Analystenerwartungen Wie Experten das Anlagejahr 2013 deuten

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Konjunktur ist Zünglein an der Waage

Diese Länder starten 2013 richtig durch
Platz 10: MosambikWachstumsprognose 2013: 8,4 Prozent Rohstoffvorkommen spielen im Land an der Grenze zu Südafrika eine wichtige Rolle. Aluminium ist das Hauptexportprodukt, Kohle wird von ausländischen Bergbaukonzernen gefördert. In Zukunft soll auch Erdgas im Rouvma-Becken erschlossen werden. Quelle: obs
Platz 9: KirgisistanWachstumsprognose 2013: 8,5 Prozent Anders als andere Länder Zentralasiens ist das kleine Land zwischen China und Kasachstan relativ rohstoffarm. Allerdings verfügt das Land über Goldvorkommen, die von ausländischen Konzernen abgebaut werden. Zudem ist das Land, seit es Mitglied bei der WTO ist, ein bedeutender Umschlageplatz für den Handel zwischen China, Russland und weiteren Nachbarländern. Quelle: Almutamid
Platz 8: GambiaWachstumsprognose 2013: 9,7 Prozent Das Land ist vollkommen vom Senegal umschlossen. Landwirtschaft, Tourismus und Fischerei bilden die Hauptwirtschaftsfaktoren des Landes. Die Verarbeitung von Erdnüssen, Fisch und Tierhäuten spielen eine wichtige Rolle, exportiert werden gambische Produkte hauptsächlich nach Indien, China und Frankreich. Quelle: wikipedia - atamari
Platz 7: Timor-LeisteWachstumsprognose 2013: 10,0 Prozent Die Wirtschaft prosperiert dank der Ausbeutung der Öl- und Gasvorkommen im Timorsee. Doch das Land hat erheblichen Nachholbedarf im Ausbau der Infrastruktur, im Bildungsbereich und in der Entwicklung der Landwirtschaft. Quelle: AP
Platz 6: ParaguayWachstumsprognose 2013: 11 Prozent Die Preise für Agrarrohstoffe ziehen an –Vorteil für Paraguay: Der Export von Soja, Weizen, Rindfleisch, Mais tragen über 22 Prozent des BIP bei. Im Jahr 2010 erzielte das Land deshalb ein Rekord-Wachstum von 14,5 Prozent (auf ca. 17 Mrd. USD). Ein Ende des Booms ist nicht in Sicht. Quelle: Jan Pešula User: Sapfan
Platz 5: BhutanWachstumsprognose 2013: 13,5 Prozent Es ist das einzige Land der Welt, in dem die Entwicklung vor allem auf das Wohlbefinden des Landes abzielt. Die Wirtschaft ist staatlich gelenkt und soll im Fünfjahresplan 2008-2013 der Armutsbekämpfung Vorrang geben. Dazu gehört: Ausbau von Infrastrukturprojekten – Straßen, Stromversorgung und Telefonnetz. Quelle: REUTERS
Platz 4: IrakWachstumsprognose 2013: 14,7 Prozent Das Land verfügt mit 115 Milliarden Barrel über die viergrößten Ölquellen der Welt. Dementsprechend soll die Förderung weiter ausgebaut werden: Pipelines, Raffinerien und weitere Infrastrukturprojekte kurbeln die Wirtschaft weiter an. Quelle: dpa

Entscheidend für die Entwicklung der Märkte wird aber einmal mehr der Konjunkturverlauf sein. Und der liegt, zumindest in Europa, immer mehr in den Händen der Politik. "2013 wird das Jahr der politischen Entscheidungen", erwartet die Investmentgesellschaft Pimco. Die meisten Experten rechnen weiterhin mit niedrigen Leitzinsen in Europa. Analysten von DWS und Pimco gehen sogar davon aus, dass der EZB-Rat um Mario Draghi den Zins noch einmal von aktuell 0,75 auf 0,5 Prozent senken wird – dadurch könnten sich Europas Banken noch günstiger Geld bei der EZB leihen. "Wir gehen jedoch nicht davon aus, dass eine weitere Senkung der Leitzinsen einen maßgeblichen Einfluss auf die Konjunktur haben wird", sagt Andrew Bosomworth, der bei Pimco das deutsche Portfoliomanagement leitet.

Sag, wie hälst Du’s mit dem Wachstum?

Weiter auseinander gehen die Meinungen bei den Wachstumsprognosen. Während Pimco weiterhin mit einer Rezession in Europa rechnet – die Wirtschaft der Euro-Zone dürfte um bis zu 1,5 Prozent schrumpfen – glaubt die DWS, Europa habe das Schlimmste hinter sich: "Europa verlässt die Intensivstation" schreiben die Experten. Auch das Wirtschaftswachstum der USA wird tendenziell eher etwas schwächer erwartet. Obwohl die größte Volkswirtschaft der Welt die drohende Fiskalklippe womöglich umschifft, werden niedrigere Wachstumsraten erwartet. Notwendige Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen dürften das Wachstum ausbremsen, schreibt Fidelity-Fondsmanager Adrian Brass in einer Analyse. Ähnlich sieht das Andrew Bosomworth von Pimco. Das Fortbestehen gegenwärtiger Wachstumstrends sei nur möglich, wenn der Übergang von einem staatlich geförderten zu einem privatwirtschaftlich getriebenen Wachstum gelingt, bevor die öffentlichen Haushalte die angehäufte Schuldenlast nicht mehr tragen könnten, so Bosomworth.

Einigkeit bei Repression

Mindestens in einem Punkt sind sich aber alle einig: Die größte Herausforderung für das Geldanlagejahr 2013 bleibt die finanzielle Repression. Damit bezeichnen Ökonomen Maßnahmen, die die Finanzierungskosten für Staaten senken sollen. Beispielsweise, wenn der Staat die Zinsen künstlich niedrig hält. Seit Beginn der Euro-Schuldenkrise sind etwa die Zinsen für deutsche Staatsanleihen auf immer neue Tiefstände gesunken. Oft geht eine solche Niedrigzinsphase mit kaum spürbarer Inflation einher. Das macht es für Anleger schwer, überhaupt reale Renditen zu erzielen. Überschuldete Staaten dagegen können sich auf diese Weise sanft entschulden, denn die leichte Inflation frisst langsam aber sicher den Schuldenberg auf und die niedrigen Zinsen senken die Belastungen aus neuen Schulden.

"Es wird zunehmend zur Herausforderung, in einem Umfeld mit niedrigen bis negativen Realzinsen eine attraktive Rendite zu erwirtschaften", sagt Pimco-Manager Bosomworth. Ähnlich sieht das Krisen-Prophet Otte. "Anleger stehen vor der Herausforderung, die finanzielle Repression ernst zu nehmen und statt in Geldanlagen und Immobilien auch in Aktien zu investieren", sagt Otte.

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