Ansturm auf neue Fünf-Euro-Münze "Nehmen Sie die Brille ab und stellen Sie sich nochmal an"

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Sammelwütige mit Freunden und Familienmitgliedern

„Dass alle, die hierher kommen, nur eine Münze erhalten – selbst wenn sie extra eine lange Anreise auf sich genommen haben -  führt auch immer wieder zu Beschwerden“, erklärt Irmscher. Gelegentlich müsse dann der Sicherheitsdienst freundlich aber bestimmt für Ruhe sorgen. „Sogar Bundesbankpräsident Jens Weidmann bekommt deshalb mitunter erboste Mails von Kunden“, berichtet der Bundesbanker.

Dennoch läuft an diesem Tag zunächst alles friedlich ab. Nur die schwarzen Schafe geraten in den Fokus der Sicherheitsleute. „Guck mal der da, mit dem Käppi“, deutet ein Schalterbeamter dem Security-Mitarbeiter neben ihm, kurz bevor ich am Ausgabeschalter ankomme. „Der hat sich schon zum dritten Mal angestellt. Denn kannst Du mal rausschicken.“ Der grauhaarige Herr mit Baseball-Cap verlässt kurz darauf mit Unschuldsmiene, aber sichtbar enttäuscht den Schalterraum.


Die Welt in Blau und Silber
Am 14. April 2016 erscheint die erste deutsche Fünf-Euro-Münze "Planet Erde". Die Euro-Version des "Heiermanns" ist anerkanntes Zahlungsmittel, dürfte aber vor allem für Sammler interessant sein. Quelle: dpa
Die neue Münze soll nicht den Fünf-Euro-Schein ersetzen. Quelle: dpa
Die Erde mit Blauschimmer: Eine Seite der Münze zeigt eine stilisierte Ansicht der Erde, umgeben von den Planeten unseres Sonnensystems. Quelle: BADV/Agentur: leadcom.de
Der Entwurf des Bundesadlers basiert auf einer Vorlage der Designerin Alina Hoyer aus Berlin. Quelle: BADV/Agentur: leadcom.de
Besonders ist zweifelsfrei der lichtdurchlässige Ring aus Polymer, einem Spezialkunststoff. In den Kunststoffring sind kleine Kristalle eingearbeitet, die für mehr Leuchtkraft sorgen sollen. Quelle: BADV/Agentur: leadcom.de
Mit Hintergrundlicht leuchtet der integrierte Kunststoffstreifen in hellem Blau. Quelle: BADV/Agentur: leadcom.de
Die Randschrift der Münze lautet "Blauer Planet Erde". Quelle: BADV/Agentur: leadcom.de


Andere Sammelwütige rücken gleich mit Freunden oder Familienmitgliedern an, um sich mehrere Exemplare des Fünfers zu sichern. „Ich habe von der ersten, blauen Münze schon fünf Stück, aus jeder Prägeanstalt eine“, sagt etwa ein Mann um die 30 beim Verlassen der Bank. „Von der neuen Münze muss ich jetzt durch Handel und Tausch noch die übrigen vier Prägungen suchen.“

Das könnte aber teuer werden. Im Ebay-Handel wechseln die gewöhnlichen Stempelglanzexemplare erst ab 30 Euro den Besitzer, Spiegelglanzqualität – auch als polierte Platte bezeichnet – ist da schon leicht doppelt zu teuer. Die VfS hatte sie noch für knapp 16 Euro das Stück angeboten, ist jetzt aber ausverkauft.

Zumindest ist die Gefahr, im Handel ein gefälschtes Fünf-Euro-Stück angedreht zu bekommen, dank des sehr schwer fälschbaren Kunststoffrings nicht sehr groß.

Die ausgeprägte Sammelwut ist auch der Grund, warum die neuen Fünf-Euro-Münzen so gut wie nie im Portemonnaie oder der Ladenkasse auftauchen. Wer eine hat, gibt sie nicht her, es sei denn bekommt viel Geld oder einen andere Rarität dafür. Dennoch ist die Münze offizielles und gesetzliches Zahlungsmittel in Deutschland. Banken und Händler müssen die Münze akzeptieren – allerdings nur zum Nennwert von fünf Euro.

"Würden Sie mehr als fünf Euro für die Münze bezahlen?“, frage ich einen älteren Herrn, der sich gerade ein Exemplar für seine Sammlung geholt hat. „Einen Euro würde ich noch draufzahlen, aber nicht zehn“, sagt er. „Und wenn Sie schon eine haben: Nehmen Sie die Brille ab und stellen Sie sich nochmal an. Habe ich auch so gemacht“, schiebt er hinterher, bevor er sichtlich zufrieden von dannen zieht.

Ich halte es lieber wie ein anderer Herr, den ich vor der Bundesbank treffe. „Ich habe keine Sammlung“, sagt der. „Die verschenke ich zum Geburtstag.“ Mehr als eine braucht man dafür nicht.

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