Anleihe Anlegerfalle in der Backstube

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Ein Hauch von Griechenland

Bäckerei-Generalbevollmächtigter Kay Hafner, Gesellschafter Alexander und Georg Heberer (von links)

Ein Hauch von Griechenland weht deshalb durch die Backstube. Rund 33 Millionen Euro Schulden lasten wie ein Mühlstein auf der Bäckerei: Sie steht mit über 76 Prozent ihres Gesamtvermögens in der Kreide. So scheint klar: Die „Jubiläumsanleihe“ haben die Feinbäcker nicht wegen ihres 120. Geburtstages, sondern aus Geldmangel aufgelegt. Sie versuchen sich mit den Papieren selbst ein Rettungspaket zu backen.

Denn die Feinbäckerei ist finanziell angeschlagen, folgt man den Wirtschaftsprüfern, die Heberer bereits 2010 die gelbe Karte zeigten: „Zur Aufrechterhaltung der Zahlungsfähigkeit ist es für die Gesellschaft auch über 2011 hinaus erforderlich, auf ausreichende Finanzmittel zugreifen zu können.“ Schon 2009 hatten die Prüfer angemerkt, dass „die Fortführung des Unternehmens von weiteren Kapitalmaßnahmen abhängig“ sei. Genau die unternimmt die Feinbäckerei nun, stützt sich für frisches Geld aber nicht mehr wie bisher auf die Banken, sondern pumpt sich mit der „Jubiläumsanleihe“ jetzt lieber Geld bei ihren Kunden.

Kredittilgung ausgesetzt

Denn die Geldhäuser wissen längst, dass es um die Feinbäckerei nicht gut steht. Schon im März 2010 mussten die Feinbäcker um eine Aussetzung der Tilgung bitten, die Banken stellten ihre Darlehen bis Ende 2011 fällig. Im Juni 2011 gewährten sie dann doch noch einen weiteren Zahlungsaufschub: 8,5 Millionen Euro müssen die Bäcker nun bis Dezember 2013 begleichen. Die Mühlheimer wollen Mitte 2013 über eine Anschlussfinanzierung verhandeln. Die Feinbäckerei geht nach eigenen Angaben von einer Verlängerung der Kreditlinien aus. Wen wundert’s.

Doch wenn ihre Geschäfte einbrechen und bestimmte Finanzzahlen nicht erreicht werden sollten, können die Banken die Kredite noch vor 2013 kündigen. Das könne „unmittelbar bestandsgefährdend“ sein, heißt es im Prospekt. Anleger müssten damit rechnen, „dass sie mit ihren Ansprüchen aus der Inhaber-Schuldverschreibung ausfallen“. Man sei „jederzeit in der Lage, Verbindlichkeiten zu tilgen“ und auf dem Weg, die von den Banken geforderten Kennziffern einzuhalten, so eine von der Feinbäckerei eingeschaltete Agentur gegenüber der WirtschaftsWoche.

Nicht zum Börsenhandel zulassen

Sollten die Bäcker aber nicht wie geplant ihre Schulden bedienen und ihre Kredite verlängern können, droht ihnen möglicherweise schon im Jahresverlauf 2013 die Pleite – und Brötchenanlegern der Totalverlust: Die „Jubiläumsanleihe“ läuft bis 2016. „Im Falle der Insolvenz besteht das Risiko, dass andere Verbindlichkeiten vorrangig zu befriedigen sind“, heißt es dazu im Prospekt. Denn die Schuldverschreibungen sind nur mit dem guten Wort der Mühlheimer Bäcker besichert – und die gesetzliche Einlagensicherung greift nicht wie bei Anleihen üblich.

Käufer der Jubiläumsanleihe sind zudem gefangen in der Backstube. Die Mühlheimer wollen die Anleihe nicht zum Börsenhandel zulassen – sie dürfte daher nur mit großem Verlust oder gar nicht weiterzuverkaufen sein. Viele Anleger würden das aber wohl erst merken, wenn bei der Feinbäckerei der Ofen ausgehen sollte.

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