Riedls Dax-Radar

Europas Börsen – besser, als viele denken

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Der Euro: Vom Buhmann zur heimlichen Stütze

Für europäische Aktien gibt es dabei eine wichtige Hilfe: Der Euro ist kontinuierlich auf dem Rückzug. Binnen zwei Jahren hat er gegenüber dem Dollar von 1,25 auf 1,09 verloren. Die nächsten Ziele liegen bei 1,07 Dollar und schließlich im Bereich um 1,05 Dollar, dem Tief der Jahre 2014 bis 2016. Man muss bis ins Jahr 2002 zurückgehen, um noch niedrigere Notierungen des Euro zu finden.

Im vergangenen Jahr kamen von deutschen Unternehmen bei der Vorlage der Geschäftszahlen immer wieder Klagen über Währungsnachteile, die mit dem hohen Euro begründet wurden. Mit dem Sinkflug des Euro hat sich dieser Währungsnachteil in einen Vorteil verwandelt.


Ein Risiko sind dabei zwar Rohstoffe, die in der Regel in Dollar bezahlt werden, also für Europäer teurer werden. Umso wichtiger ist es, dass es hier nicht zusätzlich zu scharfen Preisanstiegen kommt. Das gilt vor allem für Rohöl, das sich nach der Preisspitze wegen des Drohnenangriffs auf große Produktionsanlagen in Arabien nun wieder auf gut 60 Dollar je Fass eingependelt hat. Der Puffer der umfangreichen Rohöllager und die Aussicht auf Produktionserhöhungen wirken ausgleichend.

Kaum noch ins Gewicht fallen die Dauerbaustellen Brexit und Schuldenkrise Italiens. Wenn, dann sind sie noch bei den Bankaktien zu spüren. Die leiden unter der Finanz- und Schuldenkrise, Überversorgung in der Geldbranche und Konkurrenz durch neue, flinke Fintechs.


Die robuste Verfassung des Stoxx 600 ist angesichts der Unsicherheiten (Konjunktur, Handelsstreit, Schuldenkrisen) und des latenten Pessimismus unter Anlegern bemerkenswert. Der Dax hinkt hier etwas hinterher, weil sich in ihm die Krise der hierzulande hoch gewichteten Autoindustrie niederschlägt. Seine Grundverfassung ist ähnlich und birgt derzeit eher Aufwärtschancen als Abwärtsrisiken.

Fazit: Nachdem der Dax planmäßig noch einmal in den Bereich zwischen 12.200 und 12.000 Punkte zurückgekommen ist, sollte er nun zunächst wieder auf das September-Hoch bei 12.500 vordringen. Mittelfristiges Ziel wäre dann die Juli-Spitze um 12.650 Punkte. Dass der Dax bei seiner jüngsten Erholung weit oberhalb der steigenden 200-Tage-Linie gedreht hat (die erst bei knapp 11.800 Punkten verläuft), ist ein Zeichen von Stärke.

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