
Wer dachte, dass Banken nach der Finanzkrise und Niedrigzinsphase aus dem Gröbsten heraus seien, hat sich getäuscht. Im Gegenteil: Das Schlimmste kommt erst noch. Nach den desaströsen Zahlen, die das Beratungsunternehmen Bain & Company zu Tage gefördert hat, ist der jüngst bekannt gegebene großdimensionierte Jobabbau etwa bei der Deutschen Bank oder der HypoVereinsbank nur der Auftakt zu einem noch größeren Stellenstreichkonzert, bei dem die gesamte Bankenbranche mitspielen wird.
Vor wenigen Tagen hat Michael Kemmer, Präsident des Bundesverbands deutscher Banken, die Kreditinstitute sowie deren Mitarbeiter und Kunden auf eine „freudlose Kostenquetscharie“ eingestellt. Die Bain-Berater liefern jetzt die konkrete Partitur für diese Arie nach. Und die hat es in sich.





Weil die Banken so schlecht verdienen, müssen sie laut Bain in den kommenden zehn Jahren in Deutschland 125.000 Stellen abbauen. Weitere 115.000 Arbeitsplätze, so schätzt das Beratungsunternehmen, werden in Servicegesellschaften ausgelagert. Diese Jobs existieren dann zwar noch, aber nicht mehr in den Banken selbst – und bieten deutlich schlechtere Konditionen für die Arbeitnehmer.
Die wenigsten Banken verdienen ihre Kapitalkosten
Warum sind Umstrukturierungen in dieser Größenordnung nötig? Laut Bain-Diagnose verdienen nicht einmal sechs Prozent der deutschen Banken ihre Kapitalkosten. Zwar erzielen sie im Schnitt eine positive Eigenkapitalrendite von 2,1 Prozent, machen damit aber insgesamt 25 Milliarden Euro weniger Gewinn, als zur Deckung der Kapitalkosten von 7,7 Prozent nötig wären.
Verbrennen Banken also Geld? Nein, denn mit dem Konzept der Kapitalkosten betrachtet die Bain-Studie die Banken durch die Brille eines ungebundenen Investors, der sein Geld auch in allen anderen Bereichen der Wirtschaft anlegen könnte und daher die durchschnittliche Rendite am Kapitalmarkt in sein Kalkül einbezieht. Setzt man diesen allgemeinen Maßstab an, schneiden Banken als Investments schlechter ab als der Rest des Kapitalmarkts. Und das, obwohl sie Gewinn erzielen.
Die zehn wichtigsten jungen Finanzdienste aus dem Internet
Die zehn wichtigsten jungen Internet-Finanzdienste
Quelle: Unternehmen, eigene Recherche
Geschäftsmodell: Girokonto auf dem Smartphone
Sitz: Berlin
gegründet: 2013 von Jonas Piela, Oliver Lukesch und Wilken Bruns
größte Geldgeber: Business Angels
Nutzer: nicht veröffentlicht
Mitarbeiter: 9
Geschäftsmodell: Social Trading: ambitionierte Anleger folgen erfahrenen Spekulanten
Sitz: Frankfurt, London
gegründet: 2009 von Robert Lempka und Thomas Winkler
größte Geldgeber: Luminor Capital
Nutzer: 80.000
Mitarbeiter: 47
Geschäftsmodell: Internet-Zahldienst und Festgeld
Sitz: Stockholm, Köln
gegründet: 2005 von Sebastian Siemiatkowski
größte Geldgeber: Sequoia Capital, Atomico
Nutzer: 25 Millionen
Mitarbeiter: 1.100
Geschäftsmodell: Scoring-Algorithmus zum Aufbau einer digitalen Bank
Sitz: Hamburg
gegründet: 2012 von Sebastian Diemer
Investoren: Värde Partners, Blumberg Capital, Pont Nine Capital
Kunden: 2 Millionen Nutzer gescored, bei 9 Niederlassungen
Mitarbeiter: mehr als 200
Stand:Oktober 2014
Geschäftsmodell: Private Finanzplanung über soziales Netzwerk
Sitz: Köln
gegründet: 2012 von Dieter Fromm und Johannes Cremer
größte Geldgeber: Dieter von Holtzbrinck Ventures, Family Offices
Nutzer: etwa 5000
Mitarbeiter: 12
Geschäftsmodell: Vermittlung von Bank- und Privatkrediten
Sitz: Berlin
gegründet: 2007 von Alexander Artopé und Eckart Vierkant
größte Geldgeber: Earlybird
Nutzer: nicht veröffentlicht
Mitarbeiter: über 100
Geschäftsmodell: Kursprognosen durch Auswertung sozialer Netzwerke
Sitz: Köln
gegründet: 2011 von Jonas Krauß und Stefan Nann
größte Geldgeber: Ayondo, eigenes Management
Nutzer: 2.700
Mitarbeiter: 7
Geschäftsmodell: Automatisierte Geldanlage
Sitz: Frankfurt
gegründet: 2013 von Thomas Bloch, Yassin Hankir und Oliver Vins
größte Geldgeber: Business Angels
Nutzer: 200 Testkunden, Ziel bis 2018: 100.000
Mitarbeiter: 14
Geschäftsmodell: Festgeldanlagen bei internationalen Banken
Sitz: Berlin
gegründet: 2013 von Tamaz Georgadze, Frank Freund, Michael Stephan
größte Geldgeber: Index Ventures
Nutzer: Etwa 5.000
Mitarbeiter: 30
Geschäftsmodell: Social Trading: Anleger folgen erfahrenen Händlern und Profis
Sitz: Wien
gegründet: 2011 von Andreas Kern
größte Geldgeber: Speedinvest, Verlagsgruppe Handelsblatt
Nutzer: 28.000
Mitarbeiter: 24
Zur Relativierung muss man an dieser Stelle sagen, dass die Eigentümer vieler Banken keine Kapitalmarktinvestoren sind und daher andere Maßstäbe anlegen. Kommunale Sparkassen, kundeneigene Volksbanken und natürlich Landesbanken oder staatliche Förderbanken haben einen anderen Auftrag, als ihren Anteilseignern den maximalen Gewinn zu liefern. Sie sollen Verbraucher und Unternehmen in der Fläche mit Konten und Krediten versorgen und damit einen gesellschaftlich und volkswirtschaftlich erwünschten Beitrag leisten.