Russland gehöre bei diesen Rohstoffen zu den weltgrößten Produzenten. Steigende Rohstoffpreise aber, vor allem steigende Energiepreise, erzeugen Inflationsdruck. Die Eskalation im Konflikt zwischen Israel und der Hamas und die Lage im Norden Iraks und in Libyen treiben den Ölpreis.
Gold gilt als Krisenprofiteur, und es bietet Anlegern bei Inflation Schutz vor Kaufkraftverlusten ihrer Heimatwährung. So folgten auf die beiden Ölkrisen in den Siebzigerjahren jeweils starke Preisschübe beim Gold. Überschießt der Ölpreis aber nach oben, brechen Konjunktur und Investitionen ein. Nachdem der Ölpreis zum Beispiel 2008 auf 150 Dollar pro Barrel schoss, kollabierte die Weltwirtschaft.
Nachfrage nach Gold
Die Folgen: schwächere Unternehmensgewinne, höhere Arbeitslosigkeit und schrumpfende Steuereinnahmen. Die Vermögenspreise gerieten unter Druck, Zwangsverkäufe klammer Investoren erhöhten diesen. Das könnte vorübergehend auch wieder beim Goldpreis passieren, wenn etwa an den virtuellen Goldmärkten, an denen Gold in Form von Derivaten und börsennotierten Fonds (ETF) gehandelt wird, Investoren Geld brauchen, um an anderer Stelle Verluste zu decken.
Dass die physische Nachfrage nach Gold weltweit einbricht, ist gerade wegen der dann zunehmenden Verunsicherung der Anleger unwahrscheinlich. Zumal auch die Solvenz von Banken wieder hinterfragt würde. Denn im Abschwung drohen bei ihnen noch mehr Kredite faul zu werden.
Europas Banken
Eine zunehmende Konfrontation des Westens mit Russland könnte das Systemrisiko an die Finanzmärkte auch direkt zurückbringen. Um die Märkte in Unruhe zu versetzen, reichte vermutlich schon ein vom Kreml administrierter Zahlungsausfall eines russischen Unternehmens. Europas Banken hängen mit am Fliegenfänger. Laut einer am Mittwoch veröffentlichten Statistik der Bank für internationalen Zahlungsausgleich hatten europäische Banken per Ende April 177 Milliarden Dollar nach Russland vergeben. Französische Banken hatten Forderungen über 50,3 Milliarden, italienische über 27 Milliarden und deutsche über 23 Milliarden Dollar.
Ein Totalausfall ist unwahrscheinlich. Goldanleger aber werden nicht müde zu betonen, dass immer nur ein Bruchteil der sofort abrufbaren Kundeneinlagen bei Banken durch Bargeld und Reserven bei der EZB gedeckt ist. Das System funktioniert nur, solange Kunden ihr Geld auf dem Konto lassen. Der Run auf die bulgarischen Banken im Juni, der nur durch eine EU-Hilfe über 1,7 Milliarden Euro gestoppt werden konnte, erinnert an den flüchtigen Charakter des Bankensystems. Jürgen Stark, Ex-Vizepräsident der Bundesbank, bezeichnete unser Geldsystem unlängst als „pure Fiktion“. Er empfiehlt Anlegern, einen Teil ihrer „fiktionalen Ersparnisse“ gegen einen Zusammenbruch des Systems zu schützen und auch in Gold anzulegen.
Physisches Gold
Tatsächlich bietet physisches Gold eine Reserve außerhalb des Finanzsystems. „Physisch bedeutet, dass ich immer zu meinem Safe gehen, meine Barren und Münzen rausnehmen und am Markt verkaufen kann, wenn ich das muss“, sagt der Schweizer Vermögensverwalter Felix Zulauf.
Sollte die Wirtschaft der geopolitischen Krisen wegen einbrechen, dürften die Zentralbanken die Dosis der Geldschöpfung wieder stark erhöhen. Gold aber ist, anders als Dollar oder Euro, nicht beliebig vermehrbar. „Mich interessiert nicht, wohin der Goldpreis geht. Im Vergleich zu dem Wert, den es besitzt, wenn ich die Versicherung tatsächlich brauchen sollte, ist Gold billig“, bringt es ein Hamburger Kaufmann auf den Punkt. Diese Absicherung kann über Jahre aber auch nur Geld kosten, wie eine Versicherungspolice.
Das gleiche Prinzip hilft bei Aktien. Auf lange Sicht brauchen Anleger diese, weil sichere Zinspapiere nicht mal die Inflation ausgleichen. Verluste im Depot lassen sich über Zertifikate (siehe Tabelle auf der ersten Seite) abfedern, die bei fallenden Börsen profitieren.
Im James-Dean-Film übrigens kommt einer der beiden Helden nicht mehr aus dem Auto raus, er rast über die Klippe. Ein Hasenfuß zu sein kann sich auszahlen.