Die Volatilität hat die Märkte fest im Griff. Und so mancher Anleger fragt sich: „Was würde Warren Buffett tun?“ Dabei hat der inzwischen 85 Jahre alte Milliardär ihnen womöglich schon zahlreiche Ratschläge erteilt – in seinen öffentlichen Äußerungen sowie den jährlichen Briefen an die Aktionäre seiner Gesellschaft Berkshire Hathaway. Egal ob man ein Hauskäufer ist, der über eine Hypothek nachdenkt, oder ein Manager, der eine Übernahme erwägt – Buffett hat für fast jeden, der ein rationaleres und finanziell erfolgreiches Leben führen will, einen Rat.
Auf der anderen Seite hat der Investmentguru eine Reihe von Empfehlungen abgegeben, welche Sachen Investoren, Unternehmensmanager und seine eigenen Mitarbeiter unbedingt vermeiden sollten. Am Samstag steht der nächste Aktionärsbrief des sogenannten „Orakels von Omaha“ an. Also ist es höchste Zeit, einmal einen Blick auf das zu werfen, was Buffett niemals tun würde – und was Sie vermutlich auch nicht tun sollten.
Investments
Seien Sie nicht zu stark auf die täglichen Schwankungen am Aktienmarkt fixiert: „Spiele werden von denen gewonnen, die sich auf das Spielfeld konzentrieren, nicht jenen, die ihren Blick nur auf die Anzeigetafel richten. Wenn Sie Samstage und Sonntage genießen können, ohne einen Blick auf die Aktienkurse zu richten, sollten Sie dies auch unter der Woche versuchen.“ So schrieb es Buffett in einem 2014 veröffentlichten Brief.
Die größten Fehler der Anleger
„Die Neigung, Risiken einzugehen, ist mit zwei demografischen Faktoren verbunden: Geschlecht und Alter. Frauen sind normalerweise vorsichtiger als Männer und ältere Menschen sind weniger bereit, Risiken einzugehen, als jüngere Leute. Die Konsequenzen der Verhaltensökonomik für Anleger sind klar: Wie wir uns bei der Geldanlage entscheiden und wie wir uns bei der Verwaltung unserer Anlage entscheiden, hängt sehr davon ab, wie wir über Geld denken. [...] Sie demonstriert, dass Marktwerte nicht ausschließlich von den gesammelten Informationen bestimmt werden, sondern auch davon, wie menschliche Wesen diese Informationen verarbeiten.“
„An sich ist Zuversicht ja keine schlechte Sache. Aber übertriebene Zuversicht ist etwas ganz anderes, und sie kann besonders im Umgang mit unseren Finanzangelegenheiten Schaden anrichten. Übertrieben zuversichtliche Anleger treffen nicht nur für sich selbst dumme Entscheidungen, sondern diese wirken sich auch sehr stark auf den Mark als Ganzes aus.“
„Menschen [legen] zu viel Wert auf wenige mehr oder wenige zufällige Ereignisse [...] und meinen, sie würden darin einen Trend erkennen. Insbesondere sind Anleger tendenziell auf die neuesten Informationen fixiert, die sie bekommen haben, und ziehen daraus Schlüsse. So wird der letzte Ergebnisbericht in ihrem Denken zum Signal für künftige Gewinne. Und da sie meinen, sie würden etwas sehen, das andere nicht sehen, treffen sie dann aufgrund oberflächlicher Überlegungen schnelle Entscheidungen.“
„Der Schmerz durch einen Verlust [ist] viel größer als die Freude über einen Gewinn. Bei einer 50:50-Wette, bei der die Chancen exakt gleich sind, riskieren die meisten Menschen nur dann etwas, wenn der potenzielle Gewinn doppelt so groß ist wie der potenzielle Verlust. Das nennt man asymmetrische Verlustaversion. [...] Auf den Aktienmarkt bezogen bedeutet dies, dass sich die Menschen beim Verlust von Geld doppelt so schlecht fühlen, wie sie sich gut fühlen, wenn sie einen Gewinn erzielen. Diese Abneigung gegen Verluste macht Anleger übertrieben vorsichtig, und das hat einen hohen Preis. [...] Wir wollen alle glauben, wir hätten gute Entscheidungen getroffen, und deshalb hängen wir zu lange an schlechten Entscheidungen, in der vagen Hoffnung, die Dinge werden sich noch wenden.“
„Wir neigen dazu, das Geld geistig auf verschiedene ‚Konten‘ zu buchen, und dies bestimmt, wie wir es verwenden. [...] Zudem wurde die geistige Buchhaltung als Grund angeführt, weshalb Menschen schlecht laufende Aktien nicht verkaufen: In ihren Augen wird der Verlust erst real, wenn sie ihn realisieren.“
Quelle: Robert G. Hagstrom, „Warren Buffett. Sein Weg. Seine Methode. Seine Strategie.“, Börsenbuchverlag 2011.
