Argor Heraeus Schweizer Raffinerie soll Blutgold besitzen

Seit 1960 herrscht quasi ununterbrochen Krieg im Kongo. Gerade erst hat die Miliz M23 die blutigen Kämpfe in dem afrikanischen Land eingestellt. Doch scheinbar hat der Westen von den Auseinandersetzungen profitiert: Eine Schweizer Goldschmelze soll sich dort bereichert haben.

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Die Schweizer Goldraffinerie Argor-Heraeus muss sich erneut Vorwürfe gefallen lassen, Blutgold aus dem Kongo gewaschen zu haben. Quelle: REUTERS

Nach eineinhalb Jahren blutiger Kämpfe hat die Armee der Demokratischen Republik Kongo die Rebellen der berüchtigten M23-Bewegung besiegt. Die Miliz gestand ihre Niederlage ein. „Wir haben beschlossen, unsere Rebellion zu beenden und auf rein politischer Ebene weiter nach Lösungen zu suchen“, hieß es in einer von M23-Präsident Bertrand Bisimwa unterzeichneten Mitteilung. Die Gewalt im rohstoffreichen Osten des riesigen Landes hatte mehr als 100.000 Menschen in die Flucht geschlagen.

Von diesen Kämpfen und Auseinandersetzungen hat der Westen aber offenbar profitiert und mit Gold und Diamanten aus dem Krisengebiet gehandelt. Gold beziehungsweise Rohstoffe im Allgemeinen dienten den Milizen im Kongo zur Finanzierung ihrer Waffendeals. Die UN versuchen seit Jahren, den Handel mit dem so genannten Blutgold zu verhindern. Wer mit Gold handelt, dessen Erlös in Kriegskassen fließt, macht sich strafbar (Uno-Sicherheitsratsresolution Nr. 1457). Demnach darf niemand den bewaffneten Gruppen im Kongo direkte oder indirekte Unterstützung zukommen lassen, was eine finanzielle Unterstützung durch den Goldhandel miteinschließt (Resolution Nr. 1493, Art. 18). Trotzdem berichtet beispielsweise das Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO), dass seit Jahren regelmäßig versucht wird, Gold aus Kriegsländern wie dem Kongo in die Schweiz zu bringen. Der Rohstoff soll dann in der Schweiz zu Barren gegossen und so gewaschen werden.

So warf eine Uno-Expertengruppe am 27. Januar 2006 der Schweizer Goldschmelze Argor Heraeus vor, das Embargo gebrochen und den Konflikt in Kongo damit mitfinanziert zu haben. Die Vorwürfe konnten damals entkräftet werden. Trotzdem sei das Unternehmen vorsichtiger geworden, wie der Raffinerie-Direktor Erhard Oberli 2009 in einem Interview sagte. "Wir lehnen immer wieder Angebote ab", so Oberli gegenüber den "Welt-Sichten". Das Risiko läge aber immer bei der Raffinerie. Dementsprechend empfiehlt SECO, bei Rohstoffen aus Krisengebieten genau zu klären, wem die Minen gehören, aus denen Gold und Edelsteine stammen.

Nun wird das Unternehmen erneut von den Vorwürfen eingeholt: Die Schweizerische Gesellschaft für Völkerstrafrecht (Trial) hat gegen die Goldraffinerie bei der Bundesanwaltschaft eine Strafanzeige eingereicht. Der Vorwurf: Die Argor-Heraeus SA soll zwischen 2004 und 2005 drei Tonnen Gold raffiniert haben, dass aus unsicheren Quellen in der Demokratischen Republik Kongo stammt. Wenn sich der Verdacht bestätigt, drohen den Verantwortlichen der Goldschmelze empfindliche Strafen.

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