Anlagestrategie Wie die Superreichen ihr Geld anlegen

Verschwiegen, kaum beaufsichtigt und höchst erfolgreich: Die Family Offices der Super-Reichen sind die Königsklasse der Geldanlage. Eine Studie lüftet die gut gehüteten Geldanlage-Geheimnisse der illustren Kundschaft.

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Eine Japanerin sitzt in einer goldenen Badewanne. Quelle: REUTERS

Seit Generationen gibt es vor allem ein Motto, dem sich die wirklich reichen Familien und Dynastien über Krisen und Kriege hinweg verpflichtet fühlen: Das Vermögen muss vermehrt aber vor allem erhalten werden – unter allen Umständen. Herzstück der modernen Vermögensverwaltung sind dabei die Family Offices. Hier werden die langfristigen Strategien ausgebrütet. Die Mindestanlagen liegen bei etwa 100 Millionen Euro.

Normalerweise lassen sich die Finanzprofis der Family Offices nicht in die Karten schauen. Jetzt gibt erstmals eine Studie des Bayerischen Finanz Zentrums (BFZ) und der Complementa Investment-Controlling AG einen Blick hinter die Kulissen frei.

Die erste wichtige Erkenntnis: den Reichen wird der Boom an den Aktien- und Anleihemärkten langsam unheimlich, sie treten auf die Bremse. 73 Prozent der „Single Family Offices“, also jener Vermögensverwaltungen, die nur für eine einzige Adresse tätig sind, schätzen sich mittlerweile als „risikoneutral“ ein, fast ein Viertel sogar als „risikoavers“. Nur vier Prozent bezeichnen sich in der Umfrage als „risikofreudig“.

So legen die wirklich Vermögenden an

Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr waren es noch 22 Prozent. „Wenn man das als Frühindikator sehen will, dann lohnt es sich vielleicht, langsam über eine Absicherungsstrategie nachzudenken“, sagt Prof. Wolfgang Gerke, Co-Autor der Studie.

Das Wachstum der Family Offices ist weltweit ungebremst, weil die Zahl der Millionäre und Milliardäre ständig zunimmt. So können in Europa die Vermögen der Erbengeneration in einer im historischen Vergleich langen Phase ohne Kriege immer weiter wachsen. Zudem gibt es eine steigende Zahl von prosperierenden Mittelständlern, die in immer höhere Vermögensklassen aufsteigen. Und schließlich sind da noch Jungunternehmer und Internetpioniere, die durch IPOs und Firmenverkäufe zu Reichtum gekommen sind. Bei der Standortwahl für die Vermögensverwaltung steht bei den befragten Family Offices die Schweiz an der Spitze, gefolgt von Deutschland.

Was die wirklich Vermögenden planen

Vor diesem unternehmerischem Hintergrund vieler Superreicher ist die zweite wichtige Erkenntnis zu sehen: Das neue, beherrschende Thema bei den Family Offices ist Private Equity. Hier erwerben spezialisierte Beteiligungsgesellschaften Anteile an Unternehmen. Dann versuchen sie mit verschiedenen Strategien deren Marktwert zu steigern und sie einige Jahre später wieder zu verkaufen oder an die Börse zu bringen. Die eingegangene Beteiligung wird davor nicht an geregelten Märkten gehandelt. 20 Prozent der befragten 92 exklusiven Vermögensverwalter wollen hier mehr Geld investieren, einen höheren Aktienanteil streben dagegen nur 18 Prozent an.


Die diskreten Investmentpläne des Geldanlage-Adels

„Wenn es im Moment eine Mode gibt, dann ist es Private Equity. Man will diese Assetklasse viel stärker bearbeiten. Hinzu kommt, dass viele Familien ihr eigenes Vermögen durch Unternehmensbeteiligungen erworben haben“, meint Prof. Gerke.

Direktanlagen in Private Equity sind für Normalverdiener so gut wie unmöglich. Üblicherweise braucht man mindestens zweistellige Millionenbeträge, um in großem Stil investieren zu können. Dafür winken hier nach wie vor Renditen, die zwischen mindestens zehn bis zu 30 Prozent reichen. Zwar sind Privatanleger in den vergangenen Monaten auch am Aktienmarkt gut gefahren, allerdings fallen die Schwankungen bei Private Equity geringer aus. Dafür sind die investierten Mittel im Gegensatz zu den täglich handelbaren Aktien im Durchschnitt rund sieben Jahre gebunden. Weil Family Offices aber einen langen Atem haben, ist das kein Problem.

Beim Aufspüren von Beteiligungen an Unternehmen nutzen die Family Offices vor allem ihre persönlichen Kontakte, weiß Heinz B. Rothacher, Vorstandschef der Complementa Investment-Controlling AG aus der Schweiz. 79 Prozent geben an, dass das eigene Netzwerk die entscheidende Rolle spielt und 27 Prozent gehen davon aus, das die Bedeutung der Assetklasse zunehmen wird.

Das deckt sich auch mit der Einschätzung eines Investmentbankers: „Aktien sind gut, aber Unternehmensbeteiligungen sind das ganz große Ding in den kommenden Jahren. Das werden in erster Linie Mittelständler sein, die wachsen wollen. Aber auch Start-ups werden durchleuchtet, ob es sich lohnt, bei ihnen einzusteigen.“

Unterm Strich zeigt die Studie damit also auch, dass sich die Gesellschaft in finanzieller Hinsicht weiter spalten wird: Einerseits sind durch die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank die Besitzer der vielfach beliebten Sparbücher und Festverzinslichen auf jeden Fall die Verlierer. Andererseits stocken Family Offices derzeit die lukrativen, aber für Normalbürger kaum erhältlichen Private-Equity-Beteiligungen auf.

Gleichzeitig sind Rohstoffe und Anleihen, beziehungsweise festverzinsliche Papiere, bei den Reichen und Superreichen weit abgeschlagen, wenn es um Pläne für eine höhere Allokation geht. „Die Reichen werden auch deshalb immer reicher, weil ihre Vermögen professionell verwaltet werden“, erläutert Prof. Gerke.

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