Freuen Sie sich aber nicht zu sehr über Investmentgewinne, wenn der Markt insgesamt zulegt: „Es gibt keinen Grund, wegen der Gewinne im Jahr 1995 Freudensprünge zu vollführen. In dem Jahr konnte jeder Dummkopf satte Gewinne am Aktienmarkt einfahren. Und genau das haben wir getan“, erklärte der Investor 1996.
Lassen Sie sich auch nicht durch Konjunkturprognosen ablenken: „Der Friedhof für Hellseher hat eine Extra-Abteilung für Konjunktur-Prognostiker. Wir haben bei Berkshire wenig Konjunkturprognosen erstellt und wir haben nur selten beobachtet, dass jemand mit solchen Prognosen auf Dauer richtig liegt.“ (2004)
Was Investoren für die lukrativste Geldanlage halten
Das Meinungsforschungsinstitut Forsa befragt einmal jährlich im Auftrag von pro aurum die Deutschen nach ihren Anlagestrategien. Hier die Ergebnisse vom Juni 2015 - im Vergleich zu den Vorjahren. Zuerst wurden den Bürgern fünf Geldanlagen genannt, mit der Bitte, anzugeben, welche davon aus ihrer Sicht derzeit am besten als langfristige Geldanlage mit mindestens drei Jahren Laufzeit geeignet ist.
Gold platziert sich zum fünften Mal in Folge an erster Stelle, diesmal allerdings deutlicher vor Aktien, die seit 2011 Zuwächse erzielten, aber aktuell in der Anlegergunst gesunken sind: 30 Prozent der Bürger würden sich heute für Gold entscheiden, weil sie vermuten, dass diese Anlage nach mindestens drei Jahren Laufzeit im Vergleich zu den vier anderen Geldanlagen den meisten Gewinn bringt. Gold konnte somit um zwei Prozentpunkte zulegen.
Nur noch 23 Prozent halten Aktien für besonders lukrativ, wenn es um langfristige Geldanlagen geht. Im Vorjahr hatte dieser Wert mit 27 Prozent offenbar einen Gipfel erreicht.
Es folgen Fondsanteile mit zwölf Prozent. Fonds sind in der Gunst der Anleger wieder leicht gegenüber dem Vorjahr gestiegen. 2013 hatte dieser Wert mit 13 Prozent noch ein Hoch erreicht, war aber 2014 auf elf Prozent zurückgefallen.
Fest- beziehungsweise Termingeld hielten sieben Prozent der Befragten für die lukrativste langfristige Geldanlage. Seit 2011 ist diese Anlageklasse deutlich ins Hintertreffen geraten, damals glaubten noch 22 Prozent der Befragten, Termin- und Festgelder würden auf drei Jahre betrachtet den meisten Gewinn abwerfen.
Drei Prozent nannten Anleihen als aussichtsreichste Anlageklasse, im Vorjahr waren es nur zwei Prozent. Anleihen spielen somit für Privatanleger praktisch keine Rolle. Ernüchternd: Knapp jeder vierte Bürger (24 Prozent) kann nicht sagen, welche dieser Anlagen am besten geeignet wäre, um langfristig möglichst viel Gewinn zu erzielen. Die Angaben "weiß nicht" oder "keine davon" kamen bereits in den Vorjahren ähnlich häufig vor.
