Bäume statt Beton Wald bleibt ein schwieriges Anlageobjekt

Wald gilt als solides Investment. Wer es Adel und Kirche nachtun will, braucht aber einen sehr langen Atem und Glück bei der Suche. Und seit der Pleite von German Pellets gelten Wertpapiere der Holzindustrie als riskant.

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Quelle: dpa

Ein schönes Stück Wald als Alternative zum ohnehin überteuerten Mietshaus? Ein Anlageobjekt mit hohem Freizeitwert, gesellschaftlichem Ansehen und einer kleinen, aber soliden Rendite? Bäume statt Beton - was sich in Niedrigzins-Zeiten nach einem umweltfreundlichen, sicheren und nachhaltigen Investment anhört, hat allerdings seine Tücken, warnen Experten.

Schon der Weg zum Waldbesitz ist voller Stolperfallen und Hindernisse. Zwar gibt es durchaus Makler, die sich auf Wald und Flur spezialisiert haben. Doch das Angebot gerade an größeren Flächen ist überschaubar. Mindestens 100 Hektar - das sind 1 Million Quadratmeter - sollte man für eine rentable Holzwirtschaft schon beisammen haben.

Für ein eigenes Jagdrecht - auch das ist so ein Traum manches zahlungskräftigen Anlegers - sind gesetzlich mindestens 75 Hektar vorgeschrieben. Der Einstiegspreis würde bereits bei sehr niedrig angesetzten Quadratmeterpreisen um einen Euro also bei mindestens 750 000 Euro liegen - wenn es denn überhaupt ein Angebot gäbe.

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Superman-Comic Quelle: IMAGO
WeinAuch Wein ist bei Sammlern begehrt. Den bislang höchsten Preis erzielte eine Flasche 1974er Chateau Cheval Blanc. Die einmalige Flasche wurden von einem Liebhaber für 304.000 US-Dollar gekauft. Fünfstellige Beträge sind für seltene Weine nicht ungewöhnlich. Allerdings müssen die edlen Tropfen fachgerecht gelagert werden, um weiterhin schmackhaft zu bleiben. Bestimmte Weine können ihren Wert bei richtiger Lagerung um bis zu 20 Prozent jährlich steigern. Quelle: IMAGO
Teekanne Quelle: dpa
Dinosaurierknochen Quelle: AP
FossilienFossilien zu sammeln hat einen eigenen Charme, denn die Funde sind Millionen von Jahren alt. Es gibt allerdings viele nahezu wertlose, weil häufig vorkommende Fossilien. Hinzu kommt, dass derlei Versteinerungen in manchen Bundesländern per Gesetz dem Land ganz oder zur Hälfte gehören. Auf Messen oder Fachtagungen werden Fossilien auch gehandelt. Generelle Aussagen zur Rendite sind kaum möglich und es gibt sogar Fälschungen. Quelle: Fotolia
PorzellanJahrhundertelang hüteten die Chinesen das Geheimnis der Porzellanherstellung und drohten Verrätern mit Strafe. Marco Polo brachte es erstmals nach Europa. Erst im 18. Jahrhundert lüfteten die Sachsen das Produktionsgeheimnis. Meißener Porzellan hat seitdem eine herausragende Stellung unter Sammlern in Europa. Viele Stücke erschienen in streng limitierter Auflage. Generell steigt der Wert um acht bis zehn Prozent jährlich, besonders begehrte und seltene Stücke auch deutlich mehr. Quelle: IMAGO
RumAnders als Whisky, Wein oder Cognac findet Rum erst seit kurzem immer mehr Fans unter Anlegern. Dabei ist die Vielfalt enorm und in den vergangenen Jahren erzielten kundige Rum-Sammler beachtliche Wertsteigerungen mit Flaschenpreisen von bis zu 1000 Euro. Ausgewählte Sorten verzeichneten seit 2008 Preissteigerungen um mehr als 300 Prozent. Besonders geeignet als Wertanlage sind ausgesuchte, lang gereifte Sorten und alte Abfüllungen von den karibischen Inseln. Quelle: Fotolia


„Es ist sehr schwer, in Deutschland Wald zu kaufen“, sagt Michael Freiherr von der Tann, Präsident des hessischen Waldbesitzerverbandes, der wie in anderen Landstrichen viele Adelige versammelt. Für sie wie auch für die bürgerlichen Waldbesitzer mit ihren meist kleinen Genossenschaftsparzellen oder für die öffentliche Hand gilt der Grundsatz: „Wald verkauft man nicht, den vererbt man - und zwar ungeteilt.“

EZB bestraft Sparer

Man brauche schon einen sehr langen Anlagehorizont, bekräftigte Michael Prinz zu Salm-Salm gerade in einem Interview mit dem „Tagesspiegel“: „Bei Grund und Boden denkt und lebt man in langfristigen Kategorien.“ Der Chef des Verbandes „Familienbetriebe Land und Forst“ streitet vehement gegen staatliche Eingriffe in die privaten Wälder, die ohnehin nur eine Rendite von rund einem Prozent brächten.

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Aktien, Aktienfonds, -zertifikate Quelle: REUTERS
Etwas gefragter ist die Betriebliche Altersvorsorge, auf die immerhin neun Prozent der Deutschen im Alter setzen. Förderprogramme seitens der Bundesregierung sind aktuell im Gespräch, um sie attraktiver zu machen. Quelle: Fotolia
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Genauso viele Studienteilnehmer (10 Prozent) gaben an, sich im Rentenalter von der abgeschlossenen Lebens- oder Rentenversicherung finanzieren zu wollen. Quelle: dpa
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Den Grund für die steigende Nachfrage nach Wald sieht der adelige Grundbesitzer vor allem in der Zins- und Geldpolitik der Europäischen Zentralbank: „Der Sparer wird bestraft, der Schuldner belohnt. Ein Nebeneffekt dieses Irrsinns ist, dass Sachwerte teurer werden, auch Land und Forst.“ Die Preise für Wald hätten sich in den vergangenen 20 Jahren verdoppelt. Auch die Nachfrage nach Holz hat sich in den vergangenen Jahren deutlich gesteigert.

Die hohen Anlaufkosten - Grunderwerbsteuer, Notar und Gebühren addieren sich oft zu 10 Prozent des Kaufpreises - lassen die Rendite für Wald-Neulinge aber dennoch schwinden. Auch die Grundsteuer wird jedes Jahr fällig, die Holzproduktion ist wegen vieler Umweltauflagen und Zertifizierungen vergleichsweise teuer. Waldflächen in Osteuropa oder Nordamerika bieten da weit attraktivere Renditen.


Also doch lieber Holzaktien? Die meist skandinavischen oder nordamerikanischen Holz-Aktiengesellschaften hängen eng mit der Zellstoff- und Sägewerksindustrie zusammen und sind starken Kursschwankungen unterworfen, warnt beispielsweise der Börsenexperte Robert Halver von der Baader-Bank.

Nicht gerade gestärkt wurde das Vertrauen potenzieller Holz-Anleger mit der Pleite des Unternehmens German Pellets aus Wismar an der Ostsee. Rund 270 Millionen Euro in Schuldverschreibungen und Genussscheinen stehen im Feuer, wenn die Insolvenzverwalterin Bettina Schmudde ab Juli die ersten Gläubigerversammlungen abhält.

Immerhin ist es gelungen, die Produktionswerke weitgehend an andere Investoren abzugeben - aber die Einlagen könnten zum größeren Teil verloren sein. Gegen den German-Pellets-Gründer Peter Leibold laufen Ermittlungen wegen des Verdachts der Unterschlagung.

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