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Anselm Grün „Gott sei Dank habe ich bei der Blase nicht mitgemacht“

Pater Anselm Grün ist oberster Geldverwalter eines Klosters bei Würzburg. Aktien betrachtet er als reale Geldanlage, obwohl er mit Investments auch schon Geld verloren hat. Welchen Anlagestil der Geistliche pflegt.

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Pater Anselm Grün ist im Jahr 1974 in den Benediktinerorden eingetreten. Quelle: Bert Bostelmann für Handelsblatt

Sie haben in Griechenland-Anleihen investiert, als bereits offensichtlich war, dass es dem Land finanziell sehr schlechtging. Warum?

Anselm Grün: Ich habe vor gut einem Jahr, als der erste Rettungsschirm gestanden hat, auf Anraten eines Bankers eine kleine Summe dort investiert. Aber ich merke, man kann sich anscheinend auf nichts mehr verlassen. Das gilt übrigens für das ganze Geldgeschäft: Es gibt keine Garantien mehr. Deswegen favorisiere ich inzwischen Aktien gegenüber Anleihen.

Nun hätte man das in Griechenland auch schon vor einem Jahr sehen können. Einem hohen Risiko stand damals die Aussicht auf eine hohe Rendite gegenüber.

Damals, nach dem ersten Rettungsschirm, hat mir mein Bankberater gesagt, dass die Anlage bis Ende 2013 sicher ist. Es war zum Glück keine große Summe. Spanien-, Irland- oder Portugal-Anleihen habe ich aber nicht gekauft.

Wenn Sie jetzt mehr in Aktien machen, müssten Sie überzeugt sein, dass sich der gute Jahresauftakt fortsetzt. Ist das so?

Aktien sind etwas Reales. Das unterscheidet Unternehmen vom Staat. Dort spielt die Politik eine große Rolle, was für Anleger viel schwieriger einzuschätzen ist. Große, solide Firmen bieten dagegen viel mehr Kontinuität. Wichtig ist mir, dass ich jetzt mehr streue als früher. Was ich nie kaufe, sind konstruierte Produkte. Auch Bonuszertifikate kaufe ich keine mehr. Auf alles, was von Banken ausgedacht ist, verzichte ich.

Sprechen Sie da aus Erfahrungen der Vergangenheit?

Ich habe im ersten Jahr damit gut verdient. Aber man muss genau hinsehen, welchen Hebel, welches Aufgeld die haben. Sie sind beispielsweise nur dann interessant, wenn sie überhaupt kein Aufgeld haben. Inzwischen weiß ich, da verdienen immer nur die Banken.

Nun machen Sie die Arbeit als Cellerar, also als oberster Geldverwalter, des Klosters Münsterschwarzach schon seit mehr als drei Jahrzehnten. Haben Sie im vergangenen Jahrzehnt mehr Erfahrungen gemacht als in der Zeit davor?

In den Jahrzehnten davor war es im Vergleich dazu geradezu ruhig. Gott sei Dank habe ich aber bei der Blase am Neuen Markt nicht mitgemacht. Die Krisen 2001 und dann 2008 waren aber in vielen Bereichen vorauszusehen.

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