Beschränken Sie sich nicht auf eine einzige Branche: „Es gibt keine Vorschrift, dass man Geld dort investieren muss, wo man es verdient hat. Im Gegenteil, oft ist genau dies ein Fehler: Wirklich hervorragende Unternehmen, die sehr hohe Renditen auf die materiellen Vermögenswerte erzielen, können nicht über einen längeren Zeitraum einen großen Anteil des Gewinns intern zu hohen Renditen investieren.“ (2008)
Vertrauen Sie Formeln nicht zu sehr: „Anleger sollten bei Modellen auf historischer Basis skeptisch sein. Diese Modelle werden von einer Priesterschaft in einer Geheimsprache voller esoterischer Begriffe wie Beta, Gamma und Sigma erstellt und sehen beeindruckend aus. Aber viel zu oft vergessen die Anleger, die Annahmen hinter diesen Symbolen zu prüfen. Unser Rat: Vorsicht vor Neunmalklugen mit schlauen Formeln!“ (2009)
Fragen Sie nie den Friseur, ob Sie einen Haarschnitt brauchen
Seien Sie nicht knapp bei Kasse, wenn Sie Geld am nötigsten brauchen: „Wir werden niemals von Zuwendungen Anderer abhängig sein ... Wir werden uns so einrichten, dass jeglicher denkbarer Bedarf an Barmitteln gering bleibt im Vergleich mit unserer Liquidität.“ (2010)
Wetten Sie nicht gegen die USA und ihr wirtschaftliches Potenzial: „Wer hat in den vergangenen 238 Jahren davon profitiert, gegen Amerika zu wetten? Wenn man die derzeitige Lage unseres Landes mit der im Jahr der Gründung 1776 vergleicht, reibt man sich verwundert die Augen ... Wir werden regelmäßig auf unsere Regierung schimpfen. Aber es ist ganz sicher, dass die besten Zeiten für Amerika noch kommen werden.“ (2015)
Management
Hadern Sie nicht mit sich selbst wegen falscher Entscheidungen. Übernehmen sie die Verantwortung: „Es ist ein Fehler, sich wegen Fehlentscheidungen zu quälen. Aber es kann nützlich sein, sie anzuerkennen und zu analysieren, obwohl diese Praxis in Vorstandsetagen kaum geübt wird ... Wenn es zu Fehlern bei der Unternehmensführung kommt, verfallen die CEOs auf das Konzept der jungfräulichen Geburt.“ (2001)
Schaffen Sie Altersgrenzen ab: „An der Harvard Business School hat mich im vergangenen Jahr ein Student gefragt, wann ich mich denn aus dem Geschäft zurückziehen wolle, und ich habe ihm gesagt ’Etwa fünf bis zehn Jahre nach meinem Tode’.“ (1992)
„Fragen Sie nie den Friseur, ob Sie einen Haarschnitt brauchen“, denn der Scheren-Mann wird Ihnen die Antwort geben, von der er am meisten profitiert. Ein CEO wird von einem externen Berater kaum eine neutrale Antwort erhalten, wenn er ihn fragt, ob er eine Transaktion durchziehen soll, da „freundliche Investmentbanker ihm versichern werden, dass seine Vorgehensweise richtig ist.“ (1983)
Trödeln Sie nicht herum: „Wenn es ein Problem gibt, ob beim Personal oder im Geschäft, muss sofort gehandelt werden ... Die Dämme bei New Orleans hätten vor dem Hurrikan Katrina überprüft und verstärkt werden müssen.“ (2006)
Mischen Sie sich nicht bei großartigen Managern ins Geschäft ein: „Bei Berkshire erklären wir Spitzenspielern nicht, wie sie agieren sollen.“ (1994)
Verfallen Sie nicht Einstellungen, die Unternehmen schaden: „Mein Nachfolger wird eine weitere besondere Stärke haben müssen: die Fähigkeit, Arroganz, Bürokratie und Selbstzufriedenheit zu bekämpfen, die zum Verfall von Unternehmen beitragen. Wenn diese Krebsgeschwüre in einem Unternehmen wuchern, kann auch ein starkes Unternehmen untergehen.“ (2015)
Schließlich hat Buffett aber auch noch einen Tipp für all jene, die dem Orakel von Omaha noch möglichst lang lauschen und seine Ratschläge befolgen möchten: „Machen Sie sich keine Sorgen um meine Gesundheit“, weil ein so großer Teil des Unternehmenserfolgs an seinem Rückversicherungs-Chef Ajit Jain hänge. „Machen Sie sich lieber Sorgen um seine Gesundheit.“ (2001)