Anlagestrategie Wie Privatanleger ihr Wertpapierdepot richtig strukturieren

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Aktien, Anleihen, Gold und Geld im richtigen Verhältnis

Beide Finanzexperten empfehlen, dem Portfolio Gold beizumischen. Nicht wegen besonders attraktiver Renditen, auf Jahrzehnte gesehen lägen sie laut Nauhauser nicht viel höher als die Inflationsrate. Die Experten sehen in Gold vielmehr eine Art Krisenwährung, die in Zeiten, in denen die Aktienmärkte schlecht laufen, das Portfolio stabilisieren können. Tatsächlich entwickelt sich der Goldkurs oft spiegelbildlich zu den Aktienkursen, weil Anleger dort einen sicheren Hafen suchen. Laut Chefanlagestrategen Stephan sollten risikofreudige Anleger acht, risikoscheue 2,5 Prozent Gold im Portfolio haben. Nauhauser empfiehlt einen Anteil von etwa fünf bis zehn Prozent.

Anleger, denen die Wahl zwischen einem großen Aktienanteil im Portfolio und den fest-, aber niedrigverzinsten Bonds nicht gefällt, haben neben vielen riskanten und anfängerungeeigneten Finanzprodukten, wie beispielsweise Optionsscheinen oder Contracts for Difference (CFDs), auch die Möglichkeit in offene Immobilienfonds zu investieren. Dabei kauft eine Fondsgesellschaft mit dem Geld der Anleger mehrere Immobilien. Dann werden die Mieteinnahmen nach Abzug der Kosten an die Investoren weitergegeben.

Zwar gerieten einige dieser Fonds in der Finanzkrise 2009 in Schieflage, als etliche Investoren ihr Kapital nahezu gleichzeitig abzogen. So etwas ist heute allerdings nicht mehr möglich - nach der Krise wurden Haltefristen eingeführt. Dadurch werden solche Fonds zwar stabilisiert, allerdings ist ein direkter Zugriff auf das angelegte Geld nicht mehr möglich. „Der Vorteil gegenüber Zinspapieren besteht darin, dass man sein Kapital nicht verleiht und dann auf Zins- und Rückzahlung hofft, sondern in Immobilien investiert und von Mieteinnahmen und Wertsteigerungen profitiert“, fasst Nauhauser zusammen.

Solide und erfolgreich: das WirtschaftsWoche-Mischdepot

Seit vielen Jahren empfiehlt die WirtschaftsWoche eine Depotstruktur und ein Portfolio, das vor allem auf Verlässlichkeit ausgelegt ist und an dem sich angehende Anleger orientieren können. Seit 2012 hat das Depot 5,3 Prozent Rendite pro Jahr gebracht – wäre der Ansatz noch früher verfolgt worden, hätte die Jahresrendite bis heute bei allen Startjahren seit 2000 zwischen fünf und acht Prozent gelegen. Der Aufbau ist simpel: Je 30 Prozent stecken in Aktien des MSCI Weltaktienindex und in Anleihen großer und relativ finanzstarker Unternehmen, die in Euro ausgegeben werden.

25 Prozent des Depotwertes werden in Gold und 15 Prozent in Tages- oder Festgeld als Stabilitätsanker vorgehalten. Immer zum Jahresbeginn werden durch Kauf und Verkauf on Anteilen wieder die Ausgangsproportionen hergestellt. Stark gestiegene Anlageklassen werden zurückgestuft, damit sie keine Unwucht ins Depot bringen, zurückgebliebene Anlageklassen aufgestockt, um von einer späteren Erholung zu profitieren. So vermeiden Anleger, sich von Herdentrieben an der Börse anstecken zu lassen.

Klassische Anfängerfehler vermeiden

Viele Börseneinsteiger tendieren bei der Zusammenstellung des Portfolios zu einer Übergewichtung von heimischen Aktien, dem sogenannten Home Bias. Diese Heimatmarktneigung birgt unnötige Risiken, da sie das Portfolio anfällig für Kursschwankungen innerhalb eines einzelnen Marktes macht. „Generell gilt, dass ein Portfolio breit aufgestellt sein sollte. Das bezieht sich nicht nur auf verschiedene Anlageklassen, sondern auch auf unterschiedliche Regionen und Sektoren“, sagt Chefanlagestratege Stephan. Auch Nauhauser betont: „Diversifikationsmöglichkeiten sollte man nutzen, denn dadurch kann man bei gleicher Renditechance die Risiken senken“.

von Frank Doll, Camilla Flocke, Sebastian Kirsch, Anton Riedl, Heike Schwerdtfeger

Streut man seine Wertpapiere über mehrere Märkte, kann man das Risiko effektiv verringern. Wenn sich beispielsweise der Handelskrieg zwischen den USA und China verschärft und importabhängige Unternehmen dadurch benachteiligt werden, profitiert der europäische Markt. Ein gut gestreutes Portfolio könnte dadurch etwaige Verluste auf dem US-Markt durch europäische Kursgewinne ausgleichen oder zumindest verringern.

Chefanlagestratege Stephan betont, es sei wichtig, sich keine falschen Illusionen über hohe Renditen zu machen: „Man sollte nicht glauben, dass man an der Börse das schnelle Geld machen kann. Denn Vermögensaufbau ist kein Sprint, sondern ein Marathon“.

Wem der Handel mit Wertpapieren selbst bei einer passiven Anlagestrategie zu riskant oder zeitaufwendig ist, muss sein Geld dennoch nicht auf dem Tagesgeldkonto liegen lassen. Börsengehandelte Indexfonds, sogenannte ETFs, bieten die Möglichkeit im Gleichschritt mit einem Börsenindex in ganze Märkte oder sogar in den globalen Markt zu investieren.

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