Anlegerschutz Wie die Regierung den grauen Kapitalmarkt austrocknen will

Nach Skandalen wie Prokon, Infinus oder S&K soll der graue Markt strenger überwacht werden. Was die Pläne taugen - und warum jetzt ein Schlussverkauf droht.

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Vom Wind verweht. Ex-Prokon-Chef Rodbertus konnte Zusagen nicht halten. Quelle: dpa

Na, das klingt doch fantastisch: „Sprudelnde Erfolgsaussichten für das Neue Jahr“, verkündete die Texxol Mineralöl AG gegen Jahresende. „Nach einem erfolgreichen 2014“ habe man schon wieder „ein paar Asse im Ärmel“. Aktuelle Bohrprojekte in Texas liefen hervorragend, die Ergebnisse im Öl- und Gasgeschäft seien „eine Bestätigung der langjährigen Firmenpolitik“.

Und daran will Texxol Anleger teilhaben lassen. Über „stille Beteiligungen“ können sie ihr Geld dem Unternehmen aus dem norddeutschen Buchholz anvertrauen. Wenig vertrauenserweckend sieht allerdings der Jahresabschluss 2013 aus, der seit Ende August im Bundesanzeiger zu finden ist. Demnach ist Texxol – wie in den Vorjahren – „buchmäßig überschuldet“.

