic taugt etwas, hat aber seine Tücken.

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Ich bin kein Trader, der ständig von Aktie zu Aktie springt. Einige Werte in meinem Depot halte ich seit über zehn Jahren. Und doch: Allein für Kauf und Verkauf von Wertpapieren, ob Aktie, Anleihe oder Fonds, habe ich in den vergangenen zehn Jahren rund 1500 Euro Gebühr gezahlt. Dabei bin ich Kunde relativ günstiger Direktbanken. Für Depot und Konto zahle ich nichts; für Kauf und Verkauf eines Wertpapiers aber schon, meist ab zehn Euro pro Order. Auch so kommt einiges zusammen.

Eine neue Smartphone-App verspricht mir Besserung: Trade Republic heißt sie – und bietet Kauf und Verkauf von 6500 Aktien sowie 500 ETFs an, zu je einem Euro Gebühr, egal, wie viel oder wenig ich investiere. Das Konzept stammt aus den USA, wo Anleger über die Smartphone-App Robinhood schon seit Ende 2014 kostenfrei handeln können. Sechs Millionen Konten zählt Robinhood mittlerweile. Trade Republic ist ein Newcomer, zählt nach eigenen Angaben „mehrere Tausend“ aktive Kunden.

Können Kunden ihm vertrauen – und taugt das Angebot überhaupt etwas? Die WirtschaftsWoche hat es im Selbstversuch getestet.

Auf den Tagesverlierer gesetzt

Bei der Order-Abwicklung kooperiert das Berliner Start-up mit der Großbank HSBC, Ein- und Auszahlungen laufen über die Solarisbank, ein Berliner Start-up mit eigener Banklizenz. Gehandelt wird am elektronischen Handelssystem der Börse Hamburg, LS Exchange, von 7.30 bis 23.00 Uhr. Der Handel dort wird vom Düsseldorfer Finanzdienstleister Lang & Schwarz betrieben, unter Aufsicht der Börse Hamburg. Die Kurse sind direkt an die Computerbörse Xetra gebunden, soweit die offen und der Wert dort handelbar ist. Als Wertpapierhandelsbank wird Trade Republic von Bundesbank und Finanzaufsicht BaFin beaufsichtigt.

Ich lasse mich auf einen Test ein. Auf der Website von Trade Republic trage ich meine Handynummer ein und klicke auf „Loslegen“. Auf mein Smartphone wird mir ein Link geschickt, dort muss ich die App installieren, persönliche Daten eingeben und mich per Video-Ident-Verfahren identifizieren. Mit meinem Samsung-Handy klappt das nicht, auf dem iPad dann schon – wenn auch erst nach 20 Minuten Wartezeit. Auf dem Sofa zu Hause bestätige ich im Videochat erneut einige Daten, bewege meinen Personalausweis hin und her, damit die Mitarbeiterin eines Dienstleisters die Sicherheitsmerkmale kontrollieren kann.

Am nächsten Tag überweise ich Geld zu Trade Republic, damit ich dort wirklich handeln kann. 50 Euro zahle ich ein. Bei normalen Brokern wäre das Wahnsinn: Ein so geringer Einsatz würde nicht lohnen, da die Gebühren leicht jeden Gewinn überstiegen. Bei nur einem Euro Ordergebühr können sich aber selbst kleinere Käufe rechnen. Und ich will den Service ja erst testen.

Einen Tag später ist das Geld da. Ich kann loslegen. US-Präsident Donald Trump drückt gerade die Börsenstimmung. Autohersteller und ihre Zulieferer stehen im Fokus: Mögliche Strafzölle und eine Eskalation des Handelskonflikts zwischen den USA und China könnten ihr Geschäft belasten. Die Aktie von Chiphersteller Infineon gehört zu den größten Tagesverlierern im Dax. Zeit, gegenzuhalten: Mit nur 18,80 Euro je Aktie reicht selbst mein Spielgeld für zwei Aktien.

In der App von Trade Republic finde ich mich schnell zurecht: Die Suche nach „Infineon“ führt zum Tageschart, ein Klick auf „Kaufen“ zeigt mir die Ordermaske. Ich vergleiche parallel die Echtzeitkurse im Xetra-System, und mein Kaufauftrag wird tatsächlich zum aktuellen Xetra-Preis ausgeführt. Nach dem Kauf kann ich eine „Kosteninformation“ einsehen, nur ein Euro „Fremdkostenzuschlag“ wird fällig. Das Preisverzeichnis ist überschaubar, die meisten Dienstleistungen sind kostenfrei. Bezahlen müsste ich zum Beispiel für die Anmeldung zur Hauptversammlung (25 Euro) oder bei ausländischen Aktien ab 15 Euro Dividendenzahlung (5 Euro). Bei meinen Direktbanken wäre so etwas inklusive.

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