Anleihen Gläubiger haben Sicherheiten, Sparer gehen leer aus

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Neue Risiken für Staatspapiere

Mit diesen Papieren sind rund 14 Prozent Rendite möglich

Doch nicht nur die Sicherheit von kurzfristigen Geldern verschlechtert sich sukzessive. Zulasten der privaten Anleger gehen auch neue Klauseln bei Euro-Staatsanleihen. Denn für alle seit dem 1. Januar neu herausgegebenen Papiere mit einer Laufzeit von mehr als einem Jahr gilt, dass im Fall eines Staatsbankrotts eine anschließende Umschuldung mit einer Mehrheit von 75 Prozent der Gläubiger beschlossen werden kann. Die Umschuldung – also letztlich der Verzicht auf Geld – ist dann für alle Anleiheinhaber verbindlich.

Bisher mussten betroffene Staaten sich mit allen Gläubigern einigen. Bei der Umschuldung Griechenlands vor einem Jahr wurde diese Regel allerdings de facto schon ausgehebelt. Über 1000 deutsche Privatanleger, die dem Schuldenschnitt Athens nicht zugestimmt hatten, klagen deshalb jetzt gegen ihre Enteignung – ein mühsamer Weg, aber immerhin eine Rest-Chance, doch noch Geld zu sehen.

Bei neuen Papieren wäre der Weg vor Gericht künftig immer verschlossen, wenn sich drei Viertel der Gläubiger einig sind. Für Privatanleger kann das fatal sein. Denn Großinvestoren wie Hedgefonds können sich über Wetten auf sinkende Kurse an Terminbörsen schon so positioniert haben, dass sie bei einem Schuldenschnitt mehr gewinnen, als sie über ihre noch gehaltenen Anleihen verlieren. Privatanleger sitzen dann plötzlich in einem Boot mit Großinvestoren, die ganz andere Interessen haben, seit Neuestem aber über ihre Köpfe hinweg entscheiden können. Euro-Staatsanleihen verlieren damit einen Vorteil, den sie gegenüber Anleihen von Unternehmen bis vor Kurzem hatten. Bei denen droht dem einzelnen Anleger generell, dass er nach einer Pleite auf Großinvestoren trifft, die nicht zwangsläufig erreichen wollen, dass die Anleihe zurückgezahlt wird. Großanleger haben zum Beispiel schon mehrfach Unternehmen gekapert, indem sie die notleidenden Anleihen in Anteile am Unternehmen tauschten. Üblicherweise ist eine solche Aktion aber nicht im Sinne eines Privatsparers.

Wer eine Rendite oberhalb der Inflationsrate von zuletzt 1,5 Prozent und einigermaßen überschaubarer Sicherheit sucht, kommt an Unternehmensanleihen dennoch nicht vorbei. Anleger können über einen überschaubaren Zeitraum vier Prozent Rendite vor Steuern erzielen.

Allerdings müssen sie auch Papiere beimischen, die eher riskant sind. Deshalb gilt: „Je breiter die Streuung, desto leichter kann ich es verkraften, wenn ein Papier auch mal nicht oder nur zu einem geringen Wert zurückgezahlt wird“, sagt Allan Valentiner, Geschäftsführer des Anleihespezialisten Johannes Führ Asset Management.

Ein Depot aus 15 Anleihen etwa, die im Durchschnitt nach 33 Monaten fällig werden, würde auch zwei Totalausfälle verkraften, bevor es insgesamt über die Gesamtlaufzeit der Papiere in die Verlustzone rutscht (siehe Bildergalerie). Bei drei Pleiten würde sich ein Verlust von verkraftbaren sechs Prozent ergeben, erst ab vier Totalverlusten rutscht das Anleihedepot schmerzhaft ins Minus.

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