Aus Sicherheitsgründen Sparkassen ändern Ablauf beim Geldabheben

Sparkassen: Prozess des Geldabhebens ändert sich Quelle: dpa

Der Gang zum Geldautomaten ist für die meisten Bankkunden Routine. Doch Kunden der Sparkassen müssen sich auf eine Änderung einstellen, die viele Banken schon vollzogen haben. Grund sind Sicherheitsbedenken.

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Wer in diesem Sommer gewohnheitsmäßig am Geldautomaten seine Pin eingibt, erlebt bei den Sparkassen eine Überraschung: Sie haben die Reihenfolge beim Geldabheben geändert. Bislang war es bei den meisten Banken und Sparkassen üblich, den Kunden erst nach seinem Pin-Code und dann nach der Abhebesumme zu fragen. Doch jetzt muss der Kunde immer öfter zunächst die gewünschte Summe eingeben.

So etwa bei Deutschlands Sparkassen. Alle ihre Geldautomaten bundesweit bekommen in diesem Sommer eine neue Software, wie ein Sprecher auf Anfrage der WirtschaftsWoche erklärt. Ist die aufgespielt, ändert sich der Ablauf beim Geldabheben.

Auch die meisten Banken haben ihre Automaten in den vergangenen Jahren umgestellt, wie sie auf Anfrage der WirtschaftsWoche bestätigen. So müssen Kunden der Deutschen Bank seit Mitte 2015 erst den Betrag eingeben. Die Postbank hat ihr System 2012 umgestellt, die Commerzbank nach eigenen Angaben sogar noch eher. Anna van Dülmen vom Bundesverband deutscher Banken spricht von einem „laufenden Prozess, in dem die Bedienung und Sicherheit der Automaten stetig verbessert werden“. Lediglich die Volksbanken Raiffeisenbanken halten an der alten Reihenfolge fest.

Grund für die Wechsel sind nach Angaben der Banken Sicherheitsbedenken. „Mit der Eingabe der Pin ist der Geldautomat freigeschaltet“, erklärt ein Sparkassen-Sprecher. „Wenn es dann zu einem Handgemenge kommt, kann der Dieb selbst einen – möglichst hohen – Betrag eingeben.“

Wie Iris Laduch-Reichelt von der Postbank berichtet, kam diese „neue Masche an Trickdiebstählen“ bei ihnen 2012 auf: „Die Täter lenkten die Kunden ab, erhöhten den Auszahlungswunsch auf den Maximalbetrag und entnahmen am Ende selbst das Geld, während sie den Kunden ein weiteres Mal ablenkten.“ Im November 2012 stellten sie deshalb das Abhebeverfahren um, sagt Laduch-Reichelt. „Seitdem hat die Postbank keine weiteren erfolgreichen Betrugsversuche mehr registriert.“

Die Polizei zeigt sich indes wenig beeindruckt vom Sicherheits-Vorstoß der Geldinstitute. Es sei zwar vorher für Diebe theoretisch möglich gewesen, den Abhebebetrag nach Eingabe des Pin-Codes noch zu ändern. Das mache aber nur „bedingt Sinn“ sagt Viktoria Jerke von der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes.

Schließlich müsse der Dieb so oder so die kriminelle Energie für einen Diebstahl aufbringen. Das Geld klauen könne er aber auch heute noch, selbst wenn er den Betrag nicht ändere. Deshalb gelte früher wie heute dieselbe Faustformel: „Beim Abheben auf Abstand des Hintermanns bestehen.“

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