Entscheidend für die Entwicklung der Märkte wird aber einmal mehr der Konjunkturverlauf sein. Und der liegt, zumindest in Europa, immer mehr in den Händen der Politik. "2013 wird das Jahr der politischen Entscheidungen", erwartet die Investmentgesellschaft Pimco. Die meisten Experten rechnen weiterhin mit niedrigen Leitzinsen in Europa. Analysten von DWS und Pimco gehen sogar davon aus, dass der EZB-Rat um Mario Draghi den Zins noch einmal von aktuell 0,75 auf 0,5 Prozent senken wird – dadurch könnten sich Europas Banken noch günstiger Geld bei der EZB leihen. "Wir gehen jedoch nicht davon aus, dass eine weitere Senkung der Leitzinsen einen maßgeblichen Einfluss auf die Konjunktur haben wird", sagt Andrew Bosomworth, der bei Pimco das deutsche Portfoliomanagement leitet.
Sag, wie hälst Du’s mit dem Wachstum?
Weiter auseinander gehen die Meinungen bei den Wachstumsprognosen. Während Pimco weiterhin mit einer Rezession in Europa rechnet – die Wirtschaft der Euro-Zone dürfte um bis zu 1,5 Prozent schrumpfen – glaubt die DWS, Europa habe das Schlimmste hinter sich: "Europa verlässt die Intensivstation" schreiben die Experten. Auch das Wirtschaftswachstum der USA wird tendenziell eher etwas schwächer erwartet. Obwohl die größte Volkswirtschaft der Welt die drohende Fiskalklippe womöglich umschifft, werden niedrigere Wachstumsraten erwartet. Notwendige Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen dürften das Wachstum ausbremsen, schreibt Fidelity-Fondsmanager Adrian Brass in einer Analyse. Ähnlich sieht das Andrew Bosomworth von Pimco. Das Fortbestehen gegenwärtiger Wachstumstrends sei nur möglich, wenn der Übergang von einem staatlich geförderten zu einem privatwirtschaftlich getriebenen Wachstum gelingt, bevor die öffentlichen Haushalte die angehäufte Schuldenlast nicht mehr tragen könnten, so Bosomworth.
Einigkeit bei Repression
Mindestens in einem Punkt sind sich aber alle einig: Die größte Herausforderung für das Geldanlagejahr 2013 bleibt die finanzielle Repression. Damit bezeichnen Ökonomen Maßnahmen, die die Finanzierungskosten für Staaten senken sollen. Beispielsweise, wenn der Staat die Zinsen künstlich niedrig hält. Seit Beginn der Euro-Schuldenkrise sind etwa die Zinsen für deutsche Staatsanleihen auf immer neue Tiefstände gesunken. Oft geht eine solche Niedrigzinsphase mit kaum spürbarer Inflation einher. Das macht es für Anleger schwer, überhaupt reale Renditen zu erzielen. Überschuldete Staaten dagegen können sich auf diese Weise sanft entschulden, denn die leichte Inflation frisst langsam aber sicher den Schuldenberg auf und die niedrigen Zinsen senken die Belastungen aus neuen Schulden.
"Es wird zunehmend zur Herausforderung, in einem Umfeld mit niedrigen bis negativen Realzinsen eine attraktive Rendite zu erwirtschaften", sagt Pimco-Manager Bosomworth. Ähnlich sieht das Krisen-Prophet Otte. "Anleger stehen vor der Herausforderung, die finanzielle Repression ernst zu nehmen und statt in Geldanlagen und Immobilien auch in Aktien zu investieren", sagt Otte.