Angebote für Sparfüchse Sichere Zinsen plus Flexibilität: Lohnt sich Zuwachssparen wieder?

Das Wettrennen um die attraktivsten Tagesgeldzinsen könnte so rasch wieder vorüber sein, wie es begonnen hat. Quelle: Getty Images

Spareinlagen mit Staffelzins waren jahrelang unattraktiv. Das könnte sich nun ändern – denn wie lange die Tagesgeldzinsen weiter steigen, ist ungewiss.

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Der Zinswettlauf ist in vollem Gange. Erst preschten die Neobroker Trade Republic und Scalable vor und boten auf nicht angelegtes Kapital 2,1 beziehungsweise 2,3 Prozent Zinsen. Dann zog die Direktbank ING nach. Dort bekommen sowohl Neu- als auch Bestandskunden nun sechs Monate lang drei Prozent aufs Tagesgeld. Das konnte die Volkswagen Bank nicht auf sich sitzen lassen: Sie bietet Neukunden jetzt sechs Monate lang noch ein kleines bisschen mehr, nämlich 3,1 Prozent für Einlagen bis 100.000 Euro. Nach Ablauf der sechs Monate fällt der Zinssatz allerdings deutlich – bei der ING auf 0,6 Prozent, bei der Volkswagen Bank auf 0,65 Prozent.

Mit Tagesgeld können Sparer also wieder etwas verdienen – vor allem, wenn sie befristete Lock-Angebote nutzen. Die Frage ist nur: Wie lange noch? Die Zinsen für Tagesgeld orientieren sich unter anderem daran, wie viel Zins Geschäftsbanken bekommen, die ihrerseits Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parken. Momentan sind das drei Prozent. Dieser Zinssatz könnte sinken, wenn die EZB die Geldpolitik wieder lockert – und mit ihm würden die Tagesgeldzinsen fallen.

Unwahrscheinlich ist diese Entwicklung nicht: Die US-Notenbank Fed hat angedeutet, dass die Zinswende in den USA wegen Bankenkrise und Rezessionssorgen bald an ihr Ende kommen könnte. Die EZB hinkt der Fed zeitlich etwas hinterher. Auch sie könnte aber in nicht allzu ferner Zukunft wieder umschwenken.

Wie weit gehen die Banken noch?

Das Wettrennen um die attraktivsten Tagesgeldzinsen könnte also so rasch wieder vorüber sein, wie es begonnen hat. Mittelfristig sind aber zunächst weitere Kampfangebote von Banken möglich. Das spricht dagegen, Fest- statt Tagesgeld zu wählen. Mit einem Festgeldkonto haben Sparer zwar eine längerfristige Zinsgarantie. Sie sind aber nicht so flexibel. In dieser Gemengelage könnte ein spezielles Zinsprodukt sein Comeback feiern: Zuwachssparen, auch Wachstumssparen genannt.

Das funktioniert so: Sparer legen eine fixe Summe für einen bestimmten Zeitraum an, zum Beispiel einige Tausend Euro für drei Jahre. Zuzahlungen sind in der Regel nicht möglich. Sparer kassieren ab dem ersten Jahr Zinsen – und diese steigen im Zeitverlauf. Bei der Frankfurter Volksbank zum Beispiel gibt es derzeit für Summen ab 5000 Euro im ersten Jahr 1,75 Prozent Zinsen, im zweiten Jahr 2,1 Prozent, im dritten und letzten Jahr 3,0 Prozent. Nach 15 Monaten Laufzeit können Kunden mit drei Monaten Vorlauf kündigen.

Viele Sparkassen und Genossenschaftsbanken bieten Zuwachssparen an. Vereinzelt gibt es solche Angebote auch von Wohnungsbaugenossenschaften, die Spareinrichtungen für ihre Mitglieder unterhalten. Die Konditionen unterscheiden sich, von der Mindesteinlage über die maximale Laufzeit bis zur Zinshöhe. Auch die Sperrfrist für Kündigungen variiert. Bei manchen Banken werden nach der Sperrfrist Vorfälligkeitszinsen fällig, wenn vor Ende der Laufzeit Geld vom Konto abfließt. 

Das Zuwachssparen ist nicht mit dem Prämiensparen zu verwechseln: Dabei fließen regelmäßige Sparraten, auf die es nach einer gewissen Zeit neben einem variablen Grundzins einen Bonus gibt. Beim Zuwachssparen sind Anlagesumme und Zinsstaffel dagegen vorab festgelegt. Rund um das Prämiensparen gab es zuletzt einige Urteile wegen fehlerhafter Zinsberechnungen.

Wette auf die Zinsentwicklung

Beim Zuwachssparen bekommen Sparer nicht den höchsten aktuell möglichen Zins, jedenfalls nicht zu Beginn. Aber: Sie sichern sich mittelfristig relativ hohe Zinsen – und bleiben, anders als mit einem länger laufenden Festgeldkonto, zumindest auf mittlere Sicht flexibel. Das kann interessant sein in einer Zeit, in der völlig offen ist, in welche Richtung sich die Zinsen bewegen. Zwar kann man auch Festgeld laut Gesetz „aus wichtigem Grund“ vorzeitig kündigen. Ob Banken als wichtigen Grund akzeptieren, dass es anderswo höhere Zinsen gibt, darf allerdings bezweifelt werden.

Wer Geld für einige Jahre auf die hohe Kante legen will, mit tendenziell sinkenden Zinsen rechnet, aber flexibel bleiben will (und keine Lust hat auf Zins-Hopping) – für den kann Zuwachssparen eine Option sein. Es gilt allerdings, Angebote sorgfältig zu vergleichen.

Bei der PSD Bank München etwa ist der Zins beim Wachstumssparen über vier Jahre gestaffelt und reicht von 1,5 Prozent im Jahr über niedrigere (!) ein Prozent jeweils im zweiten und dritten bis hin zu wieder 1,5 Prozent im vierten Jahr. Die Mindestanlage beträgt 1500 Euro, die Kündigungssperrfrist immerhin nur neun Monate. Trotzdem: kein sonderlich attraktives Angebot. Anders bei der Volks- und Raiffeisenbank Bonn Rhein-Sieg: Dort können Sparer ab 5000 Euro aufwärts parken, für ein Prozent Zinsen im ersten, 1,5 Prozent im zweiten und 3,0 Prozent im dritten Jahr. Schon besser. Das Geld ist hier allerdings für mindestens zwölf Monate gebunden. 

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Bei der Kreissparkasse Kusel gibt es ab 500 Euro Einlage bis zu 3,95 Prozent Zinsen, gestaffelt über fünf Jahre. Im ersten Jahr fließen 1,2 Prozent. In der Werbung der Sparkasse heißt es etwas tantenhaft: „Von Ihrem Ersparten gönnen Sie sich etwas Schönes.“ Wie viel sich Sparer gönnen können, hängt auch davon ab, ob sich Sparkassen und Genossenschaftsbanken dem Wettrüsten beim Zins anschließen. Bisher halten sie sich dabei nämlich auffallend zurück. Sollte der Wettbewerb auch in diesem Teil des Marktes anziehen, könnte das Zuwachssparen endgültig vor dem Comeback stehen.

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