Anleihen Gläubiger haben Sicherheiten, Sparer gehen leer aus

Seite 2/5

Der Steuerzahler als Retter

Die wichtigsten Fakten zum Tagesgeld
Tagesgeld gehört bei deutschen Sparern zu einer der beliebtesten Geldanlagen, schließlich gilt es als eine der sichersten Formen des Sparens. Gleichzeitig bleiben die Sparer flexibel, das Geld ist täglich verfügbar. Das ist gerade für jüngere Anleger ein entscheidender Vorteil. Drohen einmal unvorhergesehene hohe Ausgaben, kann auf die Reserven auf dem Tagesgeldkonto zugegriffen werden. Quelle: gms
Einen Haken gibt es allerdings, denn die Sicherheit des Tagesgeldkontos hat für Anleger ihren Preis. Die Zinsen sind immer weiter gesunken, zieht man die aktuelle Preissteigerung ab, bleiben für Anleger kaum Zinserträge übrig. Im Gegenteil, bei einigen Anbietern sind nach inflationsbereinigt sogar Verluste möglich. Quelle: dpa
Am Markt wimmelt es an Angeboten für Tagesgeldkonten. Mit Hilfe eines Tagesgeldrechners lassen sich die Angebote am besten miteinander vergleichen. Rechner wie der von WirtschaftsWoche Online zeigen nicht nur die besten Angebote für Neukunden, sondern auch für Kunden, die bereits ein Konto bei der jeweiligen Bank haben. Quelle: dpa
Aktuell bietet RaboDirect, die Direktbanktochter der niederländischen Rabobank, mit 1,85 Prozent die höchsten Zinsen für Bestandskunden mit einer Anlagesumme von 10.000 Euro. Für dreimonatige Einlagen in Höhe von 10.000 Euro zahlt die Bank also rund 46 Euro Zinsen und ist damit Spitzenreiter. Quelle: REUTERS
Etwas besser sieht es für Neukunden aus. Hier zahlt Wüstenrot immerhin zwei Prozent Zinsen auf die Einlagen der Sparer. Normalerweise liegen die Zinssätze für Neukunden etwas über denen für Bestandskunden. So soll den Verbrauchern die Eröffnung eines neuen Kontos schmackhaft gemacht werden. Von diesem Neukundenbonus sollten Anleger sich aber nicht blenden lassen, denn nach den ersten Monaten fällt der erzielte Zins normalerweise auf das Niveau der Bestandskunden zurück. Einziger Ausweg: Der erneute Wechsel des Anbieters. Quelle: dpa
Neben der RaboDirect bietet auch die Renault Bank einen Zinssatz von 1,85 Prozent. Erst seit wenigen Tagen bietet die Hausbank des französischen Autoherstellers über ihre deutsche Zweigstelle ein Tagesgeldkonto an. Auch andere Auto-Banken sind auf dem Markt aktiv, beispielsweise die VW-Bank oder die Hausbank von BMW. Quelle: REUTERS
Insgesamt sind auf dem Markt für Tagesgeldkonten viele Auslandsbanken aktiv. Dazu gehören neben der niederländischen ING DiBa auch die Bank of Scotland oder die ebenfalls aus den Niederlanden stammende Moneyou. Die ausländischen Banken bieten in der Regel vergleichsweise hohe Zinsen. Sie sammeln das Geld der deutschen Sparer ein und nutzen es dann zur Refinanzierung. Quelle: dpa

Hinzu kommt, dass die Geldhäuser generell dazu übergehen, Anleihen mit Pfand auszustatten. So brachte vor knapp zwei Wochen die Commerzbank ein Papier auf den Markt, das als Sicherheit Forderungen an Mittelständler beinhaltet.

Weil die Gläubiger so weniger Risiko tragen, verzichten sie auf einen Teil des Zinses: Statt der für unbesicherte Anleihen üblichen 1,9 Prozent an jährlichem Zins muss die Commerzbank nur 1,5 Prozent an Investoren zahlen. Bei der 500 Millionen Euro schweren Anleihe spart sie so zwei Millionen Euro pro Jahr.

Die Endloshausse bei als sicher geltenden Staatspapieren hat die Zinsen auf Tiefstniveau gedrückt und auch Unternehmensanleihen werfen kaum mehr etwas ab (Klicken Sie für eine detaillierte Ansicht bitte auf die Grafik)

Je mehr Forderungen die Banken jedoch an Anleihegläubiger oder die EZB als Sicherheit abtreten, desto weniger Masse steht im Pleitefall Tages- und Festgeldsparern zu. „In Skandinavien läuft bereits eine Diskussion darüber, wie viel Vermögensansprüche Banken verbriefen dürfen“, sagt Sebastian Sachs, Analyst für Bankpapiere beim Bankhaus Metzler. Je mehr an Sicherheiten aus den Bankbilanzen heraus verpfändet sind, desto weniger investieren Sparer in Substanz. Letztlich müssen sie darauf vertrauen, dass der Steuerzahler als letzter Retter ihrer Konten einspringt.

Im Pleitefall soll zwar für Tagesgelder und Sparguthaben zunächst die Einlagensicherung der Banken einspringen. Die aber wäre schon mit Rettung eines mittelgroßen Geldhauses überfordert.

Hilflose Anleger

Es mutet dann schon wie ein schlechter Scherz an, dass ausgerechnet die bereits von Steuerzahlergeldern gerettete Düsseldorfer IKB, die heute zu 91,5 Prozent im Besitz des Finanzinvestors J.C. Flowers ist, auf Tagesgeld ein Prozent bietet – deutlich mehr als die gemeine Sparkasse oder Volksbank um die Ecke. Mehr Zins bieten häufig auch ausländische Institute – weil das Risiko eines Verlustes höher ist und Einlagen im Ausland weniger geschützt sein könnten. So soll es laut „Handelsblatt“ zur Rettung des maroden zypriotischen Bankensektors in „Verhandlungskreisen“ Überlegungen geben, Teile von Sparguthaben von Ausländern zur Rettung der Banken heranzuziehen. In diesem Fall zielten die Überlegungen wohl auf Schwarzgeld reicher Russen. Deutsche Anleger sollten sich aber nicht in Sicherheit wiegen: Im Zweifel sind Politikern die Gelder der eigenen Wähler immer wichtiger als die von Ausländern. Sich dagegen zu wehren hilft oft nicht.

So hat beispielsweise Island erst Ende Januar vor dem Gerichtshof der Europäischen Freihandelszone Efta im Rechtsstreit um Entschädigung ausländischer Sparer gesiegt. Die Isländer hatten dem Urteil nach nicht gegen geltendes Recht verstoßen, als sie sich nach der Pleite der Online-Bank Icesave im Herbst 2008 weigerten, britische und niederländische Sparer zu entschädigen. Eine gute Alternative zu manchem ausländischen Institut mit verlockenden Angeboten sind Festgeldkonten bei deutschen Baugenossenschaften.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%