
Die Recherche dauerte Monate. Melanie Bergermann aus der Frankfurter Redaktion der WirtschaftsWoche hatte sich auf die dubiosen Geschäfte der Unternehmensgruppe S&K gestürzt. Ende Januar dieses Jahres warnte sie schließlich in der Titelgeschichte der WirtschaftsWoche vor den Machenschaften des windigen Firmengeflechts – „Finger weg! Wo Sie besser nicht investieren sollten“. S&K lockte Anleger mit absurd hohen Renditeversprechen. Doch Immobilien waren maßlos überbewertet, manche Immobilien gehörten dem Unternehmen gar nicht, für Anleger ein undurchschaubarer Wust. Das war drei Wochen, bevor die Staatsanwaltschaft Frankfurt bei S&K die Räumlichkeiten durchsuchte.





Doch Ruhe stellte sich in den Tagen nach Erscheinen des S&K-Artikels nicht ein. Melanie Bergermann merkte, dass sie nach der Arbeit bis nach Hause verfolgt und beschattet wurde. Nach drei Wochen holte sich die Redakteurin Hilfe. Die WirtschaftsWoche engagierte eine Sicherheitsfirma, sechs Leibwächter wurden für Melanie Bergermann abgestellt, rund um die Uhr waren immer zwei in ihrer Nähe. Sie zog sogar zwischenzeitlich in eine andere Wohnung um. Doch Bergermann recherchierte weiter, ließ sich nicht einschüchtern. Jetzt wurde sie für ihre Geschichte in der Kategorie Print mit dem "Georg von Holtzbrinck"-Preis für Wirtschaftspublizistik ausgezeichnet.
Weitere Preisträger sind:
Kategorie Online
Jens Hagen und Thomas Schmitt, Finanzredakteure bei Handelsblatt Online, für ihre Beiträge "Die Maschen der Neinsager: Versichert und verkauft" über große Versicherer, die im Schadensfall nicht zahlen wollen, und „Versicherungsvertreter: Das wahre Leben des Mehmet Göker“ über die neuen Geschäftszweige des ehemaligen MEG-Chefs.
Nadine Oberhuber und Marlies Uken, Zeit Online, für ihre Beiträge "Das ist Wucher!" und "Immer Ärger mit dem Dispo". Beide Texte berichten über die intransparente Zinspolitik, die viele Banken betreiben, wenn Kunden ihr Konto überziehen.
Kategorie Elektronische Medien
Dr. Tilman Achtnich, Redakteur beim Südwestdeutschen Rundfunk, für seine TV-Beiträge über die katastrophalen Arbeitsbedingungen im Geschäft mit Rohstoffen in "Sklavenarbeit für den Fortschritt" und die Erfolgsgeschichte des Unternehmers "Henry Ford".
Kategorie Nachwuchs
Fabian Gartmann, Focus-Reporter im Team Investigative Recherche, für die Handelsblatt-Artikel "Ein deutsches Kapital-Verbrechen" über einen Anleger-Betrüger und für "Die Abzocker" über Berufskläger, die ein lukratives Geschäft betreiben.
Der Preis wurde in diesem Jahr zum 14. Mal verliehen.