Neuer Rückschlag für Solarworld
SolarworldDer Bonner Solarmodulhersteller kommt nach seinem scharfen Kapital- und Schuldenschnitt vom Frühjahr nur langsam wieder in Tritt. Die konzernweite Absatzmenge sei im ersten Halbjahr nach vorläufigen Zahlen zwar um mehr als die Hälfte auf 357 Megawatt gestiegen, teilte Solarworld mit. Hierzu habe aber vor allem das Auslandsgeschäft beigetragen. In Deutschland sei der Markt weiter schwach. Das Umsatzziel für 2014 von mehr als 680 Millionen Euro werde deshalb wahrscheinlich nicht erreicht. In den ersten sechs Monaten wuchs der Konzernumsatz um 13 Prozent auf 228 Millionen Euro, blieb dabei aber leicht unter den Erwartungen des Unternehmens. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie bereinigt um Sondereffekte des internen Umbaus kam Solarworld auf einen leichten Gewinn von einer Million Euro (Vorjahreshalbjahr: -37 Millionen Euro). Ein insgesamt positives operatives Ergebnis erwartet das Unternehmen weiterhin für 2015. Mit der Restrukturierung hatte Solarworld seinen Schuldenberg um mehr als die Hälfte auf 427 Millionen Euro verringert. Dabei mussten Aktionäre und Gläubiger hohe Verluste hinnehmen. Erst vor kurzem hatte sich der Konzern mit einem wichtigen Rohstoff-Lieferanten auf neue Verträge geeinigt - musste im Gegenzug aber viel Geld in den Wind schreiben. Quelle: dpa
Nordex Der Windkraftanlagenbauer Nordex will seine Geschäfte in Südamerika ausbauen. Schon heute verkaufe Nordex vor allem in Uruguay mit einigem Erfolg, sagte Vorstandschef Jürgen Zeschky. Auch in Chile werde Nordex aktiv sein. „Diese Länder haben einen ungestillten Hunger nach Energie und zahlen für Strom aus heimischen Kraftwerken gutes Geld.“ In den USA habe sich Nordex dagegen bescheidene Ziele gesteckt. „Ich würde nicht so weit gehen, diese Strategie "Rosinen picken" zu nennen, aber dem härtesten Wettbewerb gehen wir so aus dem Weg“, sagte Zeschky. Der Umsatzanteil Amerikas liege bei 18 Prozent. Nach einem guten ersten Quartal hatte Nordex seine Prognose für 2014 zuletzt angehoben. Erwartet werden nun ein Auftragseingang von 1,5 bis 1,7 Milliarden Euro und ein Umsatz von 1,5 bis 1,6 Milliarden Euro. Die Ebit-Marge für 2014 - also das Verhältnis von operativem Ergebnis und Umsatz - wird laut Zeschky 4 bis 5 Prozent betragen. Nordex werde sein Werk in Rostock für rund 25 Millionen Euro ausbauen, kündigte Zeschky an. Dort sind etwa 1400 Mitarbeiter beschäftigt. Insgesamt wolle Nordex bis 2016 rund 50 Millionen Euro in seine Kerntechnologie „Rotorblatt“ investieren. Hintergrund sind die größeren Dimensionen der Rotorblätter und zugehörigen Werkzeuge, die den Umbau der bestehenden Produktionshallen notwendig machen. Quelle: dpa
SolarworldDie Sanierung ist planmäßig abgeschlossen, die Verluste sind eingedämmt (auf 427 Mio. Euro) - jetzt müssen nur noch die Umsätze wieder fließen. Der Photovoltaikkonzern Solarworld sieht sich nach dem drastischen Kapital- und Schuldenschnitt wieder gut aufgestellt. „Wir kommen nicht nur in ruhigeres Fahrwasser, wir nehmen auch massiv Fahrt auf“, sagte Konzernchef Frank Asbeck im Mai bei der Hauptversammlung des Unternehmens in Bonn. Solarworld profitiere von dem Einstieg des Emirats Katar sowie von der Übernahme von Fertigungskapazitäten von Bosch in Thüringen. Der Unternehmenschef geht von einem Wachstum des globalen Photovoltaikmarktes aus, mit einem Schwerpunkt in Asien und in den USA. Allein im ersten Quartal seien in den USA fast so viele Neuanlagen installiert worden wie in dem rückläufigen Markt Deutschland für das ganze Jahr 2014 erwartet wird. Quelle: dpa
SMA SolarSchlechter Start ins Jahr 2014: Im ersten Quartal stand beim operativen Ergebnis des Solar-Technikherstellers ein Minus von 22 Millionen Euro in den Büchern - nach einem Verlust von 8 Millionen Euro Anfang 2013. Zudem brach der Umsatz deutlich ein. Grund dafür seien zum einen Unsicherheiten in Europa wegen der Ukraine-Krise, aber auch Projektverschiebungen in Nordamerika und Währungsturbulenzen in Indien, heißt es offiziell von SMA Solar. Auf der Hauptversammlung 2014 wurde beschlossen, für das Geschäftsjahr 2013 keine Dividende auszuschütten. Große Probleme hat das Unternehmen aber schon länger. Der Weltmarktführer bei Photovoltaik-Wechselrichtern hatte 2013 einen Verlust von rund 67 Millionen Euro eingefahren - nach einem Gewinn von 75,1 Millionen Euro 2012. Mit weiteren Sparmaßnahmen will SMA Solar nun wieder in die Gewinnzone zurückkommen. Schon im Jahr 2013 hat der Wechselrichter-Hersteller seine Kosten um 180 bis 200 Millionen Euro gesenkt. Zudem will das Unternehmen in Zukunft neue Märkte erschließen und neue Produkte einführen. „Im besten Fall“, so Vorstandssprecher Pierre-Pascal Urbon, soll 2014 ein Ergebnisplus von 20 Millionen Euro erreicht werden. Ende Mai gab SMA Solar bekannt, das Solar-Wechselrichter-Geschäft vom Mitbewerber Danfoss komplett zu kaufen und eine strategische Partnerschaft anzustreben. Quelle: dpa
SunwaysBeim Fotovoltaik-Unternehmen aus Konstanz läuft seit Ende April das offizielle Insolvenzverfahren. Der Insolvenzverwalter hat damit begonnen, den Konzern zu zerschlagen. Als ersten Schritt zur Liquidierung beantragte Sunways am 19. Mai den Widerruf der Börsenzulassung an der Frankfurter Wertpapierbörse beantragt. Gleichzeitig trat der Vorstandsvorsitzende Hoong Khoeng Cheong zurück. Das Geschäft mit Wechselrichtern und gebäudeintegrierter Photovoltaik hat bereits der chinesische Solarkonzern Shunfeng übernommen. 40 Mitarbeiter können deshalb ihren Arbeitsplatz behalten. Alle anderen hätten ihre Kündigung bereits erhalten, teilte ein Sprecher mit. Ende 2012 waren bei Sunways noch 265 Menschen beschäftigt. Die Aktionäre müssen davon ausgehen, bei der Insolvenz komplett leer auszugehen. Sunways schrieb seit Jahren rote Zahlen und wies hohe Verluste aus. Wie im Mai bekannt wurde, waren die Geschäfte des Unternehmens schon mehrere Monate vor der Zahlungsunfähigkeit fast völlig zum Erliegen gekommen. Bereits 2013 befand sich das Unternehmen einmal in einem vorläufigen Insolvenzverfahren, nachdem mehrere Banken dem Unternehmen Kredite in Millionenhöhe gekündigt hatten. Durch eine Vergleichsvereinbarung wurde das eigentliche Insolvenzverfahren damals jedoch abgewendet. Quelle: dpa
S.A.G. Solarstrom AGDie Solarkrise hat den Anlagenbauer in die Knie gezwungen. Das Unternehmen stellte am 13. Dezember 2013 einen Insolvenzantrag. Die Solarstrom AG kann nach Ansicht des Insolvenzverwalters aber gerettet werden. Mit einer Zerschlagung des Solarunternehmens sei derzeit nicht zu rechnen, teilte eine Firmensprecherin am 16. Mai am Rande einer Gläubigerversammlung mit. Die Sanierung und die Suche nach Investoren laufe positiv und werde fortgeführt, sagte Insolvenzverwalter Jörg Nerlich. Einzelheiten hierzu nannte er nicht. Nerlich erwartet den Angaben zufolge eine Insolvenzquote von rund 50 Prozent. Ob Aktionäre Geld zurück erhalten können, sei aber weiter offen. Das Freiburger Unternehmen mit heute rund 170 Mitarbeitern zählt zu den Pionieren der Solarbranche. Es war 1999 eine der ersten börsennotierten Solarfirmen in Deutschland. Quelle: dpa
ProkonDer Windkraftanlagen-Finanzierer hat im Januar beim Amtsgericht Itzehoe Insolvenz angemeldet. Das Verfahren wurde Anfang Mai eröffnet. Die Zukunft für die insgesamt rund 1300 Beschäftigten ist ungewiss. Gut 75.000 Anleger hatten dem Unternehmen über Genussrechte rund 1,4 Milliarden Euro anvertraut. Sie müssen sich auf schmerzvolle Verluste einstellen. Insolvenzverwalter Dietmar Penzlin schätzt, dass sie zwischen 40 und 70 Prozent ihres investierten Kapitals verlieren werden. Das Geschäftsmodell des von Carsten Rodbertus 1995 gegründeten Windparkbetreibers stand seit langem in der Kritik. Quelle: dpa

