




Am ersten Juli hat der Dax seinen 25. Geburtstag gefeiert - aber die Deutschen kamen nicht zur Party. Eine Studie der Comdirect Bank zum Anlegerverhalten in Deutschland zeigt: Die Deutschen haben Angst vor Aktien. Anders als viele ihrer europäischen Nachbarn gehen sie lieber auf Nummer sicher und legen ihr Geld immer noch aufs Sparbuch.
Zahlen des Deutschen Aktieninstituts (DAI) zufolge haben nur sieben Prozent der Deutschen direkt in Aktien investiert. Die Börsenturbulenzen im Zuge der Finanzkrise hatten viele Privatanleger verunsichert und die Risikofreude gedämpft. Dies spiegelt sich auch in den Börsenumsätzen wider: Wurden 2008 täglich im Schnitt noch Dax-Aktien im Volumen von 5,4 Milliarden Euro gehandelt, liegt dieser Wert aktuell bei gerade einmal 3,6 Milliarden Euro. Doch ausnahmsweise handelt es sich bei diesem Phänomen nicht nur um die German Angst. Auch Anleger jenseits des großen Teichs haben offensichtlich die Hosen voll.
"In den letzten fünf Jahren gab es gleich mehrere Markt-„Crashs“, die Wert vernichtet haben. Darunter hat das Vertrauen der Anleger in traditionelle Diversifizierung gelitten", bestätigt Wylie Tollette, von der Investmentgesellschaft Franklin Templeton Investments. Viele Anleger seien deshalb ausgesprochen risikoscheu und suchten nach vermeintlich sicheren Investitionshäfen. Der Experte für Anlagerisiko ist sich allerdings sicher, dass "die sinkende Risikobereitschaft die langfristigen Probleme der Anleger aber nicht mindert, sondern verschärft."
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Er erläutert, dass es sowohl bei institutionellen Investoren als auch bei Privatanlegern zinsbedingt eine Lücke zwischen Ausgaben und künftigen Vermögenswerten beziehungsweise Einkünften aus Investments gebe. "Der Vermögensstand ist durch die Finanzkrise herabgesetzt worden, die künftigen Verpflichtungen jedoch nicht." Diese Finanzlücke könnten die besonders sicheren Anlagen mit ihren Minirenditen nicht schließen, ist sich Tollette sicher.
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Auch für Comdirect-Chef Thorsten Reitmeyer ist die Scheu, insbesondere der Deutschen vor der Anlageform Aktie, nur schwer nachvollziehbar: "Wir erleben gerade eine großflächige Vermögensvernichtung in Deutschland." Aktien böten trotz aller Volatilität im Vergleich zu Sparkonten wenigstens die Chance, eine Inflation auszugleichen oder zu übertreffen. "Langfristige Anlagen in Aktien haben sich praktisch immer gelohnt - ganz gleich, zu welchem Zeitpunkt Anleger investiert haben" sagt er.