Wohin nur mit dem lieben Geld? Das fragen sich offenbar viele Deutsche. Einer Umfrage der österreichischen Walser Privatbank zufolge, die der WirtschaftsWoche vorliegt, wissen rund Dreiviertel der Befragten nicht, wie sie ihr Geld sinnvoll anlegen sollen. Obwohl sie über ausreichend Kapital verfügen, verzichten rund 36 Prozent sogar ganz auf Neuinvestments.
„Die Studie zeigt, dass die Anleger durch die Staatsschuldenkrise massiv verunsichert sind“, sagt Jürgen Herter, Leiter Private Banking bei der Walser Privatbank. das Meinungsforschungsinstitut YouGov befragte im Auftrag der Walser Bank insgesamt 1000 Investoren.
Grundsätzlich ziehen sich Anleger immer mehr in sichere Anlageformen wie Tages- oder Festgeld zurück. Den Umfrageergebnissen zufolge sind das mit 51 Prozent der Stimmen die beliebtesten Anlageprodukte. Angesichts der niedrigen Zinsen drohen da allerdings schnell negative Renditen. „Geld auf dem Bankkonto zu parken, vernichtet auf lange Sicht Vermögen“, sagt Herter.
Die beliebtesten Anlageprodukte
Im Auftrag der österreichischen Walser Bank hat das Meinungsforschungsinstitut YouGov 1000 Anleger nach ihren bevorzugten Anlageformen gefragt. Stand: Oktober 2012.
Spekulative und hochriskante Anlagen wie Optionsscheine schaffen es mit sechs Prozent der Stimmen nur auf den siebten Platz.
Rund elf Prozent der Stimmen bekommen themenorientierte Anlagen wie Zertifikate für Indizes oder einzelne Börsenwerte.
Auf dem fünften Platz landen vermögenserhaltende Anlagen - bei niedrigen Zinsen ist kein Verlust auch ein Erfolg.
Vermögensverwaltende Anlagen wie an der Börse gehandelte Fonds (ETFs) bekommen immerhin 26 Prozent der Stimmen.
Immobilien gehören zu den klaren Favoriten der Anleger. 33 Prozent der Befragten bevorzugen Investments in Betongold.
Gleichauf mit Immobilieninvestments sind Anlagen in Aktien oder anderen Sachwerten wie Gold.
Sicherheit geht vor: Mehr als die Hälfte der Befragten (51 Prozent) bevorzugen Investments in sicherheitsorientierte Anlagen wie Tages- oder Festgeld und festverzinsliche Wertpapiere.
Durch die Flucht in sichere Investments wollten die Anleger ihr Geld schützen, erreichten damit aber das Gegenteil. In sei es in Zeiten von Schuldenkrise und niedrigen Zinsen aber wichtig, den Fokus auf den Erhalt des Geldes zu legen. Sichere und trotzdem gewinnbringende Anlagen sind der Schlüssel zum Erfolg.
Aktien haben es auf den zweiten Platz der Anlage-Beliebtheitsskala geschafft. Die Kurse legten in letzter Zeit kräftig zu, der Dax immerhin um 18 Prozent. Am Markt ließe sich gerade so etwas wie ein „Herdentrieb“ beobachten, sagt Jens Moestrup Rasmussen, Chief Portfolio Manager der dänischen Fondsgesellschaft Sparinvest. Anleger strebten nach vermeintlich „sicheren Häfen“ und das lasse die Kurse der Aktien steigen. Doch obwohl der Kauf von stabilen, dividendenstarken Titeln allerorts als gute Geldanlage angepriesen wird, halten sich offenbar gerade Privatanleger bei Aktieninvestments zurück.
Privatanleger halten sich beim Aktienhandel zurück
Erst am Dienstag musste die Wertpapierhandelsbank Baader einräumen, dass ihr operatives Geschäft nicht gut läuft: Die Zurückhaltung der Anleger sorgte für niedrige Handelsumsätze. "Weiterhin lastet die fehlende politische und wirtschaftliche Lösung der europäischen Staatsschuldenkrise auf den Börsen", erklärte das Management der Bank.
Ähnlich erging er auch dem Online-Broker DAB. Auch hier sanken die für Kunden ausgeführten Wertpapier-Transaktionen im Vergleich zum Vorjahr um fast ein Drittel. Erst wenn Reformen und Hilfen nachhaltige Fortschritte zeigten, sei damit zu rechnen, dass die Anleger zurück an den Markt kämen, sagte DAB-Chef Ernst Huber. Dann sei 2013 wieder mit einem regeren Handel zu rechnen.
Gute Investmentchancen sieht Walser-Experte Herter vor allem bei internationalen Marken wie Coca-Cola. Besonders wichtig ist die Vielfalt im Portfolio. „Aktuell sollte der Anleger international streuen und trotz der instabilen Marktsituation Chancen wahrnehmen“, sagt Herter.
Betongold ist in aller Munde, der Walser-Umfrage zufolge sind Immobilienkäufe bei den Anlegern genauso beliebt wie Aktien. Herter sieht die Flucht in Immobilien für seine Kunden allerdings kritisch. „Die Vermögen finanziell gut ausgestatteter Haushalte bestehen schon zu einem großen Teil aus Immobilienanlagen“, daher sei es kontraproduktiv, zu viel Geld in Immobilien zu stecken. „Wer den schleichenden Vermögensverfall aufhalten will, kommt nicht darum herum, Risiken bei der Geldanlage einzugehen“, sagt Herter.
Mit Material von Reuters.