Bitcoin-Kurs bei 35.000 US-Dollar Börsianer im Panikmodus: Droht nach dem Kurssturz der nächste Krypto-Winter?

Bitcoin und Co. stehen weiter unter Druck. Quelle: REUTERS

Die Kurse vieler großer Kryptowährungen sind weiter eingebrochen, nun kämpft der Bitcoin um eine wichtige Marke. Die aktuelle Entwicklung nährt die Sorgen vor einer Wiederholung einer dunklen Krypto-Periode.

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Die Zeit der Krypto-Euphorie ist erst einmal vorbei: Bei Bitcoin und Co. geht der Ausverkauf weiter. Am Wochenende setze sich der Kursverfall bei Kryptowährungen fort.

Der Bitcoin, die wichtigste und bekannteste Kryptowährung, verlor innerhalb weniger Tage massiv und notierte am Montagnachmittag bei etwa 33.700 Dollar – der niedrigste Wert seit Juli 2021. Seit Erreichen des bisherigen Rekordhochs im November vergangenen Jahres (68.744 Dollar) hat die Digitalwährung gut die Hälfte ihres Werts eingebüßt. Kryptowährungen aus der zweiten und dritten Reihe verloren teils noch dramatischer an Wert.

Kursrücksetzer sind in der Welt von Bitcoin und Co. nicht ungewöhnlich. Kaum eine Anlageklasse gilt als so schwankungsanfällig wie Kryptowährungen. Immer wieder bewegen Nachrichten beispielsweise über staatliches Vorgehen gegen Kryptowährungen oder Tweets von Tesla-Chef Elon Musk die Kurse. Erst vor wenigen Wochen war der gesamte Krypto-Markt überraschend abgesackt. Vor dem Crash Anfang Januar notierte der Bitcoin noch bei etwa 46.000 Dollar. Mit dem jüngsten Einbruch setzen er und andere Kryptowährungen ihre zuletzt schlechte Entwicklung nun fort.

Am Krypto-Markt herrscht derzeit große Verunsicherung, Krypto-Anleger sind im Panikmodus. Experten führen das vor allem auf die beginnende Zinswende zurück. Anfang Januar hatte die US-Notenbank verkündet, schneller als geplant aus der lockeren Geldpolitik auszusteigen. Anziehende Zinsen wirken sich tendenziell negativ auf spekulative Anlagen wie den Bitcoin aus, denn sie entziehen dem Markt Liquidität.

„Am Markt herrscht mittlerweile mehr als eine Prise Ausverkaufsstimmung“, sagt Krypto-Experte Timo Emden vom gleichnamigen Analysehaus Emden Research. „Nahezu panisch flüchten die Anleger aus ihren Wertanlagen.“ Auch Schnäppchenjäger hielten sich gerade zurück. Fundamental wie technisch sei die Lage derzeit angespannt.

Der Bitcoin hat nämlich mehrere psychologisch und technisch wichtige Marken gerissen. Die Marke von 40.000 war die Ausgangsbasis für die Bitcoin-Rally im vergangenen Jahr, die im bisherigen Rekordhoch gipfelte. Hier setzen viele Anleger auch eine Stop-Loss-Order, um Krypto-Verluste zu begrenzen. Auch die Marke von 37.000 Dollar gilt als essenziell.



Bitcoin-Kurs: Bald bei 30.000 Dollar?

Krypto-Experten wie Emden halten deshalb einen weiteren Kursrückgang bis auf 30.000 Dollar für ein durchaus realistisches Szenario. „Viele Anleger stehen nach wie vor zwischen der schwierigen Entscheidung ihre Verluste auszusitzen oder die noch vorhandenen Buchgewinne in letzter Sekunde zu versilbern“, so Emden.

Solche Prognosen wecken Erinnerungen an eine dunkle Periode in der noch jungen Krypto-Ära: 2018 rutschte der Bitcoin-Kurs von etwa 19.000 auf unter 10.000 Dollar ab. Dort verharrte er dann drei Jahre, bis er nach dem Corona-Crash zu einer fulminanten Rally ansetzte. Ob jetzt wirklich ein zweiter, langer Krypto-Winter anbricht, kann niemand mit Sicherheit sagen.

Dagegen spricht, dass sich Kryptowährungen inzwischen im Mainstream der Finanzwelt etabliert haben. Große Finanzinstitute sprechen ihnen eine Bedeutung zu. Gerade Digitalwährungen der zweiten Reihe – wie der Ripple-Coin XRP – finden dort Anwendung. Die niedrigschwelligen Handelsangebote bei Smartphonebrokern machen Investments in Kryptowährungen für die breite Masse so einfach wie noch nie. Das bringt viele neue Anleger in den Markt. Doch es potenziert auch das Risiko von Übertreibungen.

Der Bitcoin gilt als Primus unter den Kryptowährungen – am Montag rauschte er unter 40.000 Dollar. Einige kleinere Coins haben Potenzial – und könnten für Anleger interessant sein.
von Philipp Frohn, Vinzenz Neumaier

Die einzelnen Kryptowährungen haben sich seit Mitte November, als der Bitcoin sein bisherigen Rekordhoch erreichte, unterschiedlich entwickelt. Deutlich stärker als seriöse Kryptowährungen haben die Spaß-Cyberdevisen Dogecoin (DOGE) und Shiba Inu (SHIB) eingebüßt (minus 60 beziehungsweise 77 Prozent).

Auch die aufstrebenden Krypto-Sterne Solana (SOL) und Cardano (Ada) verloren seit Mitte November stärker an Wert als beispielsweise der Bitcoin (minus 62 beziehungsweise minus 56 Prozent). Beide Coins sind unter Anlegern inzwischen sehr beliebt und gehören seit vergangenem Jahr zu den zehn größten Kryptowährungen, gemessen an der Marktkapitalisierung. Neue Daten der Social-Trading-Plattform eToro zeigen, dass der Cardano-Coin Ada das beliebteste Kryptoasset des vergangenen Jahres war.

Trotz der aktuellen Schwäche von Solana (SOL) und Cardano (Ada) übertrifft die Rendite auf Jahressicht die von Bitcoin und Ether, der zweitgrößten Kryptowährung, deutlich. Solana (SOL) verbuchte seit Anfang 2021 ein Plus von 2725 Prozent, Cardano (Ada) von 197. Dem gegenüber stehen Ether mit einem Kurszuwachs von 99,8 Prozent und der Bitcoin mit 10,6 Prozent.

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Hinweis: Dieser Beitrag erschien zuerst am 21. Januar 2022. Wir haben ihn aktualisiert und neu publiziert.

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