Bei Öl- und Gasbohrungen sind anfangs hohe Investitionen nötig, erklärt Texxol-Chef Sönke Harrsen das „schlechte Bilanzbild“. Es gebe aber hohe stille Reserven, ermittelt durch „unabhängige anerkannte Sachverständige“. Bislang seien die „Endauszahlungen an Anleger“ stets erfolgt.

Ein großer Teil steht aber noch aus, da erste Ausschüttungen – je nach Beteiligungsmodell – erst nach fünf bis zwölf Jahren anstehen. Zudem liegt keine geprüfte Leistungsbilanz vor. Die sei „in Arbeit“, sagt Harrsen.

Registriert, nicht überwacht

Anleger müssen dem Unternehmen aus Buchholz einen gehörigen Vertrauensvorschuss gewähren – zumal die Aufsicht BaFin nicht genau hinschaut. Als Anbieter stiller Beteiligungen muss sich Texxol nur registrieren lassen; anders als Banken oder Fonds wird Texxol nicht streng überwacht. Beteiligungsprospekte prüfen die Aufseher nur grob nach formalen Kriterien.

Das Beispiel zeigt: Der graue Kapitalmarkt ist längst nicht ausgetrocknet. Noch immer können Anbieter fast unkontrolliert um Investoren für Immobilienprojekte, Ölbohrungen oder Tropenholz-Plantagen werben. Sicher, darunter sind auch seriöse Konzepte. Aber mangels Kontrolle ist die Gefahr hoch, an Blender oder Betrüger zu geraten. Dabei hatte die Regierung Besserung versprochen: Nach den Graumarkt-Skandalen um den Windparkbetreiber Prokon, den Finanzdienstleister Infinus sowie die Immobiliengruppen S&K und Wölbern sollte das Kontrollnetz engmaschiger werden. Doch Fortschritte können die Koalitionäre bislang nur bei „geschlossenen Fonds“ vorweisen, dem langjährigen Lieblingsvehikel des grauen Kapitalmarkts. Anbieter anderer Anlageformen werden erst später enger an die Kandare genommen – weshalb nun ein Schlussverkauf läuft, weil Anbieter ihre Schäflein ins Trockene bringen wollen. Doch bei welchen Produkten sollten Anleger besonders vorsichtig sein? Und was taugen die Gesetzespläne?

Prokon: Die Sicht der Bafin

Zu den beliebtesten Produkten auf dem grauen Kapitalmarkt gehören – neben stillen Beteiligungen à la Texxol, die keine Anteile am Unternehmen, sondern nur an etwaigen Gewinnen gewähren – Genussrechte à la Prokon. Es handelt sich um einen Mix aus Aktie und Anleihe, bei Pleiten werden Anleger erst nach anderen Gläubigern bedient – wenn Geld übrig ist.

