Allianz Global Wealth Report 2019 „Die Deutschen sparen mit Macht gegen die Zins-Dürre an“

Quelle: dpa

Erstmals seit der Finanzkrise werden die Menschen rund um den Globus nicht mehr reicher. In Deutschland wächst das Geldvermögen dagegen. Was machen die Sparer hierzulande anders?

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Es klingt paradox, doch ausgerechnet angesichts von Minuszinsen und Börsen-Turbulenzen haben die Deutschen ihre Position als Spar-Weltmeister gefestigt. Wie der neue Global Wealth Report der Allianz zeigt, konnten die Deutschen ihre Geldvermögen voriges Jahr sogar steigern – gegen den weltweiten Trend. „Die Deutschen sparen mit Macht gegen die Dürre bei Zinsen und Kapitalerträgen an“, sagte Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise bei der Vorstellung des Reports.

Jedes Jahr im September nehmen die Allianz-Analysten die Sparkonten, Depots und Versicherungen in 53 Staaten weltweit unter die Lupe. Jahrelang wuchs das weltweite Geldvermögen und das zum Teil rasant. Der neue Report bringt nun den von vielen schon lange erwarteten Dämpfer: Erstmals seit der Finanzkrise 2008 sank das weltweite Geldvermögen.

Netto, also abzüglich von Schulden, sank das Geldvermögen in den 53 untersuchten Staaten insgesamt um 1,9 Prozent auf 129,8 Billionen Euro.

Die gute Konjunktur in Deutschland hingegen hat auch voriges Jahr das Geldvermögen steigen lassen, nämlich um 2,2 Prozent auf 6,2 Billionen Euro. Mit der Rekordsumme von 244 Milliarden Euro an Ersparnissen wurden die Verluste an den Börsen von etwa 110 Milliarden Euro der Allianz zufolge mehr als wettgemacht. Damit gehörte Deutschland zu den wenigen europäischen Ländern, die einen Zuwachs erzielten. Und das trotz der Zinsflaute.

Schließlich bekommt der deutsche Sparer auf Sparbuch, Tagesgeld- oder Festgeldkonto keine nennenswerten Zinsen mehr. Manche Geldhäuser erheben gar bereits Strafzinsen und geben damit den Druck weiter, den sie selbst von der Europäischen Zentralbank (EZB) erhalten. Um Sparer zu entlasten, plädiert Allianz-Ökonom Heise deshalb für eine Erhöhung des Sparerfreibetrages auf Zinsen aus Kapitalerträgen.

Entgegen ihres Rufs waren die deutschen Haushalte dabei bei weitem nicht die vorsichtigsten Sparer im vergangenen Jahr. Zwar stieg der Anteil der Bankeinlagen an den frischen Spargeldern auf 57 Prozent. Im übrigen Westeuropa lag der Wert aber bei 68 Prozent. Die deutschen Sparer investierten laut der Angaben ein Fünftel ihrer Anlagegelder in Aktien und Fonds.

Nach Angaben des Deutschen Aktieninstituts haben sich im vergangenen Jahr trotz der Kursturbulenzen wieder mehr Kleinanleger hierzulande an die Börse getraut. Die Zahl der Aktionäre und Besitzer von Aktienfondsanteilen stieg im Jahresschnitt um etwa 250.000. Insgesamt besaßen rund 10,3 Millionen Bürger, die älter sind als 14 Jahre, Aktienfonds oder Anteilsscheine von Unternehmen. Damit erreichte die Zahl der Aktienbesitzer den höchsten Wert seit 2007.

Weltweit hinterließen die Kurseinbrüche an den Börsen Spuren. Das Bruttogeldvermögen der privaten Haushalte verringerte sich der Allianz-Studie zufolge insgesamt um 0,1 Prozent auf umgerechnet 172,5 Billionen Euro. Global hatten die Aktienkurse um etwa zwölf Prozent nachgegeben, der Dax büßte 2018 mehr als 18 Prozent ein.

Angesichts der Erholung an den Aktienmärkten im ersten Halbjahr rechnet die Allianz in diesem Jahr weltweit mit einem Anstieg des Bruttogeldvermögens um knapp sieben Prozent. Vorausgesetzt, es gebe keine politischen Störfeuer, die die Börsen belasteten.

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