Genauso ist es bei „nachrangigen Darlehen“. Diese sind oft zudem „partiarisch“ – Anleger kassieren also keinen Festzins, sondern nur Gewinnanteile. Falls das Unternehmen Gewinne macht.

Bereits im August 2013 – kurz nach der Regulierung geschlossener Fonds – konstatierte das Bundesfinanzministerium einen „Trend hin zur Nutzung von Nachrangdarlehen als Kapitalanlageangebot gegenüber Kleinanlegern“. Kein Wunder: Anders als bei stillen Beteiligungen und Genussrechten ist hier bislang nicht mal ein Prospekt nach den BaFin-Mindestkriterien vorgeschrieben.

Die wichtigsten Export- und Importländer von Erdöl
Nigerianische Arbeiter an einer Öl-Leitung Quelle: dpa
Rang 5: Vereinigte Arabische EmirateExport: 120,6 Millionen Tonnen Anteil an Gesamtexporten: 5,8 Prozent Quelle: AP
Rang 4: IrakExport: 120,7 Millionen Tonnen Anteil an den Gesamtexporten: 5,8 Prozent Quelle: dapd
Rang 3: KanadaExport: 128,0 Millionen Tonnen Anteil am Gesamtexport: 6,1 Prozent Quelle: REUTERS
Rang 2: RusslandExport: 239,4 Millionen Tonnen Anteil an Gesamtexporten: 11,4 Prozent Quelle: dpa
Rang 1: Saudi-ArabienExport: 375,5 Millionen Tonnen Anteil am Gesamtexport: 17,9 Prozent Quelle: dpa
Die größten ÖlimporteureRang 6: DeutschlandImport: 93,4 Millionen Tonnen Anteil an den globalen Importen: 4,3 Prozent Quelle: dpa

Vermittlerliebling Graumarkt

Unter Finanzvermittlern sind Graumarktprodukte beliebt, weil der Aufwand deutlich geringer ist als bei regulierten Produkten. „Vermittler müssen bisher keine Beratungsprotokolle ausfüllen und nach aktueller Rechtsprechung auch nicht gesondert über ihre Provision aufklären“, sagt Udo Brinkmöller, Partner der Kanzlei BMS
Rechtsanwälte in Düsseldorf. Außerdem müssen sie ihre „Sachkunde“ nicht nachweisen.

Nachschub für Vermittler gab’s reichlich: Laut einer Umfrage der Ratingagentur Dextro planten allein die etablierten deutschen Emissionshäuser, die ansonsten vor allem geschlossene Fonds auflegen, für das zweite Halbjahr 2014 Graumarkt-Offerten von 106,8 Millionen Euro.

Verkaufsbroschüre ohne Wertpapierprospekt

Wer sucht, wird schnell fündig – etwa bei Nachrangdarlehen, über die Anleger in verschiedene Bereiche wie Start-ups, Immobilienprojekte und sogar Fußballspieler investieren können. So verspricht das „Hanseatische Fußball Kontor“ bis zu 9,74 Prozent Zinsen mit „Spieler-Transferrechten“, die „aufgrund der hohen Wechselhäufigkeit insbesondere junger Spieler extrem hohe Renditechancen bei sehr kurzer Laufzeit“ böten. Klingt gut. Der Beleg steht noch aus: Der Verkauf der Papiere mit einem bis fünf Jahren Laufzeit begann im August; Ausschüttungen soll es erst am Laufzeitende geben. Im Internet finden Interessenten eine „Verkaufsbroschüre“, aber keinen Wertpapierprospekt. Der ist bei Nachrangdarlehen nicht vorgeschrieben.

Die neue Macht der BaFin

Das soll sich bald ändern – mit dem „Kleinanlegerschutzgesetz“, das im November vom Bundeskabinett verabschiedet wurde und in einigen Monaten in Kraft treten soll. Wann genau, steht noch nicht fest.

Welchen Staaten der niedrige Ölpreis besonders schadet
Erdölförderung Quelle: dpa
Ölförderung in Saudi-Arabien Quelle: REUTERS
Ölförderung in Russland Quelle: REUTERS
Oman Ölpreis Quelle: Richard Bartz - eigenes Werk. Lizenziert unter Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 über Wikimedia Commons
Öl-Leitung im Niger-Delta Quelle: dpa
Ölförderpumpe in Bahrain Quelle: AP
Venezuela Ölförderung Quelle: REUTERS

Laut Entwurf soll die Prospektpflicht ausgeweitet werden. Anbieter sollen zudem künftig auch mehr Infos über sich, ihren Markt und ihr Geschäftsmodell liefern. Und die BaFin soll nicht nur prüfen, ob die Angaben vollständig und widerspruchsfrei sind, sondern auch, ob das Geschäftsmodell langfristig tragfähig scheint.

Bei Ungereimtheiten können die Aufseher Sonderprüfungen anordnen oder Produkte verbieten. Zudem ist Werbung für Finanzprodukte „im öffentlichen Raum“ – etwa in Bus und Bahn – laut Entwurf künftig verboten. Anzeigen in Printmedien sind nur mit Hinweis auf Verlustrisiken erlaubt.

Welchen Staaten der niedrige Ölpreis besonders schadet
Erdölförderung Quelle: dpa
Ölförderung in Saudi-Arabien Quelle: REUTERS
Ölförderung in Russland Quelle: REUTERS
Oman Ölpreis Quelle: Richard Bartz - eigenes Werk. Lizenziert unter Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 über Wikimedia Commons
Öl-Leitung im Niger-Delta Quelle: dpa
Ölförderpumpe in Bahrain Quelle: AP
Venezuela Ölförderung Quelle: REUTERS

Experten sehen einen Schritt in die richtige Richtung – mehr aber auch nicht. „Endlich wird explizit festgeschrieben, dass die BaFin den Verbraucherinteressen verpflichtet ist“, lobt Julius Reiter von der Kanzlei Baum Reiter & Collegen. Damit könne sie sich nicht mehr – wie bei einigen Skandalen der vergangenen Jahre – darauf berufen, nicht zuständig zu sein. Ob aber Wille und Ressourcen vorhanden sind, tatsächlich genau hinzusehen und streng zu sanktionieren? „Nach den Erfahrungen der letzten Jahre bin ich da nicht übermäßig optimistisch“, sagt Reiter.

Auch BMS-Anwalt Brinkmöller ist skeptisch, gerade was die Prospektprüfung angeht. Für clevere Anbieter sei es „keine große Herausforderung“, die Prospekte so zu verfassen, dass die BaFin sie durchwinkt. Seine Vermutung: Die Regierung hat auf detailliertere Vorgaben verzichtet, damit Anleger die BaFin im Schadensfall nicht in Haftung nehmen können.

Lücken bei Direktinvestments

Außerdem bleibt einiges unreguliert. Zum Beispiel beim „Crowdinvesting“, bei dem Anleger via Internet in junge Unternehmen investieren – oft über partiarische und nachrangige Darlehen. Um Firmengründern den Zugang zur „Crowd“ nicht zu verbauen, müssen sie keinen Prospekt veröffentlichen, wenn sie maximal eine Million Euro – und 10 000 Euro pro Person – einsammeln. Ab 1000 Euro Investition müssen Anleger aber in einer „Selbstauskunft“ erklären, dass sie über 100 000 Euro Vermögen verfügen oder maximal ihr doppeltes Monats-Nettoeinkommen investieren.

Komplett ausgenommen bleiben „Direktinvestments“, bei denen Anleger ohne Umweg über Finanzprodukte Gegenstände kaufen. Für diese Direktinvestments sei die BaFin gemäß Gesetzentwurf auch in Zukunft nicht zuständig, erklärt Anwalt Brinkmöller. Anleger müssen hier also eine gehörige Portion Vertrauen mitbringen.

Ein großes Rad bei Direktinvestments drehen derzeit Firmen wie P&R, Magellan oder Solvium, über die Anleger Container kaufen und vermieten. Mehr als eine Milliarde Euro pro Jahr fließt schon jetzt in dieses Segment – Tendenz steigend.

Angesichts der Regulierung dürften mehr Anbieter auf Direktinvestments umsteigen. Anleger würden sich dann zum Beispiel nicht an Förderprojekten beteiligen, sondern Geräte zur Ölförderung kaufen und vermieten.

Unseriöse Anbieter und Vermittler dürften sich auch verstärkt dem Wohnungsmarkt zuwenden. „Für Immobilienverkäufer ist die BaFin ebenfalls nicht zuständig“, sagt Anwalt Brinkmöller. Eine Folge der Regulierung könnte somit eine neue Welle von Schrottimmobilien sein, die Kleinverdienern mithilfe überzogener Prognosen angedreht